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Mondherz

Mondherz

Titel: Mondherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Spies
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jeder Faser seines Körpers, dass sie ihn noch nehmen würde. Wenn es nicht zu spät war.
    Mathias war ein guter Mann. Ob sie ihn lieben gelernt hatte? Ob sie bereits schwanger war? Den Vater ihres Kindes würde sie kaum aufgeben, selbst wenn sie ihn nicht von Herzen liebte. Grimmig bohrte Gábor seine Fingernägel in die Handflächen. Niemals würde er vergessen, wie sich ihre Lippen an den seinen anfühlten. Ob sie an ihn dachte, wenn Mathias sie küsste? Er starrte die Burg so finster an, als könne er sie zwingen, ihm all das preiszugeben, was in den letzten Wochen innerhalb ihrer Mauern geschehen war.
    Als das Boot am Ufer anlegte, war er mit einem Satz an Land und schritt weit aus, überquerte den Fischmarkt und erklomm die hügeligen Gassen. Miklos und Arpad folgten ihm.
    Gábor roch weder den Dunst der silbernen Fischleiber, noch bemerkte er die Leute, die um ihn herum ihren Tagesgeschäften nachgingen. Geistesabwesend überholte er schaukelnde Ochsenkarren und schlug einen Bogen um die beiden keifenden Marktweiber, die bereits Schaulustige um sich scharten. Der Bettler, der jammernd die Hand hob, wurde von ihm einfach beiseitegeschoben. Er registrierte nur, wie geschickt Arpad stets dicht hinter ihm blieb. Es schien, als hielte ihn sein Wolf dazu an. Kurz lächelte Gábor in sich hinein. Was der Türke selbst auch glaubte, sein Wolf jedenfalls schien Gábor und Miklos als sein neues Rudel zu betrachten. Dieses Wissen war beruhigend.
    Am Burgtor blieb Gábor schließlich stehen. Auch hier herrschte eifriges Kommen und Gehen. Karren voller Weinfässer und gackernder Hühner passierten das Tor, Bedienstete schlüpften durch die Pforte. Die Wachen musterten jeden wachsam, der an ihnen vorbeikam. Trotz seiner fremden Kleidung erkannte einer der Männer Gábor und begrüßte ihn mit einem ehrerbietigen Nicken.
    »Ab hier gehe ich allein«, sagte Gábor zu Miklos und Arpad. Er musste unter vier Augen mit Veronika sprechen. Außerdem fehlte es noch, dass er einen Janitscharen in die Königsburg einschleuste. »Zeig Arpad die Stadt«, wies er Miklos an. »Wir treffen uns am Hafen wieder.«
    Er drehte sich um und betrat den Burghof, dann den Vorderbau der Festung, erklomm die Treppen, die ihn weg von dem Getümmel führten. Sein Herz schlug schnell und ungeduldig. Er hielt einen Kammerdiener auf, der an ihm vorbeieilte, und erfuhr, dass sich der König gerade in einer Besprechung mit dem Palatin befand.
    »Danach gedenkt Majestät eine leichte Speise einzunehmen und eine Weile zu ruhen«, sagte der Diener geziert und strich sich über das gestreifte Wams. Er schien sich geehrt zu fühlen, das heutige Tagesprotokoll zitieren zu dürfen.
    Doch der Wolf begann bei diesen Worten zu toben. Früher hatte Mathias nie Mittagsruhe gehalten. Gábor packte den Diener am Arm. »Leistet ihm Veronika von Livedil dabei Gesellschaft?«
    Die Augen des Dieners wurden weit vor Verwunderung. »Nein, Herr, diese Dame weilt doch gar nicht mehr bei Hofe.«
    Gábor ließ ihn los. »Wo ist sie dann?«
    Doch der Diener wusste nichts. Gábor wandte sich ab. Hatte Veronika den König verlassen? Er wollte sich nicht gestatten zu hoffen. Nur Mathias konnte ihm wirklich sagen, was vorgefallen war. Also suchte er zunächst seine eigene Kammer auf, wusch sich mit einem Krug Wasser den schmierigen Dreck der Händlerkleidung von der Haut und schlüpfte in frische Wäsche. Mit einem Band schlang er die Haare im Nacken zusammen. Seine Finger zitterten dabei. Verärgert schüttelte er seine Hand, bis das Zittern aufhörte. Bei Gott, er war nervös wie eine Jungfrau vor der Hochzeitsnacht! Er atmete tief durch, dann machte er sich auf den Weg zu den königlichen Gemächern.
    Der Palatin kam ihm entgegen. Gábor schätzte den ältlichen Mann, doch als dieser innehielt, um Neuigkeiten mit ihm auszutauschen, nickte er ihm nur knapp zu und beschleunigte seinen Schritt. An den Wachen eilte er vorbei, durch das königliche Arbeitszimmer, in dem sich Mathias’ Sekretär über einige Dokumente beugte. Die Tür zu den Schlafgemächern stand offen. Dort, der Schimmer von langem blonden Haar. Gábors Herz schien ihm davonzugaloppieren.
    Veronika.
    Hatte sich der Diener geirrt? Er hastete über die Schwelle, doch er traf nur zwei blonde Mägde an, die die königlichen Laken ausschüttelten.
    »Gábor?«
    Er fuhr herum.
    Mathias war mit einem Buch in der Hand aus einer der angrenzenden Kammern getreten. »Ihr seid wieder da«, rief er.
    Gábor starrte ihn an, das edle

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