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Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Titel: Mondberge - Ein Afrika-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Martin Meyer , Andreas Klotz
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unterdrückt habt. Und das versucht ihr heute immer noch, indem ihr uns vorschreibt, wie wir leben sollen. Aber das ist unser Land. Unser Kontinent. Afrika wird eines Tages aus dem Schlaf erwachen und sich erheben. Gegen all die Kapitalisten und Kolonialisten, die uns jahrhundertelang bis aufs Blut ausgesaugt haben.«
    Andrea atmete tief durch, dann straffte sie ihren Rücken und setzte trotz geflüsterter Warnungen von Tom zu einer Antwort an. »Ich bin 1975 geboren. Ich habe mich seit ich vierzehn war, politisch engagiert. Ich habe immer versucht, gegen die Ungerechtigkeit in der Welt zu kämpfen. Und ich tue das heute noch.« Sie machte eine kurze Pause, in der niemand etwas sagte. Dann fügte sie mit klarer Stimme hinzu: »Ihr habt die Falschen erwischt!«
    Für einen Moment sah Paul aus, als wollte er auf sie zuspringen, um sie zu schlagen, doch dann verzog sich sein Gesicht zu einem breiten Grinsen und er brach in dröhnendes Gelächter aus. Tränen rannen ihm dabei aus den Augen, und der gesamte Körper geriet in Schwingungen. Seine Soldaten stimmten in das Lachen ein. Paul hielt sich den Bauch, dann wandte er sich einfach um.
    Über die Schulter rief er noch: »Glaub mir, meine Verehrte, ihr seid genau die Richtigen. Euch wollten wir schnappen.« Dann verließ er den Platz und ordnete den Aufbruch an.
    Tom bemerkte ein gefährliches Funkeln in Andreas Augen. Sie hatte die Hände zu Fäusten geballt und wirkte, als würde sie als nächstes Gift versprühen.
    Eine halbe Stunde später waren sie wieder auf dem Weg, der sich als schmaler Schlammpfad entpuppte und sich in steilen Windungen den Hang hinab schlängelte. Als Tom den Kopf hob, wurde er jäh daran erinnert, dass sich das Leid seiner Gruppe vor einem atemberaubenden Hintergrund abspielte. Vor ihnen im Westen breitete sich eine weite Ebene aus. Die sanft abfallenden Hänge mit ihren schmalen Schluchten waren über und über bewachsen. Grüntöne in allen Schattierungen – von hellem jungem Grün bis zu dunkelgrünen Flecken – überschwemmten das Land, das unter ihnen lag. Der Dunst hatte sich im Laufe des Morgens gelichtet. Sonnenstrahlen schoben sich durch die Wolken, fielen bis auf den Grund der Ebene und wärmten die Hänge auf. Der Kongo lag vor ihnen. Bald würden sie die Grenze überschreiten, wenn das nicht schon längst geschehen war.
    Sie marschierten Stunde um Stunde und bewegten sich dabei fast immer in südwestlicher Richtung. Am Nachmittag schlugen sie ein Lager im Schutz eines Felsüberhangs auf. Hier standen ein paar provisorische Hütten, in einer von ihnen warteten zwei junge Soldaten auf die Ankommenden; alles deutete aber darauf hin, dass der Platz schon lange nicht mehr benutzt worden war.
    Tom ließ sich an einer Felswand nieder, wo bereits die meisten aus seiner Gruppe erschöpft auf dem Boden saßen. Schnell blickte er von einem zum anderen und war beruhigt: Alle waren da. Dass Peter sie jedoch ohne Nachricht verlassen hatte, enttäuschte Tom noch immer. Aber bevor er weiter darüber nachdenken konnte, setzte sich Andrea neben ihn. Sofort spürte Tom Wärme, die sich in seinem gesamten Körper wohlig ausbreitete.
    Er legte ihr den Arm um die Schultern, und sie ließ sich an seine Seite sinken. Sie roch nach Schweiß, ihre Haare waren ungewaschen und der Dreck hatte sich tief in die Haut ihrer Hände gefressen. Tom störte das nicht. Es ging ihm etwas besser, denn sie waren viele hundert Meter abgestiegen. Andreas Körper zitterte zunächst noch, wurde dann aber zusehends ruhiger. Tom schloss für einen Moment die Augen und versuchte, sich auf eine sattgrüne Wiese irgendwo in Norddeutschland zu träumen. Er hörte schon die Möwen über sich schreien und schmeckte das Salz in der Luft, als ihn ein harscher Befehl aufschreckte.
    »Das ist hier kein Erholungsurlaub!«
    Innocent hatte sich vor ihnen aufgebaut.
    Hinter ihm standen die beiden Jungen, mit denen Andrea am Morgen leise gesprochen hatte. Mugiraneza und Hitimana. In ihren zu großen Tarnuniformen und mit den Gewehren muteten sie martialisch an. Sie versuchten offenbar so auszusehen wie richtige Soldaten, und doch wirkten sie mehr wie Spielzeugsoldaten, die in die Realität gestoßen worden waren.
    »Steh auf! Sofort!«, brüllte Innocent Andrea an, die sich daraufhin langsam erhob. »Der Chef will dich sprechen.«
    Er sprach nur mit Andrea, die sich den Dreck von der Hose wischte und dann langsam hinter Innocent herging. Die zwei verschwanden in einer der Hütten.
    Tom

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