Monde der Finsternis 03 - Mond der Ewigkeit
den des Blutes milderte und Aidan sich entspannte.
Nach einer halben Stunde beruhigte sich die Atmung beider Frauen und ihr Teint färbte sich rosa, bis Amber keuchte, als hätte sie einen Asthmaanfall. Aidan schob seinen Arm unter ihren Oberkörper und richtete sie auf. Im selben Moment erbrach sie einen Schwall Wasser und hustete. Erschöpft lehnte sie ihren Kopf an seine Brust, und er hörte ihren gleichmäßigen Herzschlag.
Jill hatte die Prozedur besser überstanden, wenngleich sie benommen wirkte. Aidan spürte, dass der Geist des Mädchens vom Dämon in die Schattenwelt gezogen worden war, tiefer als befürchtet. Amber war das Risiko eingegangen, Jills Geist zu folgen und zu befreien. Nicht auszudenken, wenn ihr Geist in der Schattenwelt gefangen gehalten worden wäre. Er musste besser auf sie aufpassen.
Als er sie kurz darauf nach oben ins Schlafzimmer getragen hatte, quälte ihn noch immer die Vorstellung, er könnte nicht rechtzeitig eintreffen, wenn sie in Gefahr geriet. Und wer schützt sie vor dir?
Er sah auf sie hinab, als sie eingeschlafen war. Wenn er sie liebte, musste er sie beschützen, auch vor sich selbst.
Die ganze Nacht durchstreifte er den Wald auf der Jagd nach Beute. Immer wenn seine Fangzähne sich tief in das warme Fleisch des Wilds versenkten, überfiel ihn der unbändige Blutdurst, der nach mehr forderte. Nach menschlichem Blut, nach Ambers Blut.
Als der Morgen graute, zog er sich in den Turm zurück, um in die Starre zu verfallen. Er konnte nicht bei ihr bleiben, weil es ihn Mühe kostete, sich zu beherrschen.
Seine Finger versteiften sich, und sein Geist verließ langsam seinen Körper, um sich auf die Reise in die Schattenwelt zu begeben. Widerstandslos ließ er sich in die andere Welt ziehen, um unter dem scharlachroten Himmel ein weiteres Mal die Augen aufzuschlagen. Mit jeder Reise wurde ihm die Schattenwelt vertrauter und er verspürte das Gefühl, herzugehören. Hier war er unter seinesgleichen. Niemand verachtete ihn für seinen Blutdurst.
„Es ist so weit, bald öffnet sich das Tor zu unserer Welt. Bist du bereit, an meiner Seite zu kämpfen, Warrior?“
Aidan schwieg, denn er war noch nicht bereit. Er brauchte Zeit.
Revenants Blick wurde eisig. „Meine Geduld hat langsam ein Ende. Wann wirst du begreifen, wo dein Platz ist?“
Aidan erinnerte sich daran, als er Amber brutal geküsst hatte, um sie zu bestrafen und ihr Blut zu schmecken. Immer wieder gewann die dunkle Seite in ihm die Oberhand. Sie gehörte einer anderen Welt an, während sein Platz hier war. Dennoch konnte er die Empfindungen für sie nicht aus seinem Herzen reißen.
„Ich habe Caitlin anfangs auch vermisst“, sagte Revenant.
Caitlin? Aidan erinnerte sich an die Familienchronik, die Caitlin als große Liebe William MacFarlanes schilderte. Er hatte ihr die Ehe versprochen.
„Im Laufe der Zeit habe ich sie vergessen“, fuhr der Vampirlord fort. „Die Lust nach Blut drängt alles in den Hintergrund. Sie ist das Einzige, was dir eine wirkliche Befriedigung verschafft. Caitlin war nur noch eine Blutquelle für mich, nicht mehr und nicht weniger. So wird es auch dir ergehen. Es ist ein mächtiges Bedürfnis in uns.“
Aidan musste zugeben, dass jeder Schluck Blut ihn in Ekstase versetzen konnte, der einen menschlichen Orgasmus übertraf. Blut dominierte seine Existenz bis in alle Ewigkeit.
„Hast du keine Abscheu in ihren Augen gelesen, wenn du sie in wildem Verlangen küsst? Sterbliche verstehen nicht den Drang, der uns beim Geruch frischen Blutes befällt. In ihren Augen sind wir Bestien.“
Revenants Worte bestätigten seine Gedanken und Empfindungen.
„Sie wird dein Dasein niemals akzeptieren. Deshalb hat sie sich dem anderen Mann zugewandt.“
„Wie kannst du ... ?“ Aidan hasste es, durchschaubar zu sein.
„Die Emotionen schwächen dich, dass ich deine Gedanken lesen kann. Sie wird sich dir nie ergeben. Sieh hin, dann wirst du verstehen.“
Revenant zog mit der Hand einen Kreis in der Luft. Aidan starrte gebannt an die Stelle. Er sah Amber inmitten einer Schar Menschen, auf deren Gesichtern sich Entsetzen spiegelte. Es war, als blickte er durch eine Lupe, an deren Rändern sich die Konturen verzerrten. Erst nach einer Weile gewann alles an Schärfe und er erkannte, dass Amber sich in einer Burg befand. Was trieb sie dort? Und welche Burg mochte das sein? Es sah aus wie eine Filmkulisse, mit all den Menschen in mittelalterlicher Kleidung. Das Burgtor öffnete sich und Revenant
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