Monde der Finsternis 03 - Mond der Ewigkeit
Irgendetwas in seinen Zügen erschien Aidan seltsam vertraut, obwohl er ihn zum ersten Mal auf dem Gelände der Brennerei gesehen hatte. Er konnte sich an keine Begegnung mit ihm in der Schattenwelt entsinnen. Aidans Muskeln ballten sich vor Wut zusammen, bereit, zum Sprung anzusetzen, sobald er sich der Kutte entledigt hatte.
„Du bist größenwahnsinnig! Ich werde das verhindern“, stieß Aidan aus und spuckte ihm vor die Füße. Zorn floss durch seine toten Adern heiß wie Feuer. In diesem erregten Zustand packte ihn das Jagdfieber. Gleich würde er sich auf den Fremden stürzen und sich in seine Kehle verbeißen. Er musste es schaffen. Der Blonde lachte kalt auf, bevor sich seine Miene voller Geringschätzung verzog.
„Unterschätze nie meine Magie. Du bist nur der Warrior. Niemand kann mich aufhalten, weder du noch dieses Weib. Ich werde sie vernichten.“
„Dazu musst du mich erst besiegen“, stieß Aidan außer sich vor Zorn hervor.
Die Miene seines Gegenübers verfinsterte sich. Seine Lippen bebten vor unterdrückter Wut. Im selben Moment wurde die Kutte leichter. Der Fremde war von seiner Wut so abgelenkt, dass er nicht bemerkte, wie Aidan einen Arm befreite. Die Kutte wurde also von dem Fremden mental kontrolliert. Wenn es ihm gelänge, den Zorn seines Gegenübers zu schüren, ginge dies zulasten dessen Konzentration. Aidan würde nur einen Moment brauchen, um sich blitzschnell des Kleidungsstückes zu entledigen und seine Zähne in der Kehle des Mannes zu versenken.
„Sei froh, dass du Revenants Warrior bist und ich dich verschone! Du wirst noch gebraucht. Aber sie ist uns im Weg“, brüllte der Blonde.
Aidan unterdrückte die Furcht um Amber. Der Fremde umkreiste ihn mit hasserfülltem Blick.
„Du kannst ihr nichts anhaben. Ihre Kräfte sind stark.“
Die Zornesfalte auf der Stirn des Widersachers wurde tiefer. Er knurrte. „Du weißt nichts, gar nichts.“ Der Meister unterstrich seine Worte mit einer Geste. „Weil du deine Menschlichkeit noch nicht abgestreift hast und glaubst, Gefühle für sie zu besitzen. Doch das wird bald vorbei sein, wenn du erst weißt, wer sie wirklich ist.“
Was meinte der Kerl damit? Der Fremde redete sich in Rage, sein Gesicht lief vor Wut rot an. Aidan spürte, wie die Kutte wieder leichter wurde. Sein Plan schien aufzugehen. Es fehlte nicht mehr viel und er wäre frei.
„Ich weiß, wer sie ist“, konterte Aidan und versuchte, seine Gedanken zu verbergen. Amber war eine Sterbliche mit besonderen Fähigkeiten. Was sollte dieses Geschwätz?
„Lese ich da Zweifel in deinem Hirn? Das amüsiert mich. Er hat es dir nicht gesagt.“
Aidan hätte ihm am liebsten das selbstgefällige Lächeln aus dem Gesicht geschlagen. Die dunkle Seite des Warriors in ihm verlangte seinen Tod. Wenn er nur endgültig die Kutte abstreifen könnte.
Das Lächeln seines Widersachers wurde breiter. Aidan musste seine Gedanken besser abschirmen. Doch die Kutte lähmte nicht nur seinen Körper, sondern seine Sinne und sein Denken.
„Er hat es dir wirklich nicht gesagt.“ Der Fremde schüttelte den Kopf.
„Meinst du Revenant?“ Aidan startete einen neuen Versuch, aufzuspringen, denn das Blatt begann sich zu wenden. Während es in ihm vor Wut brodelte, ebbte es bei seinem Gegner ab.
„Wenn ich wollte, würde ich dich jetzt im Staub vor mir kriechen lassen. Aber leider hat Revenant noch etwas mit dir vor.“ Der Fremde seufzte.
Aidans Fänge schoben sich unter der Oberlippe hervor. Er fauchte und sah, wie der Oberkörper seines Gegenübers sich zurücklehnte. Er besaß also Respekt vor ihm.
„Halte dich von mir fern, Warrior. Unterschätze mich nie. Die Kutte ist nur ein kleiner Vorgeschmack dessen, was dich erwartet, wenn du meine Pläne durchkreuzt. Und was das Weib anbetrifft ... sie ist deine Feindin. Töte sie, bevor sie dich vernichtet.“
Was redete er für einen ausgemachten Blödsinn? Bist du dir sicher? Schon wieder meldete sich seine innere Stimme des Zweifels zurück. Immer wieder diese Zweifel, die ihn zermürbten und quälten. Nein, seine Gefühle für Amber waren stark. Noch , höhnte die Stimme. „Ich glaube dir kein Wort.“ Aidan presste die Kiefer zusammen.
Die Augenbrauen des Fremden schossen nach oben. „Ach, ja? Nun gut, du wirst irgendwann einsehen, wo dein Platz ist.“
Der Fremde hob die Hand, als Aidan aufbegehren wollte. Die Kutte wurde schwerer, sodass er sich vornüberbeugen musste. Er stemmte sich mit den Händen vergeblich gegen den
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