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Mondlaeufer

Mondlaeufer

Titel: Mondlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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Pandsala gesiegt.
    Ihr Blick wanderte zu ihren Händen und den fünf Ringen, die sie sich als Lichtläuferin erworben hatte. Ein weiterer Ring; besetzt mit Topas und Amethyst, symbolisierte ihre Regentschaft. Im Sonnenlicht strahlte der goldene Stein der Wüste heller und durchdringender als das dunkelviolette Juwel der Prinzenmark. Und das war recht so, sagte sie sich.
    Ihre mangelnde töchterliche Ergebenheit in die Ziele ihres verstorbenen Vaters machte ihr so wenig zu schaffen wie ihre mangelnde Liebe zu ihren Schwestern. Vor Jahren hatte sie die Herausforderung von dem Mann angenommen, der ihr Ehemann hätte sein können, zugunsten des Jungen, der ihr Sohn hätte sein können. Ihr Leben hatte wieder einen Sinn bekommen, als Rohan sie als Pols Regentin einsetzte. Für diese beiden regierte sie streng und gut; für sie hatte sie aus diesem Land ein Muster an Ordnung und Wohlstand gemacht; für sie hatte sie gelernt, wie ein Prinz zu denken. Alles für sie.
    Sie kehrte zu ihrem Tisch zurück und versiegelte den Brief an Chiana. Sie sah ihre Ringe schimmern. Unter allen Töchtern von Roelstra hatte nur sie die Gabe geerbt; es kam nicht aus seiner Linie, sondern aus der ihrer Mutter, Prinzessin Lallante, seiner einzigen rechtmäßigen Ehefrau. Wäre Ianthe ähnlich begabt gewesen – Pandsala schauderte selbst jetzt noch. Ianthe wäre mit den Fähigkeiten der Lichtläufer wahrlich unbesiegbar gewesen.
    Doch Ianthe war tot, und Pandsala lebte, und zwar als ranghöchste Frau nach der Höchsten Prinzessin. Dabei fiel ihr ein, dass sie noch einen Bericht an Sioned schreiben musste, und sie vergaß Chiana, die anderen Halbschwestern und die Vergangenheit.
    Auch Lady Kiele von Waes saß an diesem Abend an ihrem Schreibtisch und dachte an die Gabe, die Pandsala besaß und sie nicht. Kiele machte das Beste aus dem, was sie hatte – doch wie viel mehr würde sie erreichen können, wenn sie die Fähigkeit hätte, das Sonnenlicht zu weben und zu sehen, was die anderen lieber verborgen hielten.
    Sie strich die Falten ihres grüngoldenen Gewands glatt und tröstete sich mit dem, was sie wirklich besaß. Doch bald würde sie in Waes ein Abendessen für Prinz Clutha geben müssen, um die Vorbereitungen für das diesjährige Rialla zu besprechen, Vorbereitungen, die sie und Lyell nahezu ruinieren würden. Clutha hatte Lyell niemals verziehen, dass dieser sich im Krieg mit der Wüste auf Roelstras Seite geschlagen hatte, und all die Jahre, in denen sie verdächtigt und beobachtet worden waren, waren nicht gerade amüsant gewesen. Clutha war auf die Idee gekommen, Waes die gesamten Ausgaben für die Versammlung, die alle drei Jahre stattfand, tragen zu lassen. Dadurch würden seine Herren niemals ausreichend Mittel besitzen, um anderswo Unheil stiften zu können. Es nagte fast unablässig an Kiele, dass sie sich in dem äußerst engen Rahmen zu bewegen hatten, den ihr Lehnsherr ihnen ließ. Lyell dagegen schien das überhaupt nichts auszumachen. Er war nicht klug genug und außerdem viel zu dankbar, dass man ihm sein Leben, ja sogar seine Stadt gelassen hatte.
    Kiele ließ ihre Finger über den goldenen Reifen auf ihrem Tisch laufen. Es war kein richtiges Krönchen, denn so etwas in der Gegenwart ihres Prinzen zu tragen würde nicht einmal sie wagen. Ihr hübscher Mund verzog sich, als sie noch einmal ihre Chancen abschätzte, eines Tages eine richtige Krone zu tragen. Wenn nicht noch viele Leute starben, schien die Sache unmöglich. Obwohl Clutha schon alt wurde, war er doch bei bester Gesundheit, ebenso sein Sohn Halian. Die Blutsbande zwischen seiner Familie und Waes liefen über die mütterliche Linie und waren so weitläufig, dass Kiele nicht hoffen durfte, jemals Erbin von Meadowlord zu werden.
    Sie konnte höchstens dafür sorgen, dass eine ihrer Halbschwestern Halian ehelichte. Vor ein paar Jahren war sie diesem Ziel schon sehr nahe gewesen, bis Cipris, ihre Auserwählte, einem seltsamen, langwierigen Fieber zum Opfer gefallen war. Halian hatte Cipris sehr gemocht, was ihn jedoch nicht davon abgehalten hatte, sich mit einer Mätresse zu trösten. Er hatte mit dieser Frau mehrere Kinder gezeugt, lauter Mädchen, wofür Kiele der gnädigen Göttin dankte. Wäre ein Sohn geboren worden, so wäre dieser der nächste Erbe von Meadowlord geworden – ohne jede Blutsverwandtschaft mit Kiele.
    Halian war mit dieser Mätresse glücklich gewesen und hatte eigentlich keine Lust gehabt, überhaupt zu heiraten. Doch nun war seine Geliebte

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