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Mondglanz

Mondglanz

Titel: Mondglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Aguirre
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verschwimmt zu einem Brei aus fremden Gesichtern, lauter Musik und zu viel Alkohol.
    Als ich die Augen öffne, dröhnt mein Schädel. Die Einrichtung sagt mir nicht das Geringste. Ich habe keine Ahnung, wo ich bin. Ein Bett, ein Garderobier, nackte graue Wände. Könnte jede x-beliebige Station sein, auf der ich im Lauf meiner Karriere als Navigatorin war.
    Eine zarte Hand mit den langen Fingern eines Künstlers wischt mir das Haar aus dem Gesicht. Ich schmelze und lasse meinen Blick Kais Arm entlang bis hinauf zu den Schultern wandern und zu seinem vertrauten, geliebten Gesicht.
    Amüsiert und zärtlich lächelt er mich an. »Du hast dir’s ganz schön gegeben gestern Nacht, oder?«, meint er. »Hätte nicht geglaubt, dass du aufwachst, bevor es dunkel wird.«
    Glücksgefühle steigen in mir auf. Ich liebe es, sein Gesicht zu sehen, wenn ich aufwache, jedes Mal aufs Neue. Mein Kopf tut wirklich verdammt weh. Mühsam richte ich mich auf und stöhne. »Ich … Hab ich wirklich …?«
    O nein. Nicht schon wieder .
    »Zweimal«, bestätigt er.
    »War’s in den Nachrichten?«
    »Ist es doch immer. Aber mach dir keine Sorgen. Deine sind die Schönsten von allen.«
    Kein besonders guter Trost, und das Schädelbrummen erleichtert die Sache auch nicht. Also werde ich ein weiteres Mal von meinem CO zu hören bekommen, dass meine Titten schon wieder in den Nachrichten waren. Noch etwas, auf das ich mich nicht gerade freue. Vielleicht verschafft mir die Sache mit der Straße von Csom ja einen gewissen Bonus.
    Der CO ist nicht gerade von der lockeren Sorte und wird mir einmal mehr einschärfen, dass ich jetzt Verantwortung für das Image des Konzerns trage. Solche Ermahnungen haben bei mir noch nie gewirkt.
    »Wie lange liege ich hier schon so rum? Müssen wir bald wieder los?« Ich kann es selbst kaum glauben, aber ich habe keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen ist.
    »Erst Morgen. Wir haben noch einen ganzen Tag frei.«
    »Noch mehr von dieser ›Freizeit‹, und ich sterbe«, murmle ich und lasse mich wieder in die Kissen sinken.
    »Denk nicht mal dran«, raunt mir Kai ins Ohr. »Du glaubst doch nicht im Ernst, ich könnte ohne dich weiterleben.«
    Ich spüre einen süßen, lustvollen Stich. Kai sagt das ganz gelassen, schämt sich nicht dafür, wie sehr er mich braucht. Ganz egal, wie stark meine Kopfschmerzen sind, mein Herz ist immer für ihn empfänglich. Nach Simon habe ich mir geschworen, nie wieder einen Mann so nahe an mich heranzulassen. Ich habe mir das Versprechen gegeben, ein Leben mit Vollgas zu führen, mir in jedem Raumhafen einen neuen Liebhaber zu nehmen und keine emotionale Bindung mehr zuzulassen. Eine ganze Zeit lang habe ich das sogar geschafft.
    »Du bist so ein unglaublicher Süßholzraspler.«
    Kai spielt mit meinen Locken und schüttelt den Kopf. »Nichts ist so süß wie die Wahrheit, Siri.«
    Ah . Niemand sonst nennt mich so. Am Anfang hat er es getan, um mich zu ärgern mit diesem niedlichen, kindischen Namen. Er passte überhaupt nicht zu mir, fand ich. Doch nach und nach habe ich mich daran gewöhnt. Im Allgemeinen bin ich alles andere als fügsam, aber Kai bringt mich zum Schmelzen.
    Buchstäblich, als er seine Finger auf bestimmte Punkte an meinem Hinterkopf legt und sanften Druck ausübt. Sofort spüre ich, wie der Kopfschmerz nachlässt, und ich kann sogar die Lider öffnen, ohne dass mir das Licht Augen und Gehirn verbrennt.
    »Mmmm. Du bist einfach der Beste. Eigentlich habe ich dich gar nicht verdient.«
    »Richtig«, erwidert er trocken. »Du bist durch und durch verdorben. Ich hatte nur Mitleid mit dir und habe mir geschworen, dich vor dir selbst zu beschützen.«
    Das ist gar nicht so weit von der Wahrheit entfernt. Nach der Trennung von Simon hat er monatelang zugesehen, wie ich mich mit einem Mann nach dem anderen vergnügt habe, so viele, dass ich mich nicht mal mehr an alle Namen erinnern kann. Schließlich hat er mich gefragt: »Warum nicht mal mit mir? Alle anderen Männer im Universum hast du doch schon durch.«
    Wenn er nicht so verdammt recht gehabt hätte, wäre ich vielleicht beleidigt gewesen und hätte ihn angekeift, warum er sich ausgerechnet für so eine Schlampe wie mich interessiert. Für mich war Kai immer tabu gewesen. Schließlich waren wir ein Team, und wenn ich es mit ihm verbockt hätte wie mit all den anderen, hätte das die Zusammenarbeit ziemlich unangenehm gemacht. Ich weiß nicht mal mehr, warum, aber ich sagte ihm, ich würd’s mir überlegen, und

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