Mondlaeufer
erhalten.«
»Das klingt furchtbar schwierig. Und hart.«
»Hart? Überhaupt nicht. Mein Sohn, wir müssen mit ein paar sehr zähen Leuten fertig werden, weil das nun einmal zu den Aufgaben eines Prinzen gehört. Aber es ist wert, all diesen Aufwand zu erdulden, weil ein Prinz so gut dienen kann.«
»Du meinst, der Göttin dienen?«
»Wenn du es so sehen willst. Ich persönlich überlasse diese Seite Tante Andrade. Ich meinte, dass wir den Leuten dienen müssen, die uns vertrauen, dass wir den Frieden bewahren. Denn sie brauchen ihn für ihr Leben.«
Pol nickte langsam. »Großvater erreichte das mit seinem Schwert. Du machst es …«
»… indem ich versuche, klüger zu sein als alle anderen.« Rohan lachte wieder. »Was ich manchmal für unendlich viel schwieriger halte.«
Ein spöttisches Schnauben war die Antwort. »Du liebst es, das weißt du doch auch.«
»Ich muss gestehen, es kann Spaß machen. Es ist eine große Verantwortung, aber eine schöne. Einen Vertrag abzuschließen, der einen besseren Preis für Schafe bringt, einen Burschen oder ein Mädchen mit einer Mitgift auszustatten, wenn die Eltern nichts für sie haben, das Wissen, dass keine Armeen das Getreide zertrampeln werden – das alles sind feine Dinge, Pol. Und wenn es dir einmal keine Freude mehr macht, Prinz zu sein, dann frag dich, wem du dienst: den Leuten, die dir vertrauen, oder dir selbst.«
»Aber du sprichst von Pflichten, als wäre es wirklich ein Spaß!«
»Der größte Spaß meines Lebens war jene Nacht, als ich Walvis Remagev gegeben habe. Du hast es nicht gesehen, als es nur aus baufälligen Mauern bestand, die der gute alte Vetter Hadaan abzustützen versuchte. Walvis hat wieder eine richtige Burg daraus gemacht. Jetzt hat er mehr Schafe als jeder andere im weiten Sand, und seine Glasbarren gehören zu den besten, die wir herstellen. Und das macht Freude, Pol.«
»Ich glaube, ich verstehe. Aber es hört sich trotzdem noch etwas hart an.«
»Wahrscheinlich. Aber wir bekommen so viel, Pol, und ich rede dabei nicht von Ergebenheit oder der Gelegenheit, einen Athri zu überlisten, der denkt, er hätte dich überlistet.« Rohan lächelte wieder. »Es sind auch nicht die Juwelen und die schönen Pferde und die Reichtümer. Wir haben die Möglichkeit, etwas zu tun . Gute Sachen, die wirklich etwas ausmachen und die diese Welt zu einem besseren Ort machen, weil wir hier waren.«
Er überkreuzte seine Füße und sah auf seine Stiefelspitzen. »Wenn du und ich, sagen wir mal, ein Bauer und sein Sohn wären, würden wir dafür sorgen, dass unser Weizen hoch wächst und viel Korn trägt, damit wir einen guten Preis erzielen und uns ernähren können. Gleichzeitig würden wir auch die ernähren, die unser Korn kaufen. Natürlich sehen wenig Bauern ihr Korn an und sagen sich, ›Wie herrlich, dass ich so schönen Weizen anbaue und dass so viele davon leben können!‹ Aber du verstehst, was ich meine. Alle Berufe passen in dieses Schema. Auch wir beide. Nur macht das, was wir tun, einfach viel mehr her.« Mit einem Schulterzucken fuhr er fort. »Und es kann auch mehr zerstören. Manchmal muss man ein Heer gegen jemanden führen, der sein Prinzsein eben nicht als Möglichkeit sieht, etwas Wertvolles zu vollbringen, sondern als Möglichkeit, die anderen das tun zu lassen, was einem gerade gefällt.«
»Wie bei Roelstra.«
»Ja. Dann ist es sehr schwer, ein Prinz zu sein. Du hast die Macht, Männer und Frauen in die Schlacht zu schicken, wo viele von ihnen sterben werden. Das ist wirklich hart, Pol. Es liegt keine Freude darin, einen Krieg zu gewinnen. Darin liegt nur Trauer und Bedauern, dass man ihn austragen musste.«
»Aber manchmal ist es doch notwendig, nicht wahr? Damit wir dann die guten Sachen tun und den Menschen helfen können, die uns genug vertraut haben, um uns zu folgen und für uns zu kämpfen.« Pol fuhr stirnrunzelnd fort. »Aber wir müssen auch schwer arbeiten, damit wir sicher sind, dass wir nicht von den Leuten betrogen werden, die wir beschützen müssen, ob sie nun Betrüger sind oder nicht! Das kommt mir ziemlich unfair vor.«
»Habe ich je gesagt, dass es fair ist? Pol, es gibt viele Arten, Prinz zu sein. Die eine ist die Freude an den materiellen Vorteilen, ohne sich um die Verantwortung zu kümmern. Dafür wirst du in Waes viele Beispiele sehen. Ich persönlich finde diesen Typ besser. Sie bedrohen niemanden, nur ihre eigenen Schatzkammern. Eine andere ist die Freude an der Macht, über das Leben anderer
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