Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mondherz

Mondherz

Titel: Mondherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Spies
Vom Netzwerk:
vergnügen.«
    »Wenn er nicht gerade die besten Männer unseres Landes einsperrt«, ergänzte ein anderer.
    Veronika ächzte unwillkürlich, worauf die Männer sich zu ihr umdrehten. Sie zögerte erst, doch da sie ihre Aufmerksamkeit nun bereits hatte, fasste sie sich ein Herz. »Sprecht ihr von den Hunyadis?«
    Der Dicke nickte, dann grinste er. »Seit wann interessiert sich ein hübsches Mädchen wie du für Politik?«
    Sie zog den Kopf ein, und einer seiner Kumpane schlug dem Dicken auf den Rücken. »Jetzt hast du sie verschreckt, Antal. Keine Sorge, Mädchen, er ist schon verheiratet.« Sie feixten, während Antal eine mürrische Miene zog, und Veronika konnte nicht anders, als zu lächeln.
    »Ich auch, werte Herren«, beeilte sie sich zu sagen. »Mein Mann ist unterwegs, um einige Besorgungen zu machen.«
    »Werte Herren!« Sie hauten sich auf die Schenkel. »Bist wohl eine Dame, oder warum sprichst du so förmlich?«
    Sie fasste einen Entschluss. »Ich bin nur eine einfache Frau, aber meine Herrin ist von hohem Stand. Bis zu meiner Heirat diente ich als Edelmagd bei der Gräfin Hunyadi.«
    »Du kommst aus Temeschburg? Wie heißt du?«
    Jetzt hatte sie ihr Interesse geweckt. Sie zögerte kaum. »Elisabeth.«
    »So, Elisabeth, dann weißt du ja schon, wie es steht«, sagte der Dicke, und sein Gesicht wurde ernst. »Wir alle beten, dass der König wenigstens den jungen Hunyadi am Leben lässt.«
    Der junge Hunyadi? Veronika brauchte einen Moment, doch dann verstand sie, was das bedeutete. »Laszlo ist tot?«, rief sie entsetzt.
    Zornig nickten die Männer. »Gestern hat unser Stadtrat die Nachricht erhalten, und heute hat es der Priester in der Kirche verkündet. Der König hat ihn enthaupten lassen.«
    Veronika krampfte die Hände zusammen. Der arme Laszlo. Hoffentlich waren Gábor und Miklos noch am Leben. Hoffentlich kam sie nicht zu spät.
    »Wie es heißt, rumort es bereits auf Budas Straßen«, sagte Antal. »Jeder weiß, dass es nur den Hunyadis zu verdanken ist, dass die Türken uns noch nicht überrannt haben.«
    Veronika nickte. Es tat gut, hier Fürsprecher der Grafenfamilie zu finden. Miklos, der arme Miklos, hatte ihr einmal erzählt, dass die Hunyadis im ganzen Land beliebt seien. Jetzt erlebte sie es zum ersten Mal selbst.
    »Glaubt ihr denn, das Volk könnte den König umstimmen, damit er wenigstens Mathias und seine Getreuen am Leben lässt?«, fragte sie.
    Die Männer zuckten mit den Achseln. »Dem König ist es doch egal, was wir denken«, sagte der eine, doch ein anderer schüttelte den Kopf.
    »Wenn er alle gegen sich aufbringt, wird er es noch schwerer haben, seine Steuern einzutreiben. Vielleicht lässt ihn das noch einmal darüber nachdenken.«
    »Ich fand ja immer, Laszlo Hunyadi sollte König sein«, wisperte Antal vertraulich in Veronikas Ohr, sah sich jedoch wachsam dabei um. »Wie schade, dass er tot ist. Aber sein Bruder ist ja noch da. Es heißt, ihr toter Vater sei ein unehelicher Sohn vom alten Kaiser Sigismund gewesen.«
    Von diesem Gerücht hatte Veronika auch schon gehört. Der verstorbene Graf Johann hatte darüber stets herzhaft gelacht. Doch wie hatte Gábor einst zu ihr gesagt?
Eine Geschichte kann auch dadurch wahr werden, dass ein Volk an sie glaubt.
Ein Schauer durchfuhr sie.
    Im nächsten Moment kam Paulo die Gasse entlang, ein Lächeln auf dem Gesicht, das erst verschwand, als er sie im Gespräch mit den Männern sah. Ohne die Handwerker zu grüßen, winkte er sie zu sich. Rasch raffte sie ihren Rock zusammen und nickte den Männern zu. Trotz ihrer Sorgen schenkte sie Antal ein dankbares Lächeln, das noch mehr Farbe auf seine dunkelroten Wangen trieb.
    »Alles Gute, Elisabeth«, rief er ihr nach, dann war sie an Paulos Seite, der bereits die Pferde losband.
    »Meine Romabrüder wollen auch nach Buda«, informierte er sie knapp. »Wir reisen zusammen.«
    Buda, Februar 1457
    »Lange halte ich nicht mehr durch«, sagte Miklos leise. Er zitterte am ganzen Körper, als er seinen unruhigen Marsch durch die Zelle unterbrach, um Gábor anzusehen. Im nächsten Moment lief er weiter. Hin und her, hin und her, so ging es seit Stunden. Wenn er nicht bald Erlösung fand, würde er erst in Katatonie verfallen, um sich dann wie rasend aufzubäumen und zu verwandeln. Dann wäre er selbst für Gábor eine Gefahr.
    Er legte Miklos eine Hand auf die Schulter, doch der Junge zuckte zurück, als hätte ihn die Berührung verbrannt. Schweiß stand auf seiner Stirn, obwohl es bitterkalt

Weitere Kostenlose Bücher