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Mondglanz

Mondglanz

Titel: Mondglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Aguirre
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verdrängen, wobei für den menschlichen Verbraucher noch Sitzgelegenheiten dazugehören, aber das lässt sich wohl arrangieren. Man macht es sich auf der Terrasse gemütlich, und während der Bot das Abendessen zubereitet, genießt man selbst den Sonnenuntergang. Eine Menge Geld ließe sich mit so was verdienen.
    Während ich über die wirtschaftlichen Aspekte des Ganzen nachdenke, probiere ich von den verschiedenen Speisen. Alles ist mit dicker Sauce bedeckt, und ich kann kaum etwas davon identifizieren. Der Geschmack ist eigenartig scharf, mit einem Hauch von Eisen, der mich an Blut erinnert. Wie glitschiger Gummi schlittert das Fleisch meine Speiseröhre hinunter. Das Zeug schmeckt mir überhaupt nicht, und das Schweigen zwischen uns macht die Situation auch nicht angenehmer.
    Wahrscheinlich sagt sie absichtlich nichts, um mich aus der Reserve zu locken. Sie gibt mir Zeit, um über ihre Worte nachzugrübeln, und ihre Taktik geht auf. Fieberhaft wäge ich die Möglichkeiten ab und versuche, mich nicht davon beeindrucken zu lassen, dass manche von den Brocken, die Otlili verspeist, immer noch zucken. Die Ithorianer verachten uns, weil wir – neben anderen Dingen – Aasfresser sind. Zumindest in der Vergangenheit haben wir uns an totem Fleisch gelabt, auch wenn wir mittlerweile größtenteils auf synthetisches Protein umgestiegen sind. Aber selbst das finden sie eklig. Für die Ithorianer ist nur frisch, was sich noch bewegt.
    Endlich ist das Mahl vorüber, und Otlili scheint gewillt, mir ihren Standpunkt zu erklären. Aber zuerst muss ich mich natürlich noch für ihre Gastfreundschaft bedanken.
    »Sie haben uns eine große Ehre erwiesen, und ich betrachte es als großes Privileg, in Ihrer Gesellschaft weilen zu dürfen.«
    Vel übersetzt, und Otlili nimmt meine Worte wohlwollend zur Kenntnis. Aber das ist nicht der Grund, weshalb wir hier sind. Sie kann sich jederzeit Honig ums Maul schmieren lassen, und zwar von Leuten, die das weit besser beherrschen als ich. Immerhin ist sie die mächtigste Person auf Ithiss-Tor.
    »Ihre Geduld ist lobenswert«, sagt sie endlich, »doch obwohl Sie einen durchaus positiven Eindruck auf mich gemacht haben, Botschafterin, hat sich meine Meinung von der Menschheit nicht geändert. Mein Volk würde unwiderruflich geschwächt, würden wir uns auf regelmäßige Beziehungen mit Ihrer Rasse einlassen. Ich wünsche Ihnen und Ihrer Art nichts Schlechtes, aber …« Sie legt eine wohldurchdachte Pause ein, um jene Worte wirken zu lassen, die sie nicht ausspricht. »Dieses Bündnis wird nie zustande kommen. Ich rate Ihnen, mit Ihrer Delegation noch vor der Abstimmung wieder abzureisen.«
    Also eine Drohung .
    »Ich bedaure, aber ich kann Ihrer Empfehlung nicht Folge leisten.«
    Ich frage mich, ob es eine gute Idee war, bei ihr zuhause zu essen, andererseits würde sie mich wohl kaum hier und jetzt vergiften. Sie konnte nicht wissen, dass ich ihre Warnung ausschlagen würde. Ein Mordversuch wäre in diesem Stadium wohl noch etwas überstürzt, und die Große Verwalterin scheint mir nicht von der impulsiven Art zu sein.
    Der Blick ihrer Augen, die undurchdringlich sind wie trügerische dunkle See, durchbohrt mich. »Noch nicht«, erwidert sie in einem Tonfall, der mir sagt, dass das Gespräch beendet ist. »Aber das werden Sie bald.«
    Klingt wie eine Prophezeiung, aber wenn sie recht behalten sollte, wird mir nicht mehr viel Zeit bleiben, um meine Worte zu bereuen. Mir ist schwindlig und irgendwie komisch zumute. Wahrscheinlich ist mir schlecht von dem ungewohnten Essen.
    Vel geleitet mich mit sicherer Hand durch das Abschiedsritual. Mein Wa lässt zwar zu wünschen übrig, aber wenn ich mich zu tief verneige, kotze ich Otlili noch auf den Boden. Was, zum Teufel, hat sie mir da aufgetischt? Ich sehe alles doppelt, und der Raum um mich herum zerfließt in Myriaden unmöglicher Farben.
    Als wir den Lift erreichen, ergreift Vel meinen Arm und stützt mich. »Zumindest können Sie noch auf Ihren eigenen zwei Beinen gehen.«
    Meine Zunge ist dick und schwer. »Ist das bei den meisten anders?«
    »Die meisten werden gar nicht erst eingeladen«, erwidert Vel grimmig. »Und diejenigen, denen die Ehre zuteilwird, verschwinden hin und wieder spurlos.«
    Ich murmle etwas Unverständliches, während die Welt um mich herum aufblitzt und verschwindet wie bei einer gestörten Sat-Übertragung. Erst nach einer Weile kapier ich, dass mein Blinzeln der Grund dafür sein könnte. Ich öffne und schließe ein

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