Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Titel: Mondberge - Ein Afrika-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Martin Meyer , Andreas Klotz
Vom Netzwerk:
verlieren kann. Du weißt, wie stabil diese Beutel sind und wie gut ich mich darin verstehe, Halsbänder zu machen.« Kambere nickte zustimmend. »Die Geister waren sehr unruhig in diesen Tagen.«
    Tausend Fragen rasten Kambere durch den Kopf. Bedeutete das, dass in den letzten Jahren zwei Menschen, die versucht hatten, das Tal zu verlassen, genau dies mit ihrem Leben hatten bezahlen müssen?
    Ein lauter Ruf schallte durch das Tal. Kurz darauf begannen die Frauen des Dorfes zu singen. Die mehrstimmigen Melodien legten sich wie ein Gesangsteppich über die Bäume, das Wasser reflektierte den Schall, die Berge warfen ihn wieder zurück. Mbusa und Kambere gingen durch den Wald zurück zum Lager.
    »Hat es mal jemand geschafft, das Tal für immer zu verlassen?«, fragte Kambere, kurz bevor sie die anderen erreichten.
    »Nein«, antwortete Mbusa, »bisher nicht.«
    Mbusa blieb stehen, betrachtete Kambere sehr ernst. »Aber wir haben eine Weissagung erhalten. Vor ein paar Tagen.« Er trat näher an Kambere heran. »Der Zeitpunkt einer Beschneidungsfeier ist kein Zufall. Das weißt du sicherlich. Jedes Mal, wenn die Jungen des Dorfes beschnitten werden, erneuert sich die Tradition unserer Gemeinschaft. Und immer gibt es einen engen Zusammenhang mit den Geschehnissen um uns herum. Wir sind ein Teil dieses Gebirges, wir leben hier und wir haben einen Auftrag. Jedes Mal, wenn die Erfüllung dieses Auftrags in Gefahr gerät, jedes Mal, wenn unser Volk bedroht ist, dann wird eine neue Generation ausgerufen.«
    Davon hatte Kambere noch nie etwas gehört. »Welchen Auftrag haben wir denn?«
    Mbusa sah sich nach allen Seiten um. Niemand war zu sehen.
    »Ich weiß nicht, was das alles bedeutet. Aber es geschehen ungewöhnliche Dinge um uns herum. Die Rückkehr unserer verletzten Freunde vor ein paar Tagen hat die Ältesten sehr beunruhigt. Sie haben Entscheidungen getroffen. Die Welt verändert sich. Aber wer die Berge nicht kennt, der wird hier umkommen. Es sei denn, er lernt im Laufe der Zeit zu verstehen, was um ihn herum geschieht. Dann verändert sich alles.«
    Kambere versuchte Mbusas Worte zu verstehen. Doch es gelang ihm nicht. Wovon sprach er? Bevor er fragen konnte, fuhr Mbusa mit leiser Stimme fort: »Wir sind es, die die Geister der Mondberge beschützen. Sie kommen in die Berge hinauf, um sich von ihren Mühen zu erholen. Sie sind bei uns – jeden Morgen, jeden Tag, jede Nacht. Wir brauchen sie, um zu leben, sie brauchen uns, um Kraft zu schöpfen. Und sie sind mächtig. In den letzten Wochen haben sich jedoch die Anzeichen verdichtet, dass um uns herum in den Schluchten und Tälern, auf den Bergspitzen und in den Wäldern Unruhe entstanden ist. Unsere Aufgabe ist es, die Ordnung wieder herzustellen. Deswegen findet die Beschneidung statt. Unser Volk erneuert sich! Und du bist ein Teil dieser Erneuerung. Ich habe die Alten über dich sprechen hören. Sie erwarten große Dinge von dir.«
    »Ich verstehe nicht, Mbusa«, rief Kambere unwirsch aus. »Was bedeutet das alles? Was habe gerade ich damit zu tun?«
    »Aus irgendeinem Grund haben sie dich auserwählt. Du sollst unser Volk vor dem Untergang retten, damit die Geister und Ahnen sich weiterhin in unseren Schutz begeben können.«
    »Wie stellen die sich das denn vor? Sind die Geister denn überhaupt in Gefahr?«
    »Lange Zeit waren sie hier oben ungestört, weil die Menschen ihre Gesetze respektiert haben. Aber das hat sich geändert. Als unsere Großeltern aus ihren Dörfern vertrieben wurden, da haben die Berggeister ihnen den Weg hierher gezeigt. Tagelang sind sie durch unwegsames Gelände gelaufen, bis sie dieses Tal erreicht hatten. Sie wurden erwartet und willkommen geheißen. Seitdem beschützen wir die Geister, und die Geister beschützen uns.«
    »Wer bedroht uns jetzt?«, fragte Kambere atemlos.
    »Selbst die Alten rätseln darüber. Sie wissen lediglich, dass die Bedrohung näher kommt. Jeden Tag. Jede Stunde. Und dass es einer aus unserer Mitte ist, der für lange Zeit Sicherheit herbeiführen kann.«
    »Meinst du also, dass ich ausgewählt wurde, das Dorf zu verlassen?«
    »Das kann eigentlich nicht sein. Denn für jeden, der das Tal verlässt, muss jemand eintreten. Aber keine von unseren Frauen ist schwanger. Es gibt keinen Ersatz für dich.«
    Kambere spürte eine Veränderung in der Luft, konnte jedoch nicht genau sagen, worin sie bestand. Jetzt erst bemerkte er, wie still es war. Kein Geräusch drang an sein Ohr. Nur das Blut pulsierte in seinen

Weitere Kostenlose Bücher