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Mondlaeufer

Mondlaeufer

Titel: Mondlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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gestorben. Kiele lächelte, als sie ihre Unterschrift unter einen Brief setzte, mit dem sie ihre Halbschwester Moswen für den Sommer nach Waes einlud. Moswen würde eine wunderbare Frau für Halian abgeben, wenn sich Kiele auch fragte, warum sie sich eigentlich bemühte, eine Tochter der verhassten Palila auf den Thron zu hieven. Doch dann zuckte sie die Achseln. Sie arbeitete mit dem, was sie hatte. Moswen war im richtigen Alter und recht hübsch. Außerdem war sie Kiele für einige frühere Gefälligkeiten dankbar und hungerte nach dem äußeren Glanz der Macht. Sie sah die Juwelen, die schönen Kleider, die Ehrerbietung, und all das wünschte sie sich. Von den wirklichen Zusammenhängen sah und verstand sie nichts. Kiele fand sie daher bestens geeignet für ihre Pläne, denn sie würde leicht zu unterweisen und zu beeinflussen sein. War Clutha erst einmal tot und Halian wie Lyell der Wachsamkeit des alten Herrn entronnen, würde Kiele mit Meadowlord nach Belieben spielen können. Halian war erwiesenermaßen ein Mann, der über das zu lenken war, was er zwischen den Beinen trug – genau wie Lyell. Wenn Moswen Halian lenkte und Kiele sie …
    Ein Lichtreflex im Spiegel ließ Kiele aufmerken. Die Tür hinter ihr schwang auf, und ihr Gatte trat ein. Lyell war ein grobknochiger, blasser Mann, dessen blaue Augen und nahezu farbloses, blondes Haar durch die offiziellen Farben von Waes, rot und gelb, noch blasser wirkten. Kiele runzelte etwas die Stirn, als er auf sie zukam, denn sie hatte seinen Knappen befohlen, ihn in Grün zu kleiden, damit seine Farben zu ihrem eigenen Kleid passten. Sie wären ein gut abgestimmtes Paar gewesen und hätten Clutha geehrt, weil sie seine Farben trugen. Doch Lyell war stur, was seine Familienehre anbelangte, und trug bei allen offiziellen Anlässen seine eigenen Farben. Manchmal hatte Kiele schon Vorteile aus seiner Dickköpfigkeit gezogen, denn sie hätte sicher schon einige taktische Fehler begangen, würde Lyell nicht so streng die Traditionen beachten. Bei diesem Gedanken regte sich bei ihr ein Anflug von Dankbarkeit, und bis er den Raum durchquert hatte und hinter ihr stand, war aus ihrem Stirnrunzeln ein Lächeln geworden.
    »Du bist so schön«, sagte er leise und streichelte ihre nackte Schulter.
    »Danke, mein Gebieter«, sagte sie sittsam, »ich hatte dieses Gewand eigentlich für das Rialla aufheben wollen, aber nun …«
    »Trag es doch auch beim Rialla . Nicht einmal Prinzessin Sioned kann so etwas Prächtiges haben.«
    Bei dem Gedanken an Rohans Gemahlin, die Lichtläuferin, mit ihrem rotgoldenen Haar und den tiefgrünen Augen, der Grün noch besser stand als Kiele, beschloss sie, das Kleid doch nicht auf dem Rialla zu tragen. »Wolltest du mir etwas sagen?«
    »Es ist ein Brief für dich gekommen. Aus Einar. Du sagtest, dass du beim Ankleiden nicht gestört werden wolltest, darum habe ich ihn für dich geöffnet.« Er holte ein gefaltetes Blatt Pergament aus der Tasche.
    Sie fluchte unwillkürlich, als sie die Handschrift und die Überreste eines dunkelblauen Wachssiegels erkannte. Dann zwang sie sich zu Gelassenheit, legte den Brief beiseite und sagte: »Er ist von meiner alten Amme Afina, die einen Kaufmann in Einar geheiratet hat.« Das war die Wahrheit, doch sie erzählte nicht, dass Afina die einzige Dienerin gewesen war, die sie in der Felsenburg versorgt hatte, nachdem ihre Schwester der Seuche erlegen war. Afina hatte nach Waes kommen wollen, hatte sich jedoch davon überzeugen lassen, dass sie im lebhaften Hafen Einar weit nützlicher sein würde. Sie war das erste Glied in Kieles Informantenkette. Kaufleute bekamen alles mit und gaben es gewöhnlich an ihre Frauen weiter.
    »Ein wirklich langweiliger Brief, alles Familienklatsch. Ich weiß wirklich nicht, warum du dich mit einer alten Dienerin abgibst, Kiele.«
    »Sie war sehr gut zu mir, als ich klein war.« Da das Gespräch sicher darauf hinauslaufen würde, wie unpassend es war, dass die Herrin von Waes mit einer einfachen Kaufmannsfrau in Briefkontakt stand, lenkte Kiele ihn ab, indem sie die Arme zusammennahm, sodass die Vertiefung zwischen ihren Brüsten deutlicher sichtbar wurde. Wie von ihr beabsichtigt, glitten Lyells Finger ihre Schultern hinab.
    »Lass uns später zum Essen hinuntergehen«, schlug er vor.
    »Lyell! Ich habe den ganzen Nachmittag gebraucht, um mich anzukleiden.«
    »Ich brauche nur einen Augenblick, um dich auszukleiden.«
    »Wir können es uns nicht leisten, Clutha zu beleidigen«,

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