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Monde

Titel: Monde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Helm?«
    »Maria hat den Helm«, sagte Lude. Er schaute Gavin an, dann Baedecker. Plötzlich lachte er. »Hey, Mann, Sie verstehen nicht. Ich flieg die Dinger nicht. Ich baue sie nur zusammen, modifiziere sie und zeige, wie ’ s geht. Maria wird ihn fliegen.«
    Nun war Gavin derjenige, der lachte. »Heute nicht«, sagte er. »Sie ist mit runter zu unserem Lager. Sie war kaum in der Verfassung zu gehen, geschweige denn zu fliegen.«
    »Quatsch, Mann«, sagte Lude, »sie folgt uns auf den Fersen.«
    Baedecker schüttelte den Kopf. »Unterkühlung«, sagte er. »Maggie hat sie mit nach unten genommen.«
    Lude sprang auf und lief zur südwestlichen Ecke des Gipfels. Als er die beiden Gestalten erblickte, die neunhundert Meter tiefer gerade den Grat verließen, presste er sich beide Hände an den Kopf. »Verdammt, ich fass es nicht.« Er setzte sich niedergeschlagen, und das lange Haar fiel ihm ins Gesicht. Dann gab er Geräusche von sich, die Baedecker zuerst als Schluchzen interpretierte; dann stellte er fest, dass der Mann lachte. »Fünfundzwanzig beschissene Kilometer mit diesem Ding auf dem Rücken«, sagte er. »Bis hier rauf, und jetzt ist es vorbei.«
    »Macht Ihre Filmpläne zunichte«, sagte Gavin.
    »Scheiß auf den Film«, sagte Lude. »Aber wir wollten doch feiern.«
    »Feiern?«, sagte Gavin. »Was denn feiern?«
    »Kommen Sie mal her«, sagte Lude, stand auf und drehte sich nach Westen. Er führte Gavin und Baedecker an den Rand des Gipfels. »All das hier«, sagte Lude und beschrieb mit dem rechten Arm einen Bogen, der Gipfel, Hochebene und Himmel einschloss.
    Gavin nickte. »Gottes Schöpfung ist wunderbar«, stimmte er zu. »Aber man muss nichts Verrücktes anstellen, um den Schöpfer oder sein Werk zu ehren.«
    Lude musterte Gavin und schüttelte langsam den Kopf. »Nein, Mann, Sie kapieren es nicht«, sagte er. »Das ist nicht das Ding von irgendjemand. Es ist einfach. Und wir sind ein Teil davon. Das verdient es, gefeiert zu werden, klar?«
    Nun schüttelte Gavin mitleidig den Kopf, wie gegenüber einem Kind. »Felsen und Luft und Schnee«, sagte er. »Für sich allein bedeutet das nichts.«
    Lude betrachtete den Ex-Astronauten eine ganze Weile, während Gavin den Rucksack schulterte. Schließlich lächelte er. Sein langes Haar wehte in der leichten Brise. »Ihr Denken ist echt total versaut, Mann, wissen Sie das?«
    »Komm, Dick«, sagte Gavin und wandte dem anderen den Rücken zu. »Gehen wir runter.«
    Baedecker marschierte zu dem Rogallo-Gleiter zurück, kroch unter die Leitkante und hob die Gurte. »Helfen Sie mir«, sagte er.
    Lude lief zu ihm. »Sind Sie sicher, Mann?«
    »Helfen Sie mir«, wiederholte Baedecker. Ludes große Hände schlossen bereits Schnallen, zurrten Nylonseile fest und sicherten Taillen- und Schultergurte. Schrittgurt und D-Ringe erinnerten Baedecker an die vielen Fallschirme, die er im Lauf der Jahre getragen hatte.
    »Das kann nicht dein Ernst sein«, sagte Gavin.
    Baedecker zuckte die Achseln. Lude zog die Beingurte fest und zeigte ihm, wie er das Gewicht verlagern musste, damit er bäuchlings in Flughaltung kam. Baedecker richtete sich langsam auf und nahm das Gewicht des Gleiters an der Spitze des Metalldreiecks auf die Schultern, während Lude den Kiel parallel zum Boden stabilisierte.
    »Du hast komplett den Verstand verloren«, sagte Gavin. »Lass den Unsinn, Dick. Du hast nicht mal einen Helm. Wir müssen einen Rettungstrupp der Bergwacht kommen lassen, um dich von der Felswand zu kratzen.«
    Baedecker nickte. Der Wind wehte sanft mit nicht einmal fünfzehn Stundenkilometern von Westen. Er machte zwei Schritte auf den Abgrund zu. Der Drachen wippte leicht und ließ sich auf seinen Schultern nieder. Er konnte das Spiel von Wind und Schwerkraft in den straffen Tauen und dem gebauschten Dacron spüren.
    »Das ist lächerlich, Dick. Du benimmst dich wie ein Halbstarker.«
    »Halten Sie die Nase oben, Mann«, sagte Lude. »Verlagern Sie das Körpergewicht in die Schräge.«
    Baedecker näherte sich dem Abgrund bis auf acht Schritt. Hier gab es keinen Hang. Die Felswand fiel lotrecht dreißig Meter oder mehr bis zu zerklüfteten Terrassen ab, dann weiter senkrecht nach unten. Baedecker konnte Maggies rotes Hemd eineinhalb Kilometer weiter unten sehen, ein kleiner Farbtupfer im Braun und Weiß der felsübersäten Tundra.
    »Dick!«, rief Gavin. Es war ein schneidender Befehl.
    »Fangen Sie nicht an zu kreisen, bevor Sie nicht mindestens dreihundert Meter Luft unter sich

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