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Mondglanz

Mondglanz

Titel: Mondglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Aguirre
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Rangsymbole auszusehen haben und wie man die Farbe aufträgt. Er wusste, dass mein Interesse unangemessen war für meinen Stand, aber auf Ithiss-Tor widersprechen die niederen Kasten ihren Vorgesetzten nicht, auch wenn die Befehle noch so fragwürdig sind.«
    Das lässt mich aufhorchen. »Und? Hältst du dich für etwas Besseres, weil die Große Verwalterin das Ei gelegt hat, aus dem du geschlüpft bist?«
    »Ich bin Nachkomme einer der ältesten, nobelsten Familien«, antwortet er in ernstem Tonfall. »Und doch bin ich der lebende Beweis, dass sich selbst die edelsten Gene nicht immer durchsetzen. Manche Nachkommen sind fehlerhaft, entsprechen nicht dem Standard.«
    Bestimmt meint er nicht »fehlerhaft« oder »Standard«, aber der Chip findet wohl kein anderes Wort dafür.
    »Du sagst das, als wäre das etwas Schlechtes.«
    »Individualität ist hier keine Auszeichnung. Das ist sie nur bei euch Menschen. Auf Ithiss-Tor gilt als gut, wer innerhalb der Schicht, in die er hineingeboren wurde, etwas zum Allgemeinwohl beiträgt.«
    »Aber indem du Künstler werden wolltest, hast du dein Erbe verweigert, genauso wie ich meins verweigert habe und Springerin geworden bin. Auch meine Eltern hatten anderes mit mir vor.«
    »Ich denke, es war vielleicht ein wenig komplizierter.« Endlich löst er sich vom Fenster und setzt sich. »Als es schließlich kam, wie es kommen musste, und ich verraten wurde, brachte mein Fehlverhalten so viel Schande über Nok, dass sie ihr Amt als Große Verwalterin verlor. Mein Ungehorsam kostete sie zwei volle Umläufe harter Arbeit.«
    »Und Sie haben ihr die Streifen weggenommen?«, frage ich vorsichtig.
    »Ja.« Die knappe Antwort sagt mir, wie sehr ihn diese Tatsache immer noch beschäftigt.
    »Oh, Vel.« Ich kann nur versuchen, mir vorzustellen, wie er sich fühlen muss.
    »Nok befahl mir, in die Politik zu gehen, wie es unserer Familie geziemte, oder sie würde mich töten lassen. Sie machte mir unmissverständlich klar, dass sie genügend Männchen zur Verfügung habe, um ihre Gene weiterzugeben und einen weiblichen Nachkommen zu zeugen.«
    Ohne jede Intonation übersetzt der Chip, was Vel sich gerade von der Seele redet. Eine fast schon lästerliche Untertreibung.
    »War das der Zeitpunkt, an dem die Ehe mit Sartha arrangiert wurde?«
    »Partnerschaft«, korrigiert er. »Man beschloss, mich einem Weibchen anzuvertrauen, das mich führen sollte, da ich offensichtlich selbst dazu nicht in der Lage war. Ich ging in die Politik, wie man es von mir erwartete, kletterte die Karriereleiter empor, obgleich ich zwanzig Umläufe lang keine Abzeichen tragen durfte als Strafe für mein Fehlverhalten.« Er überlegt einen Moment. »Eine vergleichsweise milde Strafe. Ebenso gut hätte ich für verrückt erklärt und in die Minen geschickt werden können. Wäre Nok nicht gewesen, hätte man es mit Sicherheit getan. Hätte ich sie noch einmal enttäuscht, sie hätte mich still und heimlich beseitigen lassen.«
    Maria, ich würde ihn so gern trösten. Neben Velith ist noch Platz, also setze ich mich zu ihm. Wenn ihm das zu nahe ist, muss er es sagen. Ich weiß einfach nicht, was er braucht oder will.
    »Das tut mir alles unglaublich leid für dich, Vel.« Vielleicht genügen ihm meine Worte.
    »Wie Sie also erkennen«, fährt er fort, »bin ich nicht gerade ein typischer Vertreter meiner Spezies. Ich bin ein Schandfleck, und ich war so … fremd unter meinem eigenen Volk, dass ich, als die erste menschliche Delegation auf unserem Planeten landete und ich gerade kurz davorstand, zum Großen Verwalter ernannt zu werden, von Ithiss-Tor floh, anstatt ein Leben in stiller Verzweiflung zu fristen.«
    Ich überlege, was ich am besten darauf sagen kann. »Mag sein, dass du nicht das bist, was Nok sich gewünscht hat, und anders als andere Männchen, aber daran ist nichts Schändliches. Du bist wertvoll, so wie du bist. Ich wäre längst tot, hätte ich nicht das Glück gehabt, dich zu treffen.«
    War das genug? Ich bin nicht gerade gut in solchen Dingen. Ich spreche selbst nicht gern über meine Gefühle, und es fällt mir schwer, Leuten zu sagen, wie wichtig sie mir sind. Manchmal bin ich erst so weit, wenn es schon zu spät ist. Ich kann dann nur noch in die große leere Dunkelheit flüstern, in der Hoffnung, dass sie mich hören:
    Ich vermisse dich.
    Ich habe dich geliebt.
    Ich hoffe, Marsch weiß das.
    »Mir wird auf ewig die Schande des Versagens anhaften.« Seine Worte klingen trostlos und endgültig, als

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