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Monde der Finsternis 03 - Mond der Ewigkeit

Monde der Finsternis 03 - Mond der Ewigkeit

Titel: Monde der Finsternis 03 - Mond der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Meyer
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Vampir noch ein Werwolf. Auch kein Dämon, denn der Duft von Menschenblut schwebte durch die Luft. Das konnte nur der Fremde sein, den er neulich auf dem Gelände seiner Brennerei verfolgt hatte.
    Es knackte im Unterholz, so leise, dass nur Aidans sensible Ohren es hören konnten. Er stoppte Kevin mit dem Arm vor der Brust und legte ihm einen Finger auf den Mund. Der Junge hielt den Atem an und sah fragend zu ihm auf. Hätte Kevin ihn nicht begleitet, wäre Aidan nur einen Atemzug später oben am Steinkreis gewesen, so aber war er gezwungen, wie ein Mensch hinaufzulaufen, denn er wollte den Jungen nicht allein lassen. Er befürchtete, der Fremde könnte ihnen entkommen. Bei dem Schneckentempo kein Wunder.
    Als sie den Steinkreis erreichten, riss die Wolkendecke auf und gab den Blutmond in seiner ganzen Vollkommenheit frei. Schnelle Schritte bewegten sich vor ihnen. Er war in der Nähe, dicht vor ihnen, rannte anscheinend den Hügel auf der anderen Seite hinunter.
    „Was ist?“, flüsterte Kevin, als Aidan das Tempo erhöhte.
    „Vor uns läuft jemand. Aber es ist kein Geschöpf der Schattenwelt. Du bleibst hier bei den Menhiren, ich bin gleich zurück.“
    Ehe Kevin etwas darauf antworten konnte, nahm Aidan in vampirischer Schnelligkeit die Verfolgung auf und umrundete den Hügel. Am Fuß des Hügels holte er den Fremden ein. Dieser lief im gleichen Tempo auf den Pfad zu, der ins Dorf führte. Lautlos folgte Aidan ihm und war froh, dass der Mann ihn scheinbar noch nicht bemerkt hatte. Aidan ging lautlos hinter ihm und streckte den Arm aus, um ihn im Nacken zu packen. Mit einem Ruck ergriff er den Stoff der Kutte und zog die Kapuze zurück. Wider Erwarten war sie leicht.
    Aidan fluchte, als er die leere Kutte in den Händen hielt. Schon wieder hatte sich der Kerl in Luft aufgelöst. Er kannte kein Geschöpf, das ebenso schnell wie ein Vampir war. Sterbliche erst recht nicht. Aidan drehte sich im Kreis, um den Geruch wieder aufzunehmen. Aber er hatte sich verflüchtigt. Außer ein paar Rehen, die in der Nähe ästen, witterte er nichts. Wütend wollte er das Kleidungsstück wegschleudern, bis er sich eines Besseren besann. Wenn Amber den Stoff berührte, könnte sie vielleicht mehr über den Besitzer erfahren. Er würde das Kleidungsstück mitnehmen. Aidan befühlte den Stoff. Schafwolle höchster Qualität, die aus dieser Gegend stammen musste. Es war das gleiche Material, das seit Jahrhunderten für die Kilts der MacFarlanes verwendet wurde. Schäfer Duncan aus Gealach belieferte eine Weberei in Edinburgh, die weit über alle Grenzen für die Herstellung von Kilts berühmt war. Auch Aidan besaß einen solchen Rock mit dem traditionellen Karomuster der MacFarlanes, selbst wenn er ihn nie getragen hatte. Als Kind hatte er gern die Hand über den weichen Stoff gleiten lassen. Sicher bereute der Kerl schon, ein solch teures Stück zurückgelassen zu haben und würde sicher versuchen, es sich schnell zurückzuholen. Dann schnappte die Falle zu. Aidan ballte siegesgewiss die Hand zur Faust.
    Was trödelte er hier herum, wo Kevin auf der anderen Seite des Hügels auf ihn wartete? Die lange Kutte über dem Arm wäre auf dem Rückweg hinderlich, weshalb Aidan sie überzog. Kaum war er zwei Schritte gegangen, drückte sie auf seine Schultern, als trüge er ein Ochsenjoch. Jeder Schritt fiel ihm schwer, und seine Versuche, sie abzustreifen oder zu translozieren, scheiterten. Es musste an dieser verfluchten Kutte liegen. Aidan zerrte immer stärker an ihr, aber sie haftete an seinem Körper, als wäre sie mit ihm verwachsen. Der Fremde hatte sie zurückgelassen und darauf spekuliert, dass er das edle Wollstück nicht liegen lassen würde. Aidan hatte ihn unterschätzt. Er schleppte sich mit der Last noch wenige Schritte weiter, bevor er dem Druck auf seinen Schultern nachgab und auf die Knie sank. Zorn brandete auf. Wenn er nur wüsste, wie er diese Kutte loswerden könnte.
    „Wenn du mich nicht verfolgst.“
    Er hatte sich nicht geirrt, es war der Kerl von der Brennerei. Der Fremde trat auf ihn zu und blieb dicht vor ihm stehen. In seinem Blick lag Triumph, als er ihn von oben herab musterte.
    „Wer bist du?“ Aidan wäre ihm an die Gurgel gesprungen, wenn ihn die Kutte nicht davon abgehalten hätte. Das Gefühl des Gefangenseins machte ihn rasend.
    „Wer ich bin, ist unwichtig. Nenn mich wie alle anderen Meister. Ich bin der, der die Welten vereinen wird.“
    Er breitete die Arme aus und sog tief die Luft ein.

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