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Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Titel: Mondberge - Ein Afrika-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Martin Meyer , Andreas Klotz
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Rucksack nach dem anderen verschwand in der Tiefe. Hin und wieder hörte Tom das gedämpfte Geräusch des Aufschlagens tief unter ihm. Nach wenigen Minuten war von dem Überfall nichts mehr zu sehen außer dem zuckenden Körper von Manfred, die toten Träger und dem Leichnam des offenbar von Michael getöteten Soldaten. Paul rief einen scharfen Befehl. Mehrere der Männer traten an die Körper heran. Zuerst warfen sie ihren Kameraden über eine Klippe. Der Körper schlug außerhalb von Toms Sichtfeld hörbar auf. Die Leichen der getöteten Träger folgten ihm umgehen. Dann griffen die Männer nach Manfred, hoben ihn hoch, zerrten ihn zum Abgrund. Er öffnete den Mund, mit den wenigen gestammelten Lauten kam Blut. Die Rebellen stießen ihn über die Kante in den Abgrund. Kurz darauf hörte Tom einen dumpfen Schlag. Übrig blieben nur Blutflecken. Er blickte in entsetzte Gesichter. Danach begannen sie mit dem halsbrecherischen Abstieg ins untere Kitandara-Tal.
    Peter, der beim ersten Auftauchen der Soldaten erstaunlich ruhig gewesen war, verwickelte Paul in eine hitzige Diskussion, die Tom nicht verstand, da die beiden auf Französisch miteinander sprachen. Schließlich ließ sich Peter wieder etwas zurückfallen. Er fragte Andrea, wie es ihr gehe.
    »Mir tut alles weh, aber ich bin nicht verletzt ...«, antwortete sie.
    »Okay, das beruhigt mich.« Peter wirkte nervös und angespannt.
    »Du kannst ja nichts dafür«, sagte sie. Er antwortete nicht.
    »Was wollen die von uns?«, fragte Tom angestrengt.
    »Das weiß man nie so genau ...«, sagte Peter ausweichend.
    »Haben sie denn nichts gesagt?«, bohrte Tom weiter.
    »Du hast es ja gehört: Sie werden es uns sagen, wenn wir an den Kitandara-Seen sind.«
    Wortlos ging Andrea neben Tom her. Vor ihnen verschwand auch die letzte Nebelbank und gab die Sicht auf das Kitandara-Tal frei. In der seidig glatten Fläche des oberen Kitandara-Sees spiegelten sich die umliegenden Bergspitzen, üppige Pflanzen türmten sich in allen Farben vor ihnen auf. Senezien beherrschten die Hänge und Lobelien stachen in den Himmel. Gelbe, braune, orangefarbene und grüne Moose bedeckten jeden Zentimeter der Landschaft. Die tiefschwarzen, feucht glänzenden Hänge des Mount Baker glitzerten in der Nachmittagssonne. Das Panorama war gewaltig und überlagerte jede andere Regung. Als Tom in Ergriffenheit seinen Schritt verlangsamte, bohrte sich der Lauf einer Kalaschnikow unmissverständlich in seine Seite. Er musste weitergehen.

24
    Ruhija, Bwindi Impenetrable National Park, 14. Juni
    Georg legte den Rucksack mit den Probenröhrchen für den Gorillakot neben sich, schob einige Äste zur Seite und entdeckte ihn, nur wenige Meter vor sich. Groß und massiv, den silbrig glänzenden Rücken dem Forscher zugewandt, saß ein Berggorilla mitten auf einer sonnendurchfluteten Lichtung, rupfte dann und wann ein paar Blätter von einem nahe stehenden Busch und stopfte sie sich in den Mund. Tausende kleiner Fliegen und Mücken umschwärmten ihn und tanzten in der Sonne. Trotz seiner jahrelangen Erfahrung war Georg immer noch fasziniert und ergriffen, wenn er diese stattlichen Tiere beobachtete. Harald stand neben ihm und lächelte zufrieden.
    In diesem Moment stürzten zwei kleine Berggorillas aus dem Gebüsch, tobten wild kreischend über die mit Disteln und Farnen zugewachsene Wiese, rannten auf ihren Vater zu, der seine riesige Hand hob, um sie zu bändigen. Einer der kleinen Berggorillas richtete sich plötzlich auf und trommelte mit den Handflächen auf seine Brust – ganz nach dem Vorbild eines ausgewachsenen Berggorilla-Silberrückens. Das klopfende Geräusch hallte durch den Wald, der den Tieren Schutz bot.
    Dichtes Gebüsch verdeckte das Spiel der Jungtiere immer wieder. Die Urwaldriesen spendeten Schutz vor der intensiven afrikanischen Sonne und zugleich vor den regelmäßigen Regenschauern. Ein Bündel Lichtstrahlen bahnte sich seinen Weg durch das grüne Blättermeer hindurch und brach sich in einem filigranen Spinnennetz. Menschen betraten diese Gegend so gut wie nie.
    Die Gorillagruppe Oruzogo wurde gerade an Menschen gewöhnt. Ein Prozess, der dringend nötig war, um Touristen anzulocken und so Geld in die notorisch leeren Kassen des Nationalparks zu spülen. Georg sah die Tiere an diesem Tag zum ersten Mal, denn Harald war für die so genannte Habituierung der Gruppe zuständig. Bislang hatten die insgesamt vierzehn Berggorillas nur ihn und ein paar einheimische Ranger kennen und

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