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Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Titel: Mondberge - Ein Afrika-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Martin Meyer , Andreas Klotz
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steil in die Höhe ragte.
    Pauls Hütte lag am rechten Rand des Lagers. Von dort hatte der General den perfekten Überblick über das ganze Areal. Sie war aus groben Brettern zusammengesetzt und durch die Spalten dazwischen wehte der kalte Wind. Als Dach diente ein Stück Wellblech, das auf der Hütte lag. Die Behausung wirkte, als würde sie schon seit vielen Jahren dort stehen. Das Holz war vom Wetter gezeichnet und faulte von unten her langsam weg.
    Daneben befanden sich offene Verschläge für die Soldaten. Die alten Planen darüber trotzten dem Regen nur notdürftig, der im Laufe des Tages immer wieder vom Himmel fiel. Die Männer lagerten in kleinen Gruppen zusammen, hatten sich in löchrige Decken eingewickelt und mit Plastikfolien abgedeckt, damit sie nicht völlig durchnässt wurden. Die Verschläge und Pauls Hütte bildeten einen Wall, der jeweils rechts und links fast bis an den hohen Felsen heranreichte.
    Von ihnen eingeschlossen saßen die Entführten dicht an der überhängenden Felswand zusammengedrängt, die sie zwar einigermaßen vor Nässe schützte, aber der eisige Wind trug die Feuchtigkeit immer wieder zu ihnen heran. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis sie krank werden würden.
    Das Blut in Toms Gesicht war getrocknet, rote Streifen und blaugrüne Flecken ließen ihn aussehen, als habe er einen abenteuerlichen Stunt versucht, sei dabei jedoch kläglich gescheitert. Ein Auge war halb zugeschwollen.
    Birgit setzte sich neben ihn. Während ihr Körper ihr mit Anspannung zu gehorchen schien, zeigten ihre Gesichtszüge und die matten Augen eine tiefe Frustration. Nachdem sie eine Weile schweigend neben ihm ausgeharrt hatte, begann sie zu reden, ohne ihn dabei anzusehen.
    »Paul hat Andrea bessere Unterkünfte angeboten.«
    Tom hob überrascht den Kopf.
    »Dafür muss Andrea mit ihm schlafen«, fuhr Birgit fort. Tom sah sie entsetzt an. »Wir würden auch besseres Essen bekommen ...«
    Tom richtete sich auf.
    »Findest du nicht, sie sollte das für uns tun? Schließlich sind wir nicht zufällig in diese Lage geraten ...«
    »Was meinst du damit?«, brachte Tom stammelnd hervor.
    »Das solltest du Andrea am besten selber fragen ...« Sie erhob sich.
    »Was spielst du hier für ein Spiel?« Er sprang auf und versuchte Birgit zurückzuhalten.
    Sie entwand sich seinem Griff und schaute ihn kalt an: »Tom, das ist kein Spiel.«
    »Verdammt, das weiß ich. Aber was ist hier eigentlich los?«
    Birgit wandte sich ab und ging auf Martin und Steve zu, die sich eine Decke teilten und ihr nun Platz darunter machten. Tom starrte ihr fassungslos nach.
    Er blickte unruhig um sich und versuchte, Ordnung in seine Gedanken zu bringen. Sie befanden sich an einem Berghang mit vielen Büschen, der vor ihnen fast sanft ins Tal abfiel. Der Boden war von dichten Moosen bedeckt. Hinter ihm erhob sich die Felswand, in der Entfernung konnte er einige Bergspitzen ausmachen, deren Namen er vergessen hatte. Für einen Moment sah er Schnee auf den schroffen Felsen weit oben in der untergehenden Sonne glitzern. Rechts nahm er die weiten Ebenen des Kongo wahr, die jedoch immer wieder von Wolken und Dunst verdeckt wurden. Das Wetter wechselte ständig zwischen Sonnenschein, der seine kalten Knochen wärmte, und feinem Nieselregen, der sich in der Kleidung festsetzte und die Haare auf der Haut zu Berge stehen ließ.
    Einer der Rebellen trat an die drei unter der Decke heran, blieb vor ihnen stehen, blickte auf Steve herab. Dann spuckte er vor ihm aus. »Bei uns hängt man schwule Arschficker wie euch am nächsten Baum auf«, zischte er ihm zu und ging weiter. Steve regte sich nicht.
    Eine leer gekratzte Blechschüssel zeugte von dem Maisbrei, den man den Gefangenen gegeben hatte. Der Kanister, in dem sich das Wasser aus einem nahegelegenen Bach befunden hatte, war bis auf den Grund geleert. Nzanzu hatte sich vor Tom auf den Boden gelegt und schien zu schlafen. Kai saß etwas abseits. Er war seit Kathrins Verschwinden völlig verstört. Tom hatte versucht, mit ihm zu sprechen, doch er verweigerte jedes Gespräch. Andrea hockte auf einem Stein, allein, in Gedanken versunken, mit einem verzweifelten Gesichtsausdruck.
    Tom trat auf sie zu, setzte sich wortlos neben sie. Ihre Nähe löste ein angenehmes Kribbeln in ihm aus, und er hatte das Bedürfnis, sie zu beschützen. Dass sie ihn belügen sollte, erschien ihm absurd.
    »Birgit hat erzählt, dass Paul dir ein Angebot gemacht hat.«
    »Hat sie das gesagt ...?«, gab Andrea tonlos

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