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Mondlaeufer

Mondlaeufer

Titel: Mondlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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würden gleich Feuer auf dich speien.«
    »Eine völlig logische Vorstellung! Aber ich glaube, man sollte sich wirklich nicht über Hexen lustig machen.« Er warf einen vielsagenden Blick zur Tür, durch die Andrade verschwunden war. »Geh schon ins Bett. Ich räume hier noch auf. Du siehst nämlich wirklich schrecklich aus!«
    Sie stand abrupt auf. »Wo hältst du eigentlich deinen Anteil am berüchtigten Charme deines Vaters versteckt?«
    »Den hebe ich für ein Mädchen auf, das nicht schon meinem Bruder versprochen ist.«
    Es war sehr spät, und Riyan musste sich immer wieder kneifen, um wach zu bleiben. Es war meistens sehr langweilig, Lady Kiele auf ihren nächtlichen Streifzügen durch Waes zu folgen. Dieser Abend würde wohl keine Ausnahme sein.
    Durch seine natürliche Geselligkeit, ganz besondere andere Gründe und aus reiner Langeweile hatte Riyan sich mit einer ganzen Reihe von Leuten aus Waes angefreundet. Sein Informant, der Diener von Jayachins Vater, mit dem er gelegentlich in einer Taverne etwas trank, hatte von einem Lakaien erfahren, dass der von einem Hilfskoch erfahren hatte, dass diesem Lady Kieles Zofe berichtet hatte (welcher der Hilfskoch den Hof machte), dass man ihr für einen abendlichen Ausritt ein Pferd hatte satteln sollen. Der Stallknecht hatte sich gern von Riyan dabei helfen lassen, sodass es ein Kinderspiel gewesen war, vor dem Beschlagen eine tiefe Kerbe in das hintere Hufeisen zu schlagen. Nach dem Regen der letzten Nacht würde er diese Kerbe auf dem feuchten Boden gut erkennen und Kiele leicht folgen können.
    Das hatte Riyan dann auch getan, nachdem er zuerst einen anderen Diener vor seine Tür gestellt hatte, der auf entsprechende Fragen etwas von einer Sommergrippe bei Riyan erzählen sollte. Es war einfach gewesen, durch eine der unzähligen Türen zu verschwinden. Und nun duckte er sich neben einen Busch und beobachtete ein kleines Landhaus, das vor ihm in einem Wäldchen lag.
    Die Fenster waren mit dunklen Vorhängen verhängt, doch hier und da fielen ein paar Streifen Licht heraus, die ihn näher heranlockten. Er hielt sich zurück, denn er wusste nicht, wie viele Leute drinnen waren. Er hatte nicht die Absicht, sich erwischen zu lassen. Bis jetzt hatte er zwar keine Wachen gesehen, doch das hatte nichts zu bedeuten.
    Den ganzen Frühling und Frühsommer hindurch war er Kiele immer wieder gefolgt. Meistens ging sie in die Häuser der angesehenen Bürger der Stadt – auch in das von Jayachins Vater. Die Besuche hingen zweifellos mit ihren Plänen für das Rialla zusammen, doch manchmal hatte Riyan auch das Gefühl, dass Kieles Besuch für ihre Gastgeber völlig überraschend kam. Alle acht bis zehn Tage zog sie los, und einmal war er ihr sogar bis zu einem Haus an den Docks gefolgt. Als er das Haus am folgenden Nachmittag wieder aufsuchte, traf er dort nur einen sehr großen Seemann und eine äußerst hässliche Dienstmagd. Er konnte sich nicht vorstellen, dass diese beiden der Herrin von Waes von Nutzen sein konnten. Riyan hatte sie danach nie wieder zu diesem Haus gehen sehen und sich dafür geohrfeigt, dass er sie verscheucht hatte. Zweifellos hatte sie von seinem Besuch erfahren, und sie hatte sich nicht wieder dorthin gewagt.
    Doch heute Nacht hatte ihn das markierte Hufeisen von den Toren der Stadt bis zu diesem Landhaus geführt. In einem Wald hatte Riyan die Spur zwar verloren, denn er kannte sich in der Umgebung von Waes trotz interessanter Ausflüge mit Jayachin kaum aus (normalerweise waren sie mit etwas anderem beschäftigt, als lange zu laufen, wenn Riyans Bemühungen bisher auch noch nicht von allzu großem Erfolg gekrönt worden waren). Doch die Kerbe im Hufeisen hatte ihren Zweck erfüllt. Er hatte nur ein kleines Flämmchen gebraucht, um zu entdecken, wohin sie geritten war.
    Vielleicht traf sich Kiele auf ihren Ausflügen nur mit einem Liebhaber. Bei dem Langweiler Lyell hätte Riyan ihr das nicht einmal sonderlich verübelt, doch er hielt Kiele für eine ziemlich kalte Frau, deren einzige Leidenschaften Macht und Hass waren. Er hatte außerdem genug Geschichten über ihren Vater und ihre Schwester Ianthe gehört.
    Und dann war da diese seltsame Stimmung, die ihn in den letzten Tagen in der Residenz beschlichen hatte. Nachdem er Chiana mehr als einmal abgewiesen hatte, hatte diese ihn schließlich in Ruhe gelassen und sich auf Lyell konzentriert. Kiele schien das nicht einmal zu bemerken. Sie war viel außerhalb der Residenz unterwegs und erklärte jedes

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