Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mondglanz

Mondglanz

Titel: Mondglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Aguirre
Vom Netzwerk:
dieser Zeit zu sprechen, soll er von mir aus glauben, Vel würde sich mal wieder mit seiner Weichhäuter-Geliebten beschäftigen.
    »Das hier wird eine Weile dauern«, sagt Vel, während er das Material auf einen tragbaren Player überspielt, damit keine Spuren davon auf meinem Terminal zurückbleiben. »Machen Sie es sich doch bequem, Sirantha.«
    Eine 3-D-Abbildung von dem Gang, der zu Scharis’ Wohnung führt, erscheint auf dem Schirm. Es sind die Aufzeichnungen der Überwachungskamera, die routinemäßig jeden filmt, der kommt oder geht. Hier auf Ithiss-Tor ist das die Abschreckungsmethode schlechthin, denn nichts ist so schändlich, wie sich bei einem Verbrechen erwischen zu lassen. Stümperei ist das Schreckgespenst ithorianischer Albträume.
    Ein Verbrechen aufklären zu müssen, das klingt wie eine spannende Aufgabe. Es klingt nach jeder Menge Herumschnüffeln, nach Nervenkitzel und Gefahr, aber diese Erwartung bewahrheitet sich nicht. Klar sind wir in den Überwachungsraum eingebrochen, aber im Moment liegt die größte Herausforderung darin, nicht einzuschlafen.
    Um mich wachzuhalten, mache ich mir immer wieder Notizen, und als wir am Ende der Aufzeichnungen angelangt sind, habe ich eine Liste, auf der fünf Ithorianer und eine Gestalt in einem Umhang stehen. Die Kakerlaken tragen keine Kleidung, weshalb sie davon ausgehen, dass der Kerl in dem Umhang ein Mensch gewesen sein muss. Vel kann sich verwandeln, in wen oder was er will. Aber bei seinem Volk gilt das als unkultiviert und unehrenhaft, außer es dient dem Erlegen von Beute. Die meisten Ithorianer könnten das Sekret, das ihr Körper hauptsächlich zur Wärmeisolation ausscheidet, nicht einmal so formen wie er.
    Der mit der Kutte war Scharis’ letzter Besucher. Er kam, nachdem Mako mitten in der Nacht gegangen war. Interessantes Timing.
    Wir betrachten die verhüllte Gestalt. Leider ist das Gesicht auf keinem der Einzelbilder zu erkennen.
    »Wie groß ist er?«, überlege ich laut.
    »Schwer zu sagen, aber ich würde schätzen, ungefähr zwei Meter.«
    »Dann kann ich es also nicht gewesen sein«, stelle ich mit einem Lächeln fest. »Genauso wenig wie Doc, Rose oder Dina. Wer käme sonst noch in Betracht?«
    Während Vel schweigend nachdenkt, zähle ich die Namen auf. Es fällt mir schwer, sie laut auszusprechen, aber wir müssen alle Möglichkeiten in Betracht ziehen. »Marsch. Jael. Hammer. Jede Menge Klansleute vom Schiff … Sie werden ganz schön groß, diese Gunnar-Dahlgrens. Kannst du die Besatzungsliste durchgehen und nachsehen, wer infrage kommt?« Als Vel nickt, füge ich hinzu: »Gut. Mach als Erstes diese Liste. Ich muss mit ein paar Leuten sprechen.«
    Nicht ausgeschlossen, dass ein Purist unter ihnen ist. Doc musste die Crew in aller Eile zusammenstellen, während alle noch mit den Aufräumarbeiten nach dem Krieg gegen die McCulloughs beschäftigt waren. Ein Wunder, dass sie Marsch überhaupt gehen ließen.
    »Von meinem Volk wären nur Devri und Ehon groß genug«, erklärt Vel schließlich. »Es sei denn, der Betreffende trug Prothesen.«
    »Du meinst, Absätze oder Stelzen oder so was?«
    »Oder ein Gestell auf dem Kopf. Die Aufzeichnung, die wir haben, lässt keine Rückschlüsse darauf zu, was sich unter der Kapuze verbirgt.«
    »Die Große Verwalterin käme noch infrage«, schlage ich vor.
    Vel schüttelt den Kopf. »Das wäre nicht ihr Stil. Sie würde es nie selbst tun.«
    »Aber sie könnte einen ihrer Lakaien geschickt haben. Schließlich will sie uns unbedingt loswerden.«
    »Gewiss. Sie könnte es sogar als gerechte Strafe für Scharis ansehen, weil er sich nicht von einer Befürwortung der Allianz hat abbringen lassen.«
    Da fällt mir noch etwas ein. »Kannst du auch Material über die Oppositionspartei besorgen? Vielleicht war es einer von denen.«
    Viel Arbeit für die nächsten Stunden. So viele Leute, die wir überprüfen müssen, so viele Spuren. Zu viele, um das alles ohne Hilfe hinzukriegen. Und gleichzeitig müssen wir größtmögliche Diskretion wahren, denn wenn die Ithorianer mitbekommen, dass wir herumschnüffeln, obwohl die Untersuchung offiziell abgeschlossen ist, wird das unserer Sache kaum dienlich sein.
    »Das kann ich«, antwortet Vel leise. »Aber die Zeit arbeitet gegen uns, Sirantha. Haben Sie eine Vorstellung davon, wie lange es dauern wird, jeden Verdächtigen zu überprüfen? Alles, was wir haben, ist ein vager Verdacht. Setzen Sie bitte nicht all Ihre Hoffnungen darauf.«
    »Ich weiß nicht, was

Weitere Kostenlose Bücher