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Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Titel: Mondberge - Ein Afrika-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Martin Meyer , Andreas Klotz
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jetzt Bescheid. Die Geier wurden von dem Geruch angezogen, der sich langsam ausbreitete. Der Tod war allgegenwärtig.
    Eine Stunde später machte sich der um einige Gefangene angewachsene Treck auf den Weg zurück zum Lager. Bei der ersten Pause schaltete Paul sein Satellitentelefon ein, um Bernard eine Nachricht zu schicken: »Auftrag erfolgreich ausgeführt.« Der Präsident antwortete umgehend. Telefonisch. Das kam selten vor. Meistens kommunizierte Paul mit ihm über Textnachrichten. So war es schwieriger nachzuverfolgen, wo er sich gerade aufhielt. Die Häscher der UN waren der ALR immer dicht auf den Fersen.
    Bernard bedankte sich bei seinem General für die gelungene Aktion. Als Paul die Stimme des Präsidenten hörte, verkrampfte sich augenblicklich sein Gesicht. Der alte Ärger stieg wieder in ihm hoch. Bernard saß in Deutschland, während Paul in Zaire die Drecksarbeit machte. Der Präsident bekam zwar regelmäßig seine Berichte, doch nun war er schon seit mehreren Jahren nicht mehr vor Ort gewesen. Auch vorher war er schon lange nicht mehr persönlich in Kämpfe verwickelt gewesen, hatte nicht mitbekommen, wie viel Energie es kostete, die Soldaten – vor allem die jüngeren – immer wieder anzutreiben. Nach Nächten wie der vergangenen musste Paul die Männer jedes Mal daran erinnern, wofür sie kämpften.
    Bernard teilte ihm mit, dass die Deutschen in Uganda angekommen waren. Der Kurier hatte sie in der Lodge in Entebbe gesehen. Bernard wies noch einmal eindringlich darauf hin, dass die Frau am wichtigsten sei. Die anderen waren egal, mussten aber dabei bleiben, um Verwirrung zu stiften. Sie wollten einen letzten Trumpf in der Hand haben, wenn die Verhandlungen begannen. Dann legte der Präsident auf.
    Müde und wütend betrachtete Paul das Satellitentelefon in seiner Hand. Er seufzte, hob den Kopf und bemerkte die Jungen Mugiraneza und Hitimana wenige Meter vor sich erschöpft auf einem Baumstamm sitzend. Mugiranezas Augen waren blutunterlaufen. Als Paul ihn anschaute, senkte der Junge sofort seinen Kopf. Hitimana hielt Pauls Blick weiterhin trotzig stand. Kurz spannte Paul den Körper an, als wolle er aufspringen, ließ dann jedoch wieder locker und nickte dem Jungen zu. Er brauchte gute Soldaten, vor allem, seit die Vereinten Nationen seine Leute mit der Aussicht auf gute Jobs aus der Armee herauslockten.
    Paul dachte an die Aufgaben, die vor ihm lagen. An der Struktur der ALR musste sich dringend etwas ändern. Ein Präsident musste einfach vor Ort sein. Nicht in Deutschland. Paul musste sich also mit ein paar außerordentlichen Aktionen in Szene setzen, dann hatte er gute Chancen, den unterschwellig bereits schwelenden Machtkampf für sich zu entscheiden. Alles würde sich allerdings anders darstellen, wenn er Bernards Pläne durchkreuzte. Sollte Bernard in Deutschland verurteilt werden, dann wäre er für viele Jahre weg vom Fenster. Dann würde Pauls Stern aufgehen.
    Im Kopf hatte der General schon längst den Trupp zusammengestellt, der in den nächsten Tagen den Weg über die Berge antreten sollte, um den Touristen entgegenzuziehen. Sie mussten schnell sein und durften um keinen Preis auffallen. Eine große Truppe wie die, mit der er gerade unterwegs war, eignete sich dazu nicht. Bisweilen breiteten Informationen sich wie ein Lauffeuer über den Ruwenzori aus. Die Reisegruppe könnte gewarnt werden.
    Paul setzte eine letzte Nachricht an seinen Kontakt in der Touristengruppe ab und bekam schon wenige Minuten später eine Antwort: Am nächsten Vormittag sollte die Wanderung der ahnungslosen Touristen beginnen. Alles lief nach Plan.

9
    Nyakalengija, am Morgen des 11. Juni
    Der griechische Mathematiker und Geograf Claudius Ptolemäus hat soeben sorgfältig eine Karte Afrikas gezeichnet. Er überlegt kurz, nimmt dann den Stift noch einmal zur Hand, setzt ein Gebirge, die Quelle des Nils und einen Namen dazu – »Montes Lunae« – und lehnt sich zufrieden zurück. Er ahnt nicht, was er damit anrichtet.
    Man schreibt das Jahr 150 nach Beginn der christlichen Zeitrechnung. Auf den Schriften des Neuen Testaments trocknet die Tinte. Pius I. ist der zehnte Bischof in Rom. Die Steintürme des Limes grenzen das Römische Reich von den Barbaren im Norden ab. Die Geschicke der Germanen an Nord- und Ostsee werden von den Göttern Odin, Freya und Thor geleitet.
    Ptolemäus bezieht sich in seinen Aufzeichnungen auf den Bericht eines gewissen Herodot, der sechshundert Jahre zuvor eine unerschöpfliche Quelle

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