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Mondglanz

Mondglanz

Titel: Mondglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Aguirre
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mir sonst noch bleibt«, antworte ich niedergeschlagen. Damit gebe ich mehr von meiner verzweifelten Seele preis, als mir lieb sein kann.

40
    Ich nehme die Achterlounge in Beschlag, um dort die Befragung der Crew durchzuführen.
    Vel verbringt mehrere Stunden mit irgendwelchem technischen Zeugs, das mir nicht das Geringste sagt. Es ist zwar äußerst praktisch, dass er so bewandert ist in diesen Dingen, aber irgendwie auch seltsam, da er doch eigentlich Künstler werden wollte. Also frage ich nach.
    »Wie bist du eigentlich Kopfgeldjäger geworden? Du hast mir davon erzählt, wie du Trapper Farley getroffen hast, aber wolltest du nicht eigentlich Maler werden oder so, nachdem du Ithiss-Tor verlassen hast?«
    Velith blickt mich kurz an. »Ich habe keine guten Erfahrungen damit gemacht, Sirantha. Es … kommt nichts Gescheites dabei heraus, wenn ich male. Außerdem gibt es schon so viele Künstler im Universum.«
    Interessant. Träume werden nicht immer wahr. Allzu oft gehen sie zu Bruch, und die Splitter bleiben unter der Haut, lange nachdem die äußere Wunde verheilt scheint. Anscheinend möchte Vel nicht über seine gescheiterte Künstlerkarriere reden, also belasse ich es dabei. Unwillkürlich betaste ich seine Malerei auf meinem Hals. In gewissem Sinne bin ich eine lebendige Leinwand, ein wandelndes Mahnmal für das Leben, das er nie haben wird. Und das macht mich traurig.
    Wie sich herausstellt, kommt erst mal nur ein Besatzungsmitglied in Betracht. Vel hat zwar Dutzende gefunden, die um die zwei Meter groß sind, aber von denen hat nur einer das Schiff verlassen. Natürlich könnte das Logbuch manipuliert worden sein, aber das kann nicht jeder. Erst, wenn bei der Befragung nichts herauskommt, werden wir uns die Leute ansehen, die so etwas könnten.
    Ich ziehe mir eine gediegene Kombination aus schwarzer Jacke und Hose an, die mir die Ausstrahlung einer gewissen Autorität verleiht, ohne mich einer bestimmten Gruppe zuzuordnen. Es ist ein gutes Gefühl, einmal nicht diese dämliche goldene Robe zu tragen. In den letzten Tagen habe ich – wen wundert’s? – eine gewisse Abneigung gegen diese Farbe entwickelt.
    Mein Haar ist erstaunlich stark gewachsen, seit wir hier sind, und hängt bis über die Schultern herab. Etwas an der Luft hier scheint ihm gutzutun, wahrscheinlich dasselbe Zeug, das die Pflanzen zum Blühen bringt. Unsere Innenarchitekten würden bestimmt einiges dafür hinblättern, um zu erfahren, wie der Trick funktioniert. Ich beschließe, mir die Locken nach hinten zu einem Zopf zu binden. Mit Vel neben mir sehe ich damit bestimmt streng und einschüchternd aus. Das ist zumindest schon mal ein Anfang.
    Wirklich praktisch, dass standardmäßig jedes Verlassen und Betreten des Schiffs protokolliert wird. Ich werfe noch mal einen Blick auf die Angaben über unseren »Hauptverdächtigen«, die Vel mir auf das Datapad überspielt hat. Es steht nicht viel drin, nur die Blutgruppe und die nächsten Verwandten. Trotzdem müssen wir mit ihm sprechen, also lassen wir nach ihm schicken.
    Stocksteif, die Arme an die Seiten gepresst, steht er da. Er ist ziemlich groß, sonst wäre er auch nicht hier, aber er kann kaum älter als achtzehn sein. Ich frage mich, was ihn dazu getrieben hat, sich der Crew anzuschließen. Wollte er endlich weg von dem öden Dreckklumpen, den sie Lachion nennen? Vielleicht steckt ja ein Kolonist in ihm, den es schon immer zu den Sternen gezogen hat.
    Er vermeidet jeden Augenkontakt, als hätte er Angst, wir könnten es ihm als Respektlosigkeit auslegen. Vielleicht hat er auch etwas zu verbergen, oder er kann Vels Anblick nicht ertragen. Ich wünschte, Constance wäre hier und könnte die Vitalfunktionen des Jungen scannen. Ich habe vergessen, Vel danach zu fragen, ob er mit seiner Augenkamera auch Wärmebilder machen kann.
    »Argus Dahlgren?« Ich lege das Datapad beiseite.
    »Ja, Botschafterin.« Er entspannt sich immer noch kein bisschen.
    »Warum setzen Sie sich nicht?«
    Vel hat mehrere Stunden gebraucht, um den Stuhl, auf dem Argus Platz nimt, mit speziellen Kontaktpunkten auszustatten und als Lügendetektor zu präparieren.
    Ich weiß nicht einmal, ob Argus überhaupt den Raumhafen verlassen hat. Er hatte strikte Anweisung, auf dem Schiff zu bleiben, und vielleicht ist es das, warum er so nervös ist. Könnte eine harmlose Wette gewesen sein, irgendwas, womit er zuhause angeben kann. Oder vielleicht auch mehr. Genau das werden wir jetzt herausfinden.
    Endlich blickt er mich

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