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Monde der Finsternis 03 - Mond der Ewigkeit

Monde der Finsternis 03 - Mond der Ewigkeit

Titel: Monde der Finsternis 03 - Mond der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Meyer
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Atemlos oben angekommen, sah sie sich um, aber sie konnte Aidan weder entdecken noch seine Gegenwart fühlen. Enttäuscht sank sie auf die Knie. Unter ihr vibrierte der Boden, kein Laut war zu hören, nicht einmal das Zwitschern eines Vogels. Unheimliche Stille lastete auf diesem Ort. Die Fibel auf ihrer Brust vibrierte leicht. Ein kalter Hauch streifte sie, als wäre ein Geist an ihr vorbeigehuscht. Sie spürte den Tod, der gekommen war, um ihr Leben zu fordern. Sie hatte keine Angst vor dem Tod, doch vorher musste sie sich ihrer Aufgabe besinnen.
    Sie stand auf und stützte sich auf einen der Menhire. Sie riss ihre Hand fort, als sie in etwas Feuchtes griff. Frisches Blut klebte an ihrer Hand, das aus dem Stein sprudelte. Nicht nur dieser Menhir blutete, auch aus den anderen quoll es heraus. Alle Steine waren vom Geflecht der Schattenranken überzogen. Wohin sie auch blickte, bot sich dasselbe Bild. Das zwang sie, schnell zu handeln. Sie wischte das Blut am moosigen Boden ab und hastete den Hügel hinunter. Sie rannte, bis ihre Beine schwerer wurden und sie kaum noch Luft bekam.
    Schließlich erreichte sie Hermits Haus. Unschlüssig stand sie davor und blickte zum Schornstein, dessen aufsteigender Rauch ihr immer verraten hatte, wenn der alte Druide zu Hause war. Sie hangelte vergeblich nach dem Schlüssel, der sich stets zwischen zwei ineinander gesteckten Blumentöpfen befand. Sie wollte im Garten suchen, als sich die Haustür öffnete und eine erstaunte Olivia heraustrat, den Schlüssel und Hermits geheimes Notizbuch in der Hand, von dessen Existenz nur Amber und Kevin wussten. Olivias Wangen röteten sich, es war ihr sichtlich unangenehm, Amber anzutreffen.
    „Ich ... äh ... habe nur gelüftet. Ich weiß, das sieht jetzt seltsam aus und du schließt vielleicht voreilige Schlüsse. Der Testamentsvollstrecker hatte mich angerufen.“ Olivia räusperte sich und stand noch immer unentschieden im Türrahmen.
    „Und dabei hast du Hermits Notizbuch mitgehen lassen?“ Amber zeigte auf das Büchlein in ihrer Hand.
    „Ich wollte es nicht stehlen, sondern dir bringen. Ehrlich. Hermit hatte mich gebeten, es dir zu geben. Weil es für dich bestimmt ist. Er meinte, nur du könntest was damit anfangen.“ Olivia streckte ihr das Buch entgegen.
    Amber spürte, dass sie die Wahrheit sprach. „Okay, danke.“ Sie nahm es entgegen und ging ins Haus. Olivia blieb in der Tür stehen und sah sie unschlüssig an.
    „Also dann“, sagte sie und hob zum Abschied die Hand.
    Amber mochte das Mädchen, das zu schüchtern war, um ihrem Bruder ihre Gefühle zu gestehen. „Meinetwegen musst du nicht gehen. Komm mit rein.“
    „Ich möchte nicht stören“, antwortete sie und knetete ihre Hände.
    Amber schüttelte lächelnd den Kopf. „Komm schon.“
    Die Seiten des Notizbüchleins waren teilweise vergilbt und trugen am Anfang Daten aus Hermits Jugendzeit. Für Amber war es der größte Vertrauensbeweis und eine Ehre, dass Hermit ihr sein heiliges Büchlein hinterlassen hatte. Hermit besaß seine eigene Art, sich wichtige Dinge, wie Rezepte von Tinkturen und heilenden Tees zu notieren. Alles war nicht immer in der richtigen Reihenfolge aufgeschrieben und am Rand notierte er immer einen humorigen Spruch. Von ihrer Neugier getrieben blätterte sie es rasch durch. Enthalten waren verschiedene Wundsalben aus Ringelblumen und Zink, eine Tinktur gegen Fußpilz, was ihr ein Lächeln entlockte. Alles war akribisch aufgeschrieben, jedoch mit einigen Kürzeln, die der Druide stets verwendet hatte.
    Sie näherte sich den Seiten, die für Rituale und Beschwörungen bestimmt waren. Hier gab es auch Hinweise, wie ein Drudenfuß zu skizzieren war. Die Herstellung verschiedenster Duftkerzen wurde beschrieben, von deren Rezepturen sie mit Hermit über ein Dutzend ausprobiert hatte. Ihr Blick blieb beim Weiterblättern am keltischen Kreuz hängen, unter dem sich eine unbekannte Rezeptur aus Belladonna und verschiedenen Pilzsorten befand. Daneben prangte am Rand ein Totenschädel.
    Die Beschreibung der Zubereitung und der Zweck der Mixtur waren kaum lesbar. Hermit schien sie ausradiert zu haben. Amber hielt die Seite gegen das Licht und erkannte ein paar Buchstaben seiner eckigen Schrift.
    „Was ist?“, fragte Olivia.
    In wenigen Sätzen erklärte sie dem Mädchen ihren Fund und bat sie, aus Hermits Sekretär einen Bleistift und ein Blatt Papier zu holen. Vorsichtig pauste sie die Abdrücke auf das blanke weiße Blatt. Amber glaubte ihren Augen

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