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Mondglanz

Mondglanz

Titel: Mondglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Aguirre
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    Beide schauen mich schweigend an, und meine PA geht wahrscheinlich gerade ihre Datenbanken nach einem Hinweis auf diesen mysteriösen »ihn« durch. Schließlich berührt Constance zaghaft meine zerzausten Locken, als experimentiere sie, ob sie mir durch diese Art physischen Kontakt Sicherheit geben kann. »Leider kann ich zu der momentanen Situation nichts Wertvolles beitragen. Verluste gehören nicht zu meiner Programmierung.«
    Für sie ist ein Mensch wahrscheinlich wie jeder andere. Es ist eben nicht mehr Mair, die sich in ihr System einloggt, sondern ich. Die alte Administratorin wurde lediglich durch eine neue ersetzt. Ich wünsche mir beinahe, Constance könnte mich so umprogrammieren, dass ich werde wie sie.
    »Vergessen Sie alles, was Sie unter dem Einfluss des Gewürzes geträumt haben«, sagt Vel leise. »Sonst macht es Sie verrückt.«
    Er hat leicht reden. Vor Scham versinke ich fast im Boden. Habe ich mich stöhnend im Bett herumgewälzt, während ich vom letzten Sex mit Kai geträumt habe? Die Innenseiten meiner Oberschenkel fühlen sich nass an, so realistisch war die Illusion. Hat Constance meinen Traum-Orgasmus aufgezeichnet, um ihn später zu analysieren?
    »Ihnen bleibt noch eine Stunde, bis Sie bei Ratsmitglied Devris Abendveranstaltung erwartet werden«, fügt die PA hinzu. »Wenn Sie es erlauben, kann ich Sie jetzt dafür zurechtmachen.«
    Was spielt das schon für eine Rolle? Abgrundtiefe Verzweiflung wütet in mir. Ich habe Kai verloren, und seit letzter Nacht fange ich allmählich an zu glauben, dass ich auch Marsch verloren habe. Während ich so denke, berühre ich mit den Fingerspitzen meinen Hals. Alles, was mir noch bleibt, ist meine Arbeit. Ich muss meine Pflicht tun. Aber das kann ich nur, wenn ich meine Gefühle abstelle. Mich von ihnen abschotte.
    Nichts von alldem spielt mehr eine Rolle. Das ist alles nicht mir passiert. Es war eine andere Jax, die daran zerbrochen ist.
    Ich schleppe mich in die San-Dusche – eine exakte Kopie des Farwan-Standardmodells, damit ich mich mehr wie zuhause fühle –, ziehe mich aus und wasche mir den säuerlichen Fieberschweiß von der Haut. Da Nacktheit weder für Vel noch Constance etwas Besonderes ist, gehe ich so, wie ich bin, aus der Dusche und nehme meine Robe aus dem Schrank.
    Vel wird mich begleiten wie immer, und jetzt trage ich auch noch seine Tätowierung auf dem Hals. Soweit ich weiß, bin ich damit sein Eigentum, und er könnte mich in die Minen verkaufen, wenn er wollte. Maria, wann hört dieser Schmerz endlich auf? Ich fühle mich wie damals auf Perlas, hilflos und gefangen, ohne Aussicht, irgendwo Trost zu finden.
    Wie eine Schaufensterpuppe stehe ich reglos da, während die beiden mich zurechtmachen. Ich habe versprochen, bei der Abendveranstaltung meine Aufwartung zu machen, und würde ich mich entschuldigen lassen, könnten das Devri und Scharis in den falschen Hals bekommen, und ich kann es mir nicht leisten, die wenigen Verbündeten zu verprellen, die ich habe. Im Spiegel sehe ich eine Fremde, blass, aber schön gekleidet. Das Einzige, das mir vertraut vorkommt, ist die goldene Robe, aber selbst das ist mir egal.
    Ich fühle mich absolut leer.
    »Sie sehen angemessen aus, Botschafterin«, erklärt Constance.
    »Gut. Würdest du Vel die Aufzeichnungen zeigen, die du bei dem ersten Treffen gemacht hast? Die von Ratsmitglied Devri.«
    Vielleicht hat diese Abgestumpftheit ja auch was Gutes. Ohne sie würde ich es nie fertigbringen, Vel über die sexuellen Gewohnheiten der Ithorianer auszuquetschen. Doch jetzt kann ich völlig gelassen abwarten, was er dazu zu sagen hat.
    Ein Wärmebild von Devri erscheint auf dem Schirm. Ich sehe die warmen Flecken sofort. Vel betrachtet sie einen Moment, dann sagt er: »Ihre Selbstsicherheit und Ihr Fachwissen haben ihn beeindruckt und stimuliert«, bestätigt er. »Wenn Sie … interessiert wären, würde er sich für Sie auf den Rücken legen.«
    »Tatsächlich? Warum?« Ich frage lieber erst gar nicht, was genau das bedeutet. »Ich dachte, dein Volk findet uns Menschen abstoßend.«
    »In den meisten Fällen, ja. Aber ein mächtiges, dominantes Weibchen legt die meisten Eier, was wiederum die größte Zahl an Nachkommen bedeutet und somit die beste Aussicht auf Fortführung der dynastischen Linie. Wir sind konditioniert, auf derartiges Auftreten zu reagieren. In diesem Fall ist die Anziehung eher psychologisch begründet, und sie scheint stark genug zu sein, dass Devri über Ihre mangelnde

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