Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Titel: Mondberge - Ein Afrika-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Martin Meyer , Andreas Klotz
Vom Netzwerk:
an, dann sagte sie: »Du musst ihnen erzählen, wer du bist. Sie werden dich verstehen. Da bin ich sicher.«
    »Nein, das kann ich nicht. Sie werden mich hassen, wenn sie erfahren, dass ihnen das hier nur meinetwegen passiert.«
    »Das lässt sich aber nicht mehr ändern.«
    »Ich verstehe einfach nicht, was die von mir wollen. Wollen sie einfach nur ein hohes Lösegeld erpressen?«
    Birgits Augen blitzten für einen Sekundenbruchteil auf, als sie Andrea ansah. Dann schüttelte sie langsam den Kopf. »Nein, das glaube ich nicht. Da steckt noch etwas anderes dahinter.«
    »Aber was denn? An was denkst du?«
    Birgit wandte sich ab. Verstohlen wischte sie sich eine Träne aus dem Augenwinkel. Die Sonne schien mittlerweile unbarmherzig auf sie herab, trotzdem war es immer noch kalt.
    »Nichts, ich weiß doch auch nichts.« Birgit erhob sich, ging zu ihrem Platz zurück und starrte frustriert zu Boden.
    »An was hast du eben gedacht? Verheimlichst du mir etwas?«, flüsterte Andrea, die ihrer Freundin ratlos nachsah.
    Dann erhob sie sich, innerlich zu aufgebracht, um einfach sitzen zu bleiben. Warnende Blicke der Soldaten zielten sofort auf sie. Andrea deutete auf das kleine Areal abseits der Hütten, wo die Gefangenen ihre Notdurft verrichten konnten. Es gab keinen Sichtschutz, daher musste sich Andrea vor aller Augen auf den Boden hocken. Ihre Leidensgenossen schauten solidarisch in eine andere Richtung. Aber die Soldaten, vor allem die etwas älteren, sahen ihr offen zu, schienen sich sogar über sie zu unterhalten. Dann setzte sich einer in Bewegung. Andrea stand sofort auf, zog sich die Hose hoch, aber er war schneller. Er packte sie, drehte sie um und presste sich von hinten an sie. Sie versuchte sich zu wehren, doch er war deutlich stärker. Er griff mit einer Hand unter ihre Jacke, umfasste eine ihrer Brüste mit hartem Griff und keuchte ihr ins Ohr.
    Dann ging alles sehr schnell. Plötzlich war Tom da, schlug dem Soldaten die Faust mitten ins Gesicht und brüllte wie ein wild gewordenes Tier. Der Soldat löste seinen Griff, taumelte zu Boden, während Andrea zu ihren Freunden floh. Zwei andere Rebellen eilten ihrem Kameraden zur Hilfe, warfen sich auf Tom und prügelten unbarmherzig auf ihn ein. Michael stürzte nun ebenfalls auf das Menschenknäuel zu, die Soldaten brüllten, Birgit kreischte hysterisch. Gerade als auch Martin sich in das Gemenge werfen wollte, zerriss ein Schuss das Chaos. Paul stand mitten auf dem Platz, seine Pistole in der Hand, die er nun auf die Kämpfenden richtete. Ein weiterer Schuss ertönte. Erde und Steine spritzten direkt vor den Männern auf, die erschrocken auseinanderstoben und die Sicht auf Tom freigaben. Er lag reglos auf dem Boden.
    »Ich werde euch alle eigenhändig erschießen, wenn ihr hier den Aufstand probt«, brüllte Paul.
    Die Soldaten waren wie angewurzelt stehen geblieben. Dann bewegte Tom sich stöhnend.
    »Wenn es noch einmal eine von euch Missgeburten wagen sollte, diese Frau anzufassen, dann mache ich euch kalt!«, blaffte Paul seine Leute an.
    Die Soldaten zogen die Köpfe ein. Paul schien übermenschliche Macht über sie zu haben. Er wandte sich ab und die Soldaten verzogen sich stumm zu ihren Kameraden.
    Als Paul in seiner Hütte verschwunden war, eilte Andrea auf Tom zu, der sich vor Schmerzen wand. Birgit kam ihr sofort nach. Tom blutete aus Mund und Nase. Prellungen, Abschürfungen und vermutlich eine angebrochene Nase, aber offenbar nichts, was lebensbedrohlich war. Andrea half ihm aufzustehen. Sie brachten ihn zu einer Stelle, wo der Boden etwas weicher war, und legten ihn auf die Erde. Birgit tupfte das Blut mit einem einigermaßen sauberen Tuch ab, gab ihm einen Schluck zu trinken und sah sich seine Wunden an.
    Er hatte ihr helfen wollen. Das sollte Andrea doch als Beweis reichen, dass sie ihm vertrauen konnte. Als sie sich über ihn beugte, bemerkte Tom die vielen Fragen in ihren Augen. Ja, er hatte ihr nicht alles gesagt. Aber sie war offenbar auch nicht ganz ehrlich gewesen.

28
    Ruwenzori, am Abend des 15. Juni
    Ein Schwarm Kammschnabelturakos schwebte lautlos über die steilen Hänge des Ruwenzori. Ihre blauen Rücken und die leuchtend roten Schwungfedern hoben sich deutlich von dem immergrünen Urwald ab. Mit einem durchdringenden Kreischen ließen sie sich in den Baumwipfeln nieder und verschwanden zwischen den Blättern.
    Das Lager auf dem schlammigen Platz wurde an der Nordseite von einer feucht glänzenden Felswand begrenzt, die fünfzig Meter

Weitere Kostenlose Bücher