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Mondlaeufer

Mondlaeufer

Titel: Mondlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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Mal, sie würde Vorbereitungen für das Rialla treffen. Doch mitunter sah Riyan sie vor ausgebreiteten Plänen sitzen und mit einem heimlichen, katzenhaften Lächeln in die Ferne starren.
    Als er so lange gewartet hatte, dass nicht anzunehmen war, dass doch noch eine Wache mit dem Schwert in der Hand um die Hausecke marschiert kommen würde, pirschte sich Riyan näher heran. Kieles Stute, die draußen angebunden war, kannte ihn gut genug, um nicht nervös auszuweichen oder zu wiehern, als er auftauchte. Er klopfte ihr dankbar den Hals und schlich zu den Fenstern.
    Durch einen Spalt in den Vorhängen konnte er einen Teil des Zimmers überblicken. Es war sauber und bequem, wenn auch nicht luxuriös eingerichtet und hell erleuchtet, sodass Riyan blinzeln musste. Es war das Heim von wohlhabenden, aber nicht reichen Leuten. Er erschrak, als Kiele ganz dicht am Fenster vorbeiging. Sie trug ein leichtes Sommerkleid aus grüner Seide, und er hörte geradezu, wie es bei ihren raschen, ärgerlichen Schritten raschelte. Riyan strengte sich an, die Gestalt zu erkennen, die gerade außerhalb seines Blickwinkels stand.
    Ein stählerner Griff legte sich auf seine Schulter. »Was zur Hölle macht Ihr hier?«, zischte eine Stimme an seinem Ohr.
    Er hätte beinahe aufgeschrien vor Schreck. Eine zweite Hand legte sich auf seinen Mund, um genau das zu verhindern. Riyan wollte sich zuerst freikämpfen, doch das hätte zu viel Lärm gemacht. Als er gerade sein Messer aus dem Stiefel ziehen wollte, spürte er die Ringe an der Hand vor seinem Mund. Alle Spannung wich von ihm, und er hob die Hand.
    »So«, flüsterte die Stimme, und er war frei.
    Riyan folgte dem Mann. In sicherer Entfernung vom Haus und in der Deckung der Bäume sah er einen kleinen Feuerfinger über einem halbhohen Busch tanzen und hätte fast wieder aufgeschrien.
    »Kleve?«, flüsterte er. »Was macht Ihr denn hier?«
    Der ältere Mann lächelte dünn. »Was ich fast mein ganzes Leben lang getan habe, natürlich Lady Andrades Befehle befolgen.«
    »Das tue ich auch! Sie hat mir aufgetragen, ich solle Kiele beobachten …«
    »Aber doch wohl nicht, dass Ihr ihr durch ganz Waes und noch weiter folgen sollt.« Kleve setzte sich kopfschüttelnd auf die Erde, und Riyan hockte sich neben ihn. »Ich habe aufgehört zu zählen, wie oft ich mich bei ihren nächtlichen Eskapaden sowohl vor Euch als auch vor ihr verbergen musste.«
    »Ihr meint, Ihr … und ich habe Euch nicht gesehen?«
    »Natürlich nicht. Zählt Eure Ringe, Lichtläufer, und dann zählt meine.« Kleve schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter. »Ihr seid gewachsen, seit ich Euch das letzte Mal in Skybowl gesehen habe.«
    Kleve war einer der wenigen nichtsesshaften Faradh’im , die für Andrade durch die Prinzenreiche zogen und Dinge beobachteten und mitteilten, die ein normaler Lichtläufer bei Hof nicht mitbekam. Er hatte an einigen Schachzügen während des Krieges in dem Jahr von Prinz Pols Geburt Anteil gehabt und war während Riyans Kindheit hin und wieder für ein paar Tage in Skybowl aufgetaucht, um sich dort zu erholen, nette Gesellschaft zu haben und gut zu essen. Ostvel hielt große Stücke auf Kleve, und die beiden lachten immer noch über seine Überredungsversuche, Kleve solle doch Lichtläufer an seinem Hof werden. Kleve hasste alle Mauern, ob sie nun eine Stadt oder eine kleine Burg umgaben. Er war am glücklichsten, wenn er durch das wilde Land von Cunaxa oder der nördlichen Wüste ziehen konnte.
    »Warum so fern von daheim?«, fragte Riyan ihn daher jetzt.
    »Dasselbe könnte ich Euch fragen. Hat Clutha aufgegeben und Euch als Swalekeep rausgeschmissen, weil Ihr doch nie ein Ritter werdet?«
    »Er vertraut weder Kiele noch Lyell«, antwortete Riyan grinsend. »Und ich werde auf dem Rialla zum Ritter geschlagen. Vater wird herkommen, hoffe ich. Versprecht, dass Ihr lange genug bleibt, um ihn zu sehen.«
    »Das würde ich nicht verpassen wollen. Wisst Ihr, was Kiele vorhat?«
    »Ich weiß von dem Haus an den Docks«, fing er an.
    Kleve schnaubte. »Ihr meint das, von dem Ihr sie verscheucht habt? Dafür hätte ich Euch erwürgen können!« Mit einer Bewegung löschte er die Fingerflamme und spähte zum Haus hinüber. »Geht jetzt zurück in die Residenz, Riyan. Ich schaff das hier allein.«
    »Lady Andrade hat gesagt, ich soll sie beobachten«, protestierte der junge Mann störrisch.
    Kleve legte seine Hand auf Riyans Schulter. »Andrade würde mich halb umbringen, und Euer Vater würde den

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