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Mondglanz

Mondglanz

Titel: Mondglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Aguirre
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ich ganz vergessen habe, Doc nach dem Implantat zu fragen. Aber ich schätze, dafür bleibt noch Zeit. Marsch hat erst mal oberste Priorität. Wenn ich ihn wiederhaben will, muss ich in seiner Nähe bleiben, damit ich ihn bearbeiten kann, wann immer Gelegenheit dazu ist.
    Wie schrecklich das klingt. Als wäre er ein alter Skimmer, den ich gern wieder flottmachen würde. Aber das stimmt nicht. Ich würde ja sagen, er ist das Einzige, das mich überhaupt noch am Leben hält. Aber das klingt selbst mir zu melodramatisch. Sagen wir es einfach so: Ich schulde es ihm.
    Ich lenke meine Schritte zu der Kabine, die sich Dina mit Hammer teilt. Sie haben keine Lust auf Ithiss-Tor. Dina hat sich besser von der Tera-Attacke auf Lachion erholt, als ich erwartet hätte. Ein leichtes Humpeln ist alles, was man davon noch sieht.
    Als mich der Tür-Bot ankündigt, scheinen auch sie überrascht, mich so schnell wiederzusehen.
    Hammer begrüßt mich mit einem Lächeln. »Jax.«
    »Und? Hast du schon alles ruiniert?«, witzelt Dina, als ich eintrete.
    Ich denke über ihre Worte nach. »Zumindest nicht irreparabel, hoffe ich.«
    Die beiden bieten mir eine Tasse heiße Schoklaste an – Zartbitter, genau mein Geschmack. Mir tun die Knochen weh, also setze ich mich. Ich nehme einen kleinen Schluck und berichte den beiden, warum wir zurück zum Schiff sind und was vorgefallen ist.
    Dina ist das Witzeln vergangen. »Mariaverdammt. Ich hatte keine Ahnung, wie sehr ihn der Krieg mitgenommen hat. Kann Doc ihm helfen? Ich meine, wird er mit ihm …« Sie zögert. »Seine Albträume bearbeiten oder so was?«
    Sicher weiß Dina, dass Soldaten, die Schlimmes durchgemacht haben, oft an Flashbacks leiden. Was sie nicht weiß, ist, wie schlimm es Marsch getroffen hat, und ich habe keine Worte, um es ihr zu erklären. Also zucke ich lediglich mit den Schultern. »Ich hoffe es. Sonst …«
    »Kann er nicht mehr als Mitglied der Delegation auftreten«, vervollständigt Hammer meinen Satz. »Nicht solange er Probleme hat, seine Aggressionen im Zaum zu halten. Es kann verdammt hart sein, ins Zivilleben zurückzukehren, nachdem man Tage, Wochen oder Monate mit nichts anderem als Töten zugebracht hat.«
    Klingt, als würde sie aus persönlicher Erfahrung sprechen. Ich frage mich, ob sie etwas weiß, das Marsch helfen könnte. »Fällt dir irgendwas ein, wie ich seine Heilung beschleunigen kann?« Ich wünschte, ich könnte ihr mehr erzählen, aber das geht nicht …
    Hammer überlegt einen Moment. »Keine plötzlichen Bewegungen und möglichst kein Lärm. Alles, was er sieht, hört oder riecht, kann einen Flashback auslösen. Von einem Moment auf den anderen glaubt er dann, er würde angegriffen. Und dieses Gefühl kann verflucht echt sein.«
    Jetzt, da sie das sagt, bin ich überrascht, wie gut Marsch sich auf dem Platz im Griff hatte. Er ist erst durchgedreht, nachdem sie mich angegriffen hatten. Marsch ist stärker, als ich gedacht hatte.
    »Verstanden«, sage ich laut.
    »Wahrscheinlich hat er das Gefühl, den Verstand zu verlieren«, fährt Hammer fort.
    Aha . Sie meint eine posttraumatische Belastungsstörung, wie sie bei Nicht-Psilern vorkommen kann. Aber einer wie Marsch erlebt das alles mindestens zehnmal intensiver, was meine Aufgabe nicht gerade leichter macht, wenn auch nicht unmöglich.
    »Rette ihn«, sagt Dina leise. »Ich weiß nicht genau, was mit ihm los ist, aber er ist nicht mehr derselbe, seit er von Lachion zurück ist.«
    Der Drang, ihnen alles zu erzählen, ist so stark, dass ich meine Tasse abstelle und beschließe, mich wieder auf den Weg zu machen. »Danke für die Schoklaste. Ich muss zu Vel und mit ihm über das Treffen morgen sprechen.«
    »Viel Glück«, sagt Hammer mit ernster Miene, und ich weiß, sie meint nicht nur die morgige Besprechung.
    Ich nicke ihr kurz zu und verlasse die Kabine. Auf dem Korridor tippe ich mein Intercom an. »Vel?«
    Er reagiert sofort. Beruhigend . »Ja, Sirantha?«
    »Wie geht es mit dem Schiffsrundgang?«
    »Die Friedenshüter sind schon wieder weg«, erklärt er. »Sie waren sehr beeindruckt, vor allem von dem Garderobier. Die Vorstellung, etwas anderes als nur Farbe am Körper zu tragen, fasziniert sie, und ich glaube, sie werden sich an ihre Vorgesetzten wenden, ob man auf Ithiss-Tor nicht auch Schärpen oder Ähnliches einführen könnte, um den Rang zu kennzeichnen.«
    »Wo bist du?«
    »In meiner Kabine.«
    »Bin auf dem Weg. Wir müssen reden.«
    Und nicht über das Intercom, wo jeder

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