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Mondglanz

Mondglanz

Titel: Mondglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Aguirre
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unter die Bettdecke, und Marsch zieht mich ganz langsam an sich. Ich verhalte mich mucksmäuschenstill, bin nicht sicher, wie viel ich mich bewegen darf, ohne dass Marsch sich bedroht fühlt. Vom Kopf her weiß er, dass ich keine Gefahr für ihn bin, aber wenn ich unabsichtlich die falschen Knöpfe drücke, die falschen Reflexe in ihm auslöse …
    Seine starke Umarmung gibt mir Sicherheit. Ich rieche seinen vertrauten Duft, und ein Seufzer der Erleichterung kommt mir über die Lippen. Ich schließe die Augen und wiederhole leise, was ich auf dem Bankett belauscht habe. Marsch hört schweigend zu.
    »Klingt, als hätten sie vor, mich zu töten«, schließe ich den Bericht. »Auch wenn sie es nicht direkt gesagt haben. Das Einzige, was ich mit Sicherheit weiß, ist, dass in zwei Tagen etwas passieren wird. Nichts Gutes.«
    »Ich wünschte, ich könnte dich einfach hier wegschaffen«, erwidert er flüsternd.
    Ich lächle wehmütig. »Ich auch. Aber die Möglichkeit haben wir wohl nicht.« Ich weihe ihn auch hinsichtlich der Botschaft ein, die Tarn mir übermittelt hat. Maria, fühlt es sich gut an, wieder mit ihm zu reden.
    Ich spüre Marschs Anspannung. »Das wird nicht reichen, Jax. Egal, was Tarn glaubt oder hofft, wenn die Ithorianer unsere Verbündeten werden, wird das die Piraten nicht aufhalten. Das Syndikat und die Farwan-Loyalisten schon gar nicht. Die Morguts werden sich vielleicht erst einmal abschrecken lassen, aber nicht einmal das wissen wir mit Sicherheit. Wir sollten jetzt überall sein, nur nicht hier, alle Kräfte zusammenziehen und uns nicht mit diplomatischem Geplänkel aufhalten.«
    »Spricht mal wieder der Soldat in dir?«
    »Baby, ich bin so gut wie nur Soldat, selbst an meinen friedlichen Tagen. Ich habe zu viele Umläufe in Schlamm und Blut verbracht, als dass es anders sein könnte. Wenn du einen willst, der dir alles schönredet, musst du dir jemand anderen suchen.« Er streicht mir mit der Hand über den Kopf und betastet die Nadeln, die meine Zöpfe zusammenhalten. Dann zieht er sie raus, eine nach der anderen. Da ist er wieder, dieser Besitzanspruch, wenn auch als Geste und nicht in Worten.
    Ich grinse. »Ich erinnere mich. Ich hab’s ja versucht, aber dann hättest du Hon umgebracht.«
    »Absolut«, erwidert er ohne einen Hauch von Ironie im Tonfall.
    Etwas kann einfach nicht ganz stimmen mit mir, denn auf eine primitive Art genieße ich diese Sicherheit. Marsch würde für mich töten . Das gefällt mir.
    Irgendwann schlafen wir über all den unbeantworteten Fragen ein, und das ist in Ordnung so. Seine Wärme ist himmlisch, als wäre ich unbesiegbar, solange Marsch nur an meiner Seite ist. Zum ersten Mal, seit ich ihn in der abgedunkelten Kabine gefunden habe, habe ich das Gefühl, er könnte zu mir zurückkommen. Nach dem Treffen mit den Industriellen morgen werde ich noch ein paar von Mairs Aufzeichnungen durchgehen. Die Tipps, die sie mir hinterlassen hat, sind Gold wert. Als hätte sie gewusst, dass ich sie brauchen würde. Und mit diesen Tipps werde ich ihm helfen, den Weg zurückzufinden.
    Ich liebe dich, Marsch. Immer , sage ich in der Stille meiner Gedanken.
    Ohne es zu merken, bin ich in einen Traum hinübergeglitten. Es muss so sein, denn die Welt um mich herum explodiert plötzlich in Dunkelheit und Feuer. Ich kann nicht atmen, meine Lungen brennen vor Sauerstoffmangel.
    Ich wache auf und spüre zwei Hände, die mir die Kehle zudrücken.

17
    Marschs Blick wirkt eigenartig und wild, und seine Augen glänzen viel zu stark.
    Ich wehre mich, stemme mich gegen ihn, trete nach ihm, aber das scheint ihn nur noch entschlossener zu machen, mich zu töten. Marsch merkt nicht, dass ich es bin. Er ist aufgewacht und glaubt, ein Feind läge neben ihm im Bett.
    Meine Glieder werden schwach. Der letzte klare Gedanke, den ich fassen kann, ist, in seinen Geist einzudringen, so wie er es bei mir immer tut.
    Rot, überall rot. Vielleicht habe ich es geschafft, aber vielleicht kommt es auch daher, dass ich sterbe. Nein, ich spüre Wut und Aufruhr. Das bin nicht ich, ich bin in ihm . Ich habe entsetzliche Angst, kralle die Fingernägel in seine Hände und werde immer schwächer.
    Marsch, nein. Hör auf.
    Sein Griff wird lockerer. Hat er mich gehört?
    Zwischen all den schwarzen Flecken sehe ich, wie er langsam zur Besinnung kommt. Marsch stößt einen Entsetzensschrei aus und springt vom Bett wie ein Tier, das nicht weiß, wie es in den Körper eines Menschen gekommen ist. Ich rolle mich auf der

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