Mondglanz
erst mal den Kick genießen. Das habe ich schließlich auch getan.
Argus nickt. »Ja, Botschafterin. Das ist so, seit Sie Farwan den Garaus gemacht haben. Stimmt es, dass Sie vor zehn Umläufen die Mareq entdeckt haben? Unsere Fürstin sagt, sie hätte mit eigenen Augen gesehen, wie sie es mit sechs Gunnars gleichzeitig aufgenommen haben. Und haben Sie Hon wirklich mit bloßen Händen das Herz aus der Brust gerissen? Die Geschichten, die über Sie erzählt werden …« Dann verstummt er mit einem Schlag, als würde er fürchten, er hätte schon zu viel gesagt. Er sieht mich an, als würde ich ihm jeden Moment die Zunge herausreißen.
Erst jetzt merke ich, dass Argus vor mir genauso viel Angst hat wie vor Vel. Für ihn sind wir die böse Hexe und ihr Hausdämon oder etwas in der Art, lebendig gewordene Albträume aus seiner Kindheit.
Heilige Mutter Maria, wie konnte es je so weit mit mir kommen?
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<> OmniNewsNet: Meinung der Woche
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Sehr geehrte Miss Lightman,
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Meiner Meinung nach haben Sie Ihrem Publikum keinen guten Dienst erwiesen, indem Sie es versäumt haben, Ramona Jax’ Aussagen in Ihrer Sendung durch entsprechende Gegenargumente zu widerlegen. Lassen Sie sich von der PR-Abteilung des Syndikats nicht hinters Licht führen. Die sind mit allen Wassern gewaschen. Woher ich das weiß? Ich war Stellvertretender Direktor der PR-Abteilung des Farwan-Konzerns im Hauptquartier auf Terra Nova, und ich erkenne eine gezielte Fehlinformations-Kampagne.
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Das Syndikat steckt noch in den Kinderschuhen im Vergleich zu uns damals. Nichtsdestotrotz ist die letzte Werbekampagne durch und durch gelungen und perfekt auf den durchschnittlichen Konsumenten zugeschnitten. Sobald man genauer hinsieht, fällt einem sofort auf, dass der neue Slogan »Wir schützen Ihre Welt« ein Plagiat unserer Kampagne vor zehn Umläufen ist. Ich habe den Slogan damals selbst geschrieben. Selbst die Bilder dazu, die den unbehelligten Alltag der Durchschnittsbürger zeigen, während das Syndikat im Hintergrund dafür sorgt, dass alles reibungslos funktioniert, sind abgekupfert. Man sieht viele glückliche, lachende Gesichter – eine solide und wirkungsvolle Werbestrategie.
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Wenn die Bürger des Konglomerats das Syndikat nur oft genug als hilfreichen Beschützer vor Augen geführt bekommen, wird sich dieses Bild auf Dauer in ihr Unterbewusstsein einbrennen. Das ist eins der grundlegenden Prinzipien von Werbestrategien, und es basiert auf fundierten Statistiken: Bekommt eine Testperson dreimal innerhalb von vierundzwanzig Stunden dasselbe weichgezeichnete Bild vom Syndikat präsentiert, bleibt der Eindruck im Gedächtnis haften. Mit ständiger Berieselung dieser Art habe ich über viele Umläufe hinweg viel, viel Geld verdient. Sie wirkt sich auf Dauer auf das individuelle Wertesystem und alle persönlichen Entscheidungsprozesse aus. Es wird der Tag kommen, an dem sich die Bürger nicht mehr um die Wahrheit scheren, und alle Enthüllungsberichte der Galaxie können dann nichts mehr daran ändern.
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Meine Aufgabe war es, dafür zu sorgen, dass Farwan aus jeder noch so kritischen Situation mit einer blütenweißen Weste hervorgeht. Was jetzt über die Satelliten ausgestrahlt wird, sagt mir, dass einige meiner früheren Kollegen mittlerweile für das Syndikat arbeiten. Das sind Spitzenleute, die eine Spitzenkampagne fahren, und ich weiß, wovon ich spreche.
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Wenn das Konglomerat nicht bald handelt, wird es zu spät sein. Normalerweise würde ich es mit einer gewissen Belustigung sehen, wenn sie erneut versagen, was, historisch betrachtet, die Spezialität des Konglomerats zu sein scheint. Aber ich versichere Ihnen, die Situation ist todernst. Glauben Sie mir, denn als ehemaliger Mittäter kann ich das besser beurteilen als jeder andere. Wenn es dem Syndikat gelingt, die Macht an sich zu reißen, werden wir uns alle wünschen, in einer anderen Galaxie zu leben.
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Mit freundlichen Grüßen,
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Alfredd. E. Pruitt
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41
»Jetzt beginnt der schwierige Teil«, sage ich mit einem Seufzer.
Es widerstrebt mir zutiefst, Dina, Hammer und Jael zu befragen, aber wir dürfen keine Möglichkeit außer Acht lassen. Also werde ich sie auf dem präparierten Stuhl Platz nehmen lassen und mich möglichst zwanglos mit ihnen unterhalten.
Es darf nicht aussehen wie ein Verhör. Sie sollen es auch nie erfahren, denn solche Dinge können das Ende einer Freundschaft bedeuten. Aber wenn
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