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Mondglanz

Mondglanz

Titel: Mondglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Aguirre
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wenn ich endgültig explodiere.« Aus seiner dunklen Stimme schlägt mir ein Ozean von Verzweiflung entgegen, gurgelnd wie schwarze Wellen auf kantigem Fels.
    Mein Lächeln fühlt sich verkrampft an und unnatürlich. »Du redest, als wärst du eine wandelnde Zeitbombe.«
    »Ein guter Vergleich.«
    »Findest du? Ich nicht. Ich finde es furchtbar.«
    Es bricht mir das Herz, wie verloren er aussieht. Marsch schläft kein bisschen besser als ich, wenn auch aus anderen Gründen.
    »Was willst du, Jax?«
    Dich . Ich spreche es nicht aus, aber das muss ich auch nicht. Nicht bei Marsch. Ein kalter Schauder sagt mir, dass er meine Gedanken liest – ein instinktiver Impuls, den er genauso wenig im Griff hat wie ich meine Sehnsucht nach ihm. Wir sind wie gegenpolige Magneten. Ganz egal, wie sehr wir dagegen ankämpfen – und das habe ich am Anfang, weil ich nicht einmal ansatzweise bereit war für ihn –, die Anziehung ist stärker.
    Ich erinnere mich an unser erstes Mal, die Anspannung und die Leidenschaft auf seinem Gesicht, als ich auf ihm geritten bin. Und ich erinnere mich an den verschlingenden Rausch, den ich verspürte, als ich ihn im Gunnar-Dahlgren-Komplex fand, am Leben. Mit Zunge und Zähnen sind wir übereinander hergefallen, rasend vor Glück und Erleichterung.
    Marsch zittert. »Du treibst mich in den Wahnsinn, Jax … und der Weg dort ist nicht mehr weit. Zuerst erinnerst du mich daran, was für großartigen Sex wir miteinander hatten, dann erklärst du mir, dass wir den erst wieder haben werden, wenn ich zu dir sagen kann, ich liebe dich, und es auch wirklich so meine.«
    So, wie er es formuliert, klingt es wirklich grausam .
    »Ich hatte nie ein Problem mit Sex ohne Liebe«, flüstere ich. »Aber dann habe ich mich in Kai verliebt, und er brachte mir bei, dass es mehr gibt als das. Und dann … Viel zu bald, nachdem ich ihn verloren hatte, habe ich dich getroffen. Ich wollte dich nicht lieben. Ich wollte nicht, dass du der Richtige bist.«
    Stumm wie ein Stein starrt er mich an.
    »Ich wollte nichts als trauern, aber du hast nicht aufgehört, bis ich begriffen habe, dass der Schmerz nie weggehen würde, außer ich öffne mich für dich, voll und ganz, ohne Vorbehalte. Und hier bin ich und bettle …« Meine Stimme versagt, und ich kann einen Moment lang nicht weitersprechen. »Bettle dich an, dass du nicht aufgibst. Bettle darum, dass du es weiterhin versuchst. Weil ich glaube, dass ich es nicht überlebe, wenn ich dich verliere. Ich stehe mit dem Rücken zur Wand, mir bleibt keine Wahl.«
    Ich habe es getan, meine Seele bis aufs Letzte entblößt. Sie ist nackt und hässlich, übersät mit halb verheilten Wunden, und ich habe sie ihm zu Füßen gelegt. Er kann sie zertrampeln, wenn er will, aber dann haben wir alles verloren, und mir wird nichts anderes übrigbleiben, als es einzusehen.
    Marsch sagt nichts.
    Ich würde lieber über zerbrochenes Glas kriechen, als ihm diese Dinge zu erzählen. Vor allem jetzt, da sein Gesicht so weich und einfühlsam aussieht wie ein Titanpfeiler. Ich schleppe mich weiter, ertrinke in seinem Schweigen.
    »Komm schon, sieh dich in mir um. Du hast einmal gesagt, ich wäre der stärkste Charakter, dem du je begegnet bist, aber jedes noch so harte Material zerbricht irgendwann. Diese Mission ist zu wichtig, zu viel Verantwortung lastet auf mir, und ich brauche dich und …«
    »Halt den Mund, Jax.«
    Klingt seine Stimme liebevoll oder gereizt, als er das sagt? Ich habe keine Ahnung, kann es nicht mehr beurteilen.
    Marsch beugt sich vor, stützt die Ellbogen auf die Knie. »Kannst du immer noch behaupten, du hättest keine Angst vor mir?«
    »Hab ich nicht«, erwidere ich prompt. »Du wolltest mir nicht wehtun. Welcher Albtraum dich auch geritten hat, es war nicht ich, die du töten wolltest.«
    Er zeigt mir ein Lächeln, in dem keine Freude liegt und keine Milde.
    »Soll das ein Hinweis sein? Würdest du gern mit mir durch meine Albträume spazieren und unterwegs ein paar Blümchen aussähen?«
    »Tu nicht so, als würdest du mich so schlecht kennen«, keife ich ihn an. »Vergiss es, Baby. Mit meinen Stahlkappenstiefeln würde ich hindurchmarschieren und alles und jeden zerquetschen, der versucht, dir wehzutun.«
    »Das ist meine Jax.«
    Die Worte kommen so leise aus ihm heraus, dass ich beinahe glaube, ich hätte sie mir nur eingebildet. Aber das habe ich nicht. Unfassbare Freude steigt in mir auf. Er hat es gesagt, und jetzt sieht er mich unverwandt an. Eine Frage steht

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