Monde
wichtigsten – wie.«
»Ich seh nicht ein, warum das Wie so wichtig sein sollte«, sagte Baedecker.
»Aber das ist es!«, rief Dave. »Einer meiner wenigen Helden ist J. Seltzer Sherman. Du hast schon von ihm gehört … «
»Nein.«
»Aber sicher. Sherman war Facharzt für Darmkrankheiten in Buffalo, New York, der 1965 schwere Depressionen bekam. Er meinte, er könnte das Licht am Ende des Tunnels nicht mehr sehen. Er flog nach Arizona, kaufte einen Telefonmast, spitzte das Ende zu und schaffte ihn mit dem Maultier in den Grand Canyon runter. Daran musst du dich erinnern.«
»Nein.«
»Stand doch in allen Zeitungen. Er hat zehn Stunden bis nach unten gebraucht. Er hat den Pfahl mit dem spitzen Ende nach oben eingegraben. Dann brauchte er nochmal vierzehn Stunden, um wieder hochzugehen, zielte und sprang vom Südhang.«
»Und?«, sagte Baedecker.
»Er hat ihn um so viel verfehlt«, sagte Dave und zeigte einen Zentimeter zwischen Daumen und Zeigefinger.
»Ich nehme an, der Pfahl ist noch da, als Herausforderung«, sagte Baedecker.
»Genau«, sagte Dave. »Und der alte J. Seltzer selbst sagt, dass er es eines Tages vielleicht nochmal versuchen wird.«
»Hm«, sagte Baedecker.
»Als Di Sozialarbeiterin in Dallas war, ist sie vielen jugendlichen Selbstmordkandidaten begegnet«, sagte Dave. »Sie meinte, Jungs wären dabei viel zielstrebiger als Mädchen. Ihre Methoden sind endgültiger – Gewehre, Aufhängen, solche Sachen. Mädchen neigen zu einer Überdosis Midol, nachdem sie ihre Freunde angerufen haben, um Lebewohl zu sagen. Di sagt, wenn Jugendliche es versuchen, sind sie fast immer erfolgreich.«
»Klingt logisch«, sagte Baedecker. »Können wir ein bisschen langsamer machen? Diese Fahrt ist Gift für meine Nieren.«
»Die beiden Männer, die ich am meisten bewundere, haben sich mit Gewehren umgebracht«, sagte Dave. »Einer war Ernest Hemingway. Ich denke, das Warum war, dass er nicht mehr schreiben konnte. Das Wann war Juli ‘ 61. Das Wo war das Foyer seines Hauses in Ketchum, Idaho. Das Wie war die doppelläufige Boss-Schrotflinte, mit der er sonst Tauben geschossen hatte. Er hat mit beiden Läufen auf seine Stirn gezielt.«
»Mein Gott, Dave«, sagte Baedecker. »Der Morgen ist wirklich zu schön für so was.« Sie holperten eine Minute schweigend dahin. Die Straße verlief an einem bewaldeten Kamm entlang, von dem Baedecker nach unten sehen und Täler erkennen konnte. »Wer war der andere Mann, den du bewunderst?«, fragte er.
»Mein Vater«, sagte Dave.
»Ich wusste nicht, dass sich dein Vater umgebracht hat«, sagte Baedecker. »Hast du mir nicht mal gesagt, er wäre an Krebs gestorben?«
»Nein«, antwortete Dave. »Ich sagte, Krebs hat zu seinem Tod gef ü hrt. Und Alkohol. Und ständige Einsamkeit. Möchtest du seine Ranch sehen?«
»Ist sie in der Nähe?«, fragte Baedecker.
»Etwa neun Kilometer nördlich«, sagte Dave. »Er und Mom haben sich scheiden lassen, als das noch nicht in Mode gekommen war. Als Junge fuhr ich mit dem Zug von Tulsa hin und verbrachte den Sommer auf seiner Ranch. Er ist ein paar Kilometer von Lonerock entfernt begraben.«
»Deswegen hast du hier draußen ein Haus gekauft«, sagte Baedecker.
»Und deswegen kenne ich die Gegend so gut. Di und ich haben uns für Geisterstädte in Texas und Kalifornien interessiert. Als wir nach Salem kamen, hab ich ihr diesen Teil des Staates gezeigt, und wir stellten fest, dass dieses Haus in Lonerock zum Verkauf stand.«
»Und darum denkst du über Selbstmord nach?«, sagte Baedecker. »Hemingway und dein Vater?«
»Nein, mich interessiert das Thema einfach«, sagte Dave. »Wie Modelle bauen oder in Geisterstädten herumzustöbern.«
»Aber du siehst keinen Bezug zu dir selbst?«
»Überhaupt nicht«, sagte Dave. »Moment mal, das stimmt nicht ganz. Erinnerst du dich an die Mission, als wir während der letzten Exkursion acht Minuten Liveübertragung hinter uns bringen mussten? Da hab ich darüber nachgedacht. Dave Scott hatte dieses Galilei-Experiment mit dem Hammer und der Falkenfeder gemacht, erinnerst du dich? Es war schwer, ihn noch zu übertrumpfen, also dachte ich mir, ich sag einfach so was wie: › Nun, liebe Zuschauer, bisher wissen wir nur ziemlich wenig über die Auswirkungen von explosionsartiger Dekompression auf Regierungsangestellte im völligen Vakuum. Also los. ‹ Und dann wollte ich das Urinkollektorventil an meinem Druckanzug aufmachen und daraus hervorquellen wie Zahnpasta aus einer Tube
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