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Mondkuss

Mondkuss

Titel: Mondkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Martini
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gestern. Und sollte er sich tatsächlich melden, so wird er auf Granit beißen. Ich denke nämlich nicht im Traum daran, ihn noch einmal wiederzusehen. Mit diesen Gedanken und ein paar Atemübungen gelang es ihr step by step etwas Ruhe in ihren Körper fließen zu lassen. Sie begann sich ein wenig zu entspannen, und es stahl sich sogar ein kleines Lächeln auf ihre Lippen. Hah, wäre doch gelacht, wenn die Geister, die ich nie gerufen habe, sich nicht mit Leichtigkeit vertreiben ließen. Wie jeden Morgen hörte sie auch diesmal wieder einen vertrauten „Plumps“, als sie aus dem Bett stieg. Orpheus startete in den Tag. Zunächst mit lautem Wehklagen, weil der Futternapf noch nicht gefüllt war. Dann folgte seine Morgengymnastik, die er stets im Badezimmer zum Besten gab, während sie versuchte, sich zu duschen. In voller Breite legte er sich quer vor die Duschkabine, rekelte sich, hangelte mit seinen dicken Katerpfoten nach allem, was ihm in die Quere kam und machte es ihr nicht gerade einfach, in die Dusche zu steigen. Gegen alle Versuche, ihn beiseite zu schieben oder gar an ein anderes gemütliches Plätzchen zu tragen, war er resistent. Kaum wurde seine Position mühsam verändert, lag er schon wieder auf der Matte vor der Duschkabine. Dann endlich hatte sie es geschafft. Sie stieg in die Dusche und drehte das Wasser auf. Der feste Strahl tat gut. Er belebte, massierte und entspannte, und sie dehnte ihre Dusche ungewohnt lange aus. Anschließend hüllte sie sich in ein weiches Badetuch, begann sich trocken zu rubbeln und begann mit ihrem morgendlichen Ritual. Zunächst verwöhnte sie ihren Körper mit einer wohlig duftenden Körperlotion, föhnte ihre Haare etwas an und legte ein leichtes Tages-Make-up auf. Orpheus lag ihr wie jeden Morgen zu Füßen und hangelte nach ihren Zehen, was ihr immer wieder einen spitzen Schrei entlockte. Sie kleidete sich an und freute sich auf ihr Frühstück. Orpheus trabte mit ihr zusammen zur Küche, verlangte nach einem zweiten Frühstück. Frühsport war schließlich anstrengend. Inzwischen tauchte auch Ludmilla auf. Noch reichlich verschlafen und zerknautscht, allerdings mit wachem Blick, dem nichts entging. Kaum in der Küche angekommen, stürzte sie sich dann auch schon zusammen mit Orpheus auf den Futternapf. Nach dem ausgiebigen Katzen-Frühstück folgte das allmorgendliche „Wir rennen über Tische und Stühle – Spiel“, was jedoch sofort unterbrochen wurde, als Marleen mit Morgenkaffee und Zeitung am Küchentisch saß und die Zeitung lesen wollte. Orpheus ließ es sich nicht nehmen, seinen Übermut in Form von zielsicher geführten Pfotenhieben auf die Zeitung auszuleben. Marleen hatte alle Mühe, ihre Zeitungslektüre mit dem Kaffeetrinken zu kombinieren. Ludmilla hingegen wirkte gelangweilt und putzte sich ausgiebig. Zeitungen reizten sie nicht sonderlich, dafür war sie aber blitzschnell, als Marleen aufstand, um sich einen frischen Kaffee zu holen, und sie ein unbeobachtetes Stück Brötchen mit Aufschnitt erspähte. Sie war Weltmeister im Stibitzen von solchen Leckereien. Ein turbulenter Tagesbeginn, den Marleen trotz einiger genervter Augenblicke nicht mehr missen wollte, und das, obwohl sie vor der Adoption ihrer beiden Miezen ein ausgesprochener Morgenmuffel gewesen war, dem die morgendliche Stille über alles ging. Nie im Leben hätte sie es für möglich gehalten, dass sie auf Ruhe am Morgen einmal weniger Wert legen würde, als auf die Gesellschaft dieser munteren Samtpfoten, die stets neue Einfälle hatten und ihr oftmals die morgendliche Puste raubten.
    ~~~ Ihr Arbeitstag war vollgestopft mit Terminen. Als es etwas ruhiger wurde, beschloss Marleen bei einer guten Tasse Kaffee schon lange vernachlässigte Unterlagen zu ordnen.
    Sie hatte kaum hatte damit begonnen, als es an der Tür klopfte, und die Sekretärin eintrat. „Da ist ein neuer, unangemeldeter Mandant, der nachfragt, ob es möglich sei, kurzfristig einen Termin zu bekommen. Er ist vollkommen verzweifelt und behauptet, dass nur Sie ihm helfen könnten.“
    „Na schön. Bitten Sie ihn herein.“ Eilig raffte sie ihre Unterlagen wieder zusammen und blickte zur Tür, als diese mit Schwung aufgerissen wurde.
    Ihre Augen weiteten sich, und sie wusste nicht, ob sie ihnen in diesem Moment trauen konnte, denn niemand Geringerer als Rafael kam auf sie zu. Sofort spürte sie, wie sich ein warmes Kribbeln in ihrem Körper ausbreitete, und ihre Beine zu zittern begannen. Vorsichtshalber blieb sie sitzen.

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