Mondherz
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14 . Kapitel
Belgrad, August 1456
G raf Hunyadi war tot.
Obwohl sie ihn kaum gekannt hatte, trauerte Veronika um ihn. Die Vorurteile gegen die Hunyadis, die sie von ihrem Onkel einst eingetrichtert bekommen hatte, waren im Nachhinein fast absurd gewesen. Weder Cilli noch der König hatten Männer geschickt, um Belgrad zu verteidigen. So war es ganz allein Graf Hunyadis Verdienst, dass die Stadt noch den Christen gehörte. Jetzt lag sein Tod wie ein lähmendes Gift über der Festung.
Veronika kauerte sich auf der Bank zusammen, auf der sie seit zwei Stunden saß und wartete. Die Luft war angenehm kühl hier, in dem Gang vor Michael Szilagyis Gemächern, die sich im Norden der Festung befanden.
In Michaels Räumen hatten sich alle Belgrader Werwölfe unter Pavels Führung versammelt, und sie berieten, ob und wie sie der Familie Hunyadi weiterhin dienen sollten. Veronika dachte daran, wie Pavel und sein Rudel als Wölfe auf dem Schlachtfeld gewütet hatten. Ihre Wölfin hatte den Ruf ihrer Blutgier gehört, und nur mühsam war es ihr gelungen, sie im Zaum zu halten. Sie schlang ihre Arme um sich, denn plötzlich fröstelte es sie. Im Moment war sie ganz froh, als Frau kein Mitglied des Wolfsbundes zu sein.
Trotzdem hatten dessen Entscheidungen direkte Auswirkungen auf ihr Leben. Wenn sich Gábor und Miklos einen neuen Dienstherrn suchten, würde sie dann bei ihnen bleiben können? Sie hoffte darauf mit jeder Faser ihres Herzens. Gábor hatte allerdings auch nach dem Sieg kaum ein Wort mit ihr gewechselt. Er bereute den Kuss, das war ihm deutlich anzumerken. Ihre größte Sorge war, dass er weiterzog und sie in Belgrad zurückließ. Bei Michael. Sie stand auf und ging unruhig ein paar Schritte hin und her. Michael behandelte sie, als hätte es seinen Annäherungsversuch nie gegeben. Ihr fiel es seitdem jedoch schwer, ihm in die Augen zu schauen.
Sie schüttelte den Kopf. Im Grunde verhielt Michael sich ganz richtig. Es war Zeit, diese dumme Geschichte zu vergessen. Und über ihre Zukunft zu grübeln hatte keinen Sinn, solange sie nicht wusste, was die Männer entschieden hatten.
Endlich öffnete sich die Tür und der erste Werwolf erschien, ein Mann aus Pavels böhmischem Rudel. Er nickte ihr knapp zu, bevor er sich entfernte. Es folgten weitere Männer, bis schließlich nur noch Gábor, Miklos, Michael und Pavel im Zimmer sein konnten. Ungeduldig wippte Veronika auf den Zehen auf und ab.
Pavel kam gemeinsam mit Gábor und Miklos heraus. Er runzelte die Stirn. »Frau Veronika, was macht Ihr hier?«
Sie senkte den Kopf, während die Stärke seines Wolfs wie eine Welle über ihren Kopf hinwegrollte. Seit der Schlacht war er ihr noch unheimlicher. »Ich warte auf meinen Vormund«, murmelte sie.
»Natürlich.« Seine Augenbrauen zuckten, als sein Blick von ihr zu Gábor wanderte. Es lag keine Freundlichkeit in seinen Augen, als er ihnen zunickte und davonging.
Gábor sah gesünder aus als noch vor ein paar Tagen – zumindest schien er wieder geschlafen zu haben. Seine Miene blieb regungslos, als er Veronika ansah. Miklos grinste ihr zu, hielt es jedoch ebenfalls nicht für nötig, einen Ton zu sagen. Sie hätte ihnen beiden an die Kehle springen mögen.
»Was habt Ihr beschlossen?«, fragte sie forsch.
»So ungeduldig?« Gábor zog die geschwungenen Augenbrauen nach oben. »Gehen wir nach draußen, dort können wir über alles reden.«
Widerwillig folgte sie ihm und Miklos, ihren Frust kaum im Zaum haltend. Sie schienen gar nicht zu merken, wie sehr sie sie auf die Folter spannten. Sie gingen in die Gärten, die der serbische König im hinteren Teil der Festung einst hatte anlegen lassen. Vögel zwitscherten in den Kirschbäumen, deren Früchte inzwischen reif waren, und über ihnen leuchtete blau der Sommerhimmel. Kaum zu glauben, dass die Luft hier noch vor kurzem von Kampflärm erfüllt gewesen war. Wie schnell sich die Dinge ändern konnten. Gespannt sah sie Gábor und Miklos an, als sie sich im Schatten der Bäume auf einer der niedrigen Steinmauern niederließen.
»Wir sind übereingekommen, dass Michael, Miklos und ich unsere Dienste weiterhin der Familie Hunyadi anbieten«, sagte Gábor endlich. »Laszlo als ältester Sohn wird der Nachfolger des Grafen, und er wird unsere Unterstützung brauchen.«
»Wegen der schlechten Stellung der Hunyadis beim königlichen Hof?«, fragte Veronika.
Er nickte. »König Ladislaus hat Belgrad als Lehen an Johann Hunyadi gegeben, und nach
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