Monde der Finsternis 03 - Mond der Ewigkeit
„Ach, und da hast du mich nicht rufen hören?“
Ambers Magen krampfte sich zusammen. „Nein.“ Es war nicht gelogen, denn sie hatte ihn nur durch den Spiegel gesehen.
„Und was hast du nachts dort unten zu suchen?“
„Wird das jetzt ein Verhör?“ Es war nicht die Frage, die sie wütend machte, sondern sein Tonfall.
Seine Miene entspannte sich und er ließ sie los. „Entschuldige, aber ich war besorgt.“
„Schon gut.“ Amber ging weiter.
Aidan folgte ihr. „Du warst bei dem Spiegel. Ich spüre es.“
„Dann irrst du dich“, antwortete sie eine Spur zu heftig, weshalb sie sich auf die Lippe biss.
„Du kannst mir nichts vormachen. Was ist mit diesem Spiegel? Hast du etwas gesehen?“
Und ob, hätte sie ihm am liebsten geantwortet, aber sie schwieg. Sie spürte, dass Aidan sie zurückhalten würde. Das wollte sie auf keinen Fall, nicht, nachdem sie ihren Vater gefunden hatte. Sie hoffte, mit Myrddins Hilfe das Schattentor für immer zu schließen und die drohende Gefahr durch Revenant und sein Gefolge abzuwenden. Niemand würde sie von ihrem Vorhaben abbringen. Hermit hätte sie verstanden und unterstützt. Der Gedanke an ihn ließ ihr Herz schwer werden. „Ich habe gar nichts gesehen.“
Als sie den Flur erreichten, stellte sich Aidan erneut in den Weg. „Bleib endlich stehen und sieh mich an.“
Sie war eine schlechte Lügnerin und konnte ihm nichts vormachen. Trotzig reckte sie ihr Kinn. Sie musste wenigstens versuchen, seinem Blick standzuhalten, um seine Zweifel zu zerstreuen. Sie stöhnte innerlich auf, denn eigentlich widerstrebte es ihr, den geliebten Mann anzulügen. Aber sie konnte nicht riskieren, dass er ihren Plan gefährdete. Sie rang die aufsteigenden Gedanken nieder, die sie hätten verraten können und zwang sich, an nichts zu denken. Das war nicht fair. Sie kam sich schäbig vor.
„Das glaube ich nicht. Du hast mir damals erzählt, dass du Revenant als Jungen gesehen hast. Ich will nicht, dass du zu ihm durch den Spiegel sprichst. Hast du mich verstanden?“
Seine Finger drückten sich schmerzhaft in ihren Oberarm.
„Lass mich bitte los.“ Amber sah auf seine Hand hinab.
„Erst wenn du mir versprochen hast, dich diesem Spiegel nicht mehr zu nähern. Ich werde ihn gleich am Montag in den Laden nach Edinburgh zurückbringen. Versprich es mir.“
„Du tust mir weh. Ich war nicht beim Spiegel“, log sie und war froh, dass es in diesem Augenblick ans Portal klopfte und Aidan nichts erwiderte. Wütend sah er zur Tür und schnaubte.
„Warte, ich gehe schon. Bestimmt ist es wieder Kevin, der seinen Schlüssel vergessen hat.“
Sie war froh, dem Gespräch entfliehen zu können und lief zum Portal. Aidan folgte ihr. Sie drückte die Klinke nieder und riss die Augen auf, als Charles klitschnass vor ihr stand. Der Wind fegte Regen zur Tür hinein. Wasser tropfte von seinen Hosen. Dunkle Ringe unter den Augen zeugten von Müdigkeit.
„Was ist passiert, Charles? Ich dachte, du wärst längst auf dem Heimweg?“
„Das dachte ich auch, aber mein Wagen ist ein paar Meilen von hier stecken geblieben. Ein Hang war unterspült und es gab einen Erdrutsch. In der Pension in Gealach ist kein Zimmer mehr frei und da dachte ich, du kannst mir vielleicht helfen.“
Aidan lehnte am Türrahmen. Er bedachte Charles mit einem abweisenden Blick. „Sie dachten, ich fahre eben mal zu meiner Ex und frage, ob ich bei ihr schlafen kann“, giftete er.
Amber warf ihm einen warnenden Blick zu. „Wir können Charles nicht unsere Gastfreundschaft verwehren, nachdem er mich hergefahren hat“, sagte sie, bevor sie sich wieder an Charles wandte. „Du kannst selbstverständlich drüben bei meiner Mutter schlafen. Im Gästezimmer.“
Sie erntete einen bitterbösen Blick von Aidan.
„Danke. Ich bin hundemüde. Gleich morgen kümmere ich mich um einen Abschleppdienst. Versprochen.“ Charles lächelte sie schief an, während Aidan geräuschvoll Luft holte.
„Fein, komm mit rauf. Wir benutzen bei diesem Sauwetter lieber den Wehrgang nach drüben, der ist kürzer.“ Amber schnappte sich die Wohnungsschlüssel von der Kommode und bedeutete Charles mit einem Wink, ihr zu folgen. „Aber bitte sei leise, meine Mutter schläft schon.“
Es sah so aus, als wollte Aidan ihnen folgen, aber dann stürmte er durchs Portal in den Regen. Die Tür knallte hinter ihm zu.
„Dein Freund ist sauer, weil ich hier bin“, stellte Charles fest.
„Schnellmerker.“
Auf dem Weg nach oben berichtete er, wie
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