Monde der Finsternis 03 - Mond der Ewigkeit
eiskalter Luft folgte dem Splitterhagel und entwickelte sich zu einem Sturm. Was hatte er getan? Er würde es sich nie verzeihen, wenn Amber nicht mehr zurückkehren konnte.
Er lehnte sich ans Treppengeländer und wartete, bis der Spuk vorüber war. Dann war es still. Hilflos sah er auf die schwarze Rückwand des Spiegels. Von Amber keine Spur. Eine eiskalte Hand umspannte sein Herz. Er trug die Schuld, dass sie in der Vergangenheit gefangen war.
Im gleichen Augenblick spuckte die Rückwand Amber aus.
Sie taumelte, fiel hin und rappelte sich fluchend auf. Aidan war überglücklich, dass ihr nichts geschehen war und wollte sie in die Arme ziehen. Mit anklagendem Blick wich sie vor ihm zurück.
„Was hast du getan?“, herrschte sie ihn an. „Wie konntest du nur den Spiegel zerschlagen?“ Sie stemmte die Hände in die Hüften und schnaubte zornig. In ihren Augen schimmerte es feucht.
„Ich war vor Sorge um dich außer mir. Ich habe dir doch verboten, dich dem Spiegel zu nähern. Es ist zu gefährlich.“ Er stöhnte auf und fuhr sich durchs Haar. „Ich hätte ihn schon längst entfernen müssen.“
„Du kannst mir nichts verbieten. Außerdem hatte ich alles im Griff“, widersprach sie. „Weißt du eigentlich, was du getan hast? Du hast eben unsere letzte Chance zerstört, zu erfahren, wie wir diesen Schwarzmagier stoppen können. Bravo! Außerdem ...“
„Ach, und das hat Revenant dir selbst verraten?“ Er war vor Angst um sie fast umgekommen und sie machte ihm nur Vorhaltungen.
„Nein, natürlich nicht. Aber ...“
Aidan trat vor und umfasste ihre Schultern. „Revenant begehrt dich. Er will dich!“
„Daher weht der Wind. Du bist auf ihn eifersüchtig. Ich fasse es nicht! Deine Eifersucht nimmt immer absurdere Formen an. Und deshalb musstest du den Spiegel zerschlagen?“
Sie drehte sich abrupt zur Seite. Ihr Vorwurf, eifersüchtig zu sein, war lächerlich. War er das wirklich? Sah er denn nicht in jedem einen Nebenbuhler, dem sie ihre Zuneigung schenkte? Selbst auf Revenant war er eifersüchtig und dazu bereit, gegen ihn um Amber zu kämpfen. Doch es war längst zu spät, er spürte, dass er sie langsam, aber sicher verlor und fürchtete sich davor.
„Was, wenn ich nicht zurückgekehrt wäre? Hast du daran mal gedacht anstatt deinen Zorn am Spiegel auszulassen?“ So wütend hatte er Amber noch nie erlebt.
„Warum hast du mir deine Reisen in die Vergangenheit verschwiegen? Um Revenant heimlich zu treffen?“
„Du bist völlig übergeschnappt. Ich wollte mehr über meinen Vater herausfinden. Er allein kennt das Geheimnis, wie die Schattenwelt zu vernichten ist. Ich wollte ihn kennenlernen und ihn fragen. Ich stand so kurz vor dem Ziel. Verstehst du?“ Sie zeigte mit den Fingern eine knappe Spanne. „Aber du musstest ja kommen und in deiner blinden Wut alles kaputt machen. Das ist nicht mehr der Aidan, den ich kannte. Deine übertriebene Eifersucht macht mich krank! Ich kann so nicht mehr weiterleben.“ Tränen schimmerten in ihren Augen, ihr Blick war abweisend, wie in den Zukunftsvisionen Revenants.
Er fühlte, dass der Augenblick gekommen war, in dem sich ihre Wege trennten. Das ließ ihn verzweifeln. Er wollte und konnte sie nicht verlieren. Begreifst du jetzt?, spottete die Stimme in seinem Inneren.
„Amber ...“ Aidan trat einen Schritt auf sie zu, aber sie wich erneut zurück. Das verletzte ihn mehr, als wenn sie mit den Fäusten auf ihn eingetrommelt und ihm noch mehr Vorwürfe an den Kopf geschleudert hätte. „Du hast gewusst, dass ich ein Vampir bin“, warf er ihr vor.
„Ja. Weshalb hätte ich sonst deinen Blutdurst akzeptiert, deine nächtlichen Streifzüge? Aber dein ständiges Misstrauen und deinen Jähzorn kann ich nicht mehr hinnehmen. Sie zerstören alles. Und dass du mir auch noch die Möglichkeit genommen hast, meinen Vater wiederzusehen ... Es ist vorbei mit uns. Wir haben es versucht, aber wir können nicht miteinander glücklich werden.“
Eine Träne rollte über ihre Wange. Jedes ihrer Worte schnitt sein Herz in Stücke. Er wusste nicht, was er antworten sollte. Sie hatte recht, ihre Träume von einer gemeinsamen Zukunft, in der sie die Welten verbinden konnten, zerplatzten wie eine Seifenblase.
Schweigend standen sie sich gegenüber, Tränen rannen über ihre Wangen. Er wollte jede einzelne fortküssen, aber er tat es nicht. Aus Furcht, zurückgewiesen zu werden und dass ihm der Abschied von ihr noch schwerer fiele. Ohne Amber ergab das Dasein für ihn
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