Mondlaeufer
irgendwelcher Übergriffe anzetteln, die an denen oder durch die verübt sein mochten, die hier nur ganz unschuldig heiraten wollten.
Söhne und Töchter, die nicht das Land ihrer Eltern erbten, konnten sich gewöhnlich nur durch ihren Charme empfehlen. Weil Rohan und Sioned die Heiratsschranken ein wenig aufheben wollten, hatten sie einmal in Betracht gezogen, alle mit genügend Gold für einen guten Start auszustatten. Tobin hatte dagegen erbarmungslos eingewandt, wenn sie wirklich das Drachengold publik machen wollten, könnten sie doch gleich alle zu einer Führung durch die Höhlen einladen. Trotzdem fand man einen Weg, die ärmeren jungen Männer und Frauen zu beschenken, die es verdienten. Dazu dienten hauptsächlich die Rennen. Einst hatten nur die Sieger Preise erhalten, doch jetzt bekamen der Zweite und Dritte kleine Beutel voll Silber. Es hieß, dass manche der jungen Männer mit Absicht verloren, um nützliches Geld anstelle der Edelsteine für den Sieger zu erhalten. Juwelen, die fassen zu lassen sie sich nicht leisten konnten und die auf dem Rialla auch nicht zu ihrem wahren Wert veräußert werden konnten.
Erben und Athr’im dagegen brauchten nur ihren Rang, um junge Frauen anzuziehen. In diesem Jahr nahmen viele unverheiratete Männer am Rialla teil, von denen Miyon von Cunaxa der begehrteste war, schließlich war er bereits regierender Prinz. Sioned dankte der Göttin, dass Pol noch zu jung für das verrückte Geflirte war, das überall auf der Tribüne stattfand. Tobin und sie amüsierten sich zwischen den Rennen mit Kommentaren über die Pärchen, deren Zusammensetzung sich jeden Moment zu ändern schien.
Auch Halian von Meadowlord und Kostas von Syr waren sehr gefragt und unterhielten sich offensichtlich prächtig. Patwin von den Catha-Höhen, der Witwer von Roelstras Tochter Rabia, war ein weiterer ausgezeichneter Fang; neben Reichtum und zärtlichen braunen Augen besaß er ein schönes Schloss oben auf dem Berg, das für seine Gärten berühmt war. Kolya von Kadar Water, Allun von Nieder-Pyrme und Yarin von Snowcoves wurden ebenfalls belagert.
»Ich wette um den Schnee des nächsten Winters, dass Cluthas Enkelin Isaura Sabriam von Einar heiratet«, flüsterte Sioned Tobin zu und nickte zu dem Paar hinüber, das versuchte, hinter dem Rock des Mädchens zu verbergen, dass es sich an den Händen gefasst hielt.
»Und jedes Sandkorn der Wüste weiß, dass Allun am Ende an Sabriams Schwester fällt«, erwiderte Tobin. »Sieh dir Kiera da drüben an, wie sie den armen Kerl mit ihren großen Augen anklimpert! Ich muss sagen, das wäre eine interessante Verbindung.«
»Mmm. Ich wüsste lieber, wer es auf Tilal abgesehen hat. Wo ist er überhaupt? Und guck dir bloß Chale an, wie finster er dreinschaut. Er schreckt alle ab, die auch nur in Hörweite von Gemma kommen! Wie soll das Mädchen jemals für den nächsten Prinzen von Ossetia sorgen, wenn er sie mit niemandem sprechen lässt?«
»Wer ist denn das da bei ihnen? Das blonde Mädchen, das aussieht, als hätte man es zu oft gewaschen und tropfnass auf die Leine gehängt?«
»Ich glaube, das ist Danladi – die Letzte von Roelstras Töchtern. Ihre Mutter war Lady Aladra.«
»Oh, Sioned, schnell! Chiana hat Miyon erwischt! Und da ist Halian neben ihnen und sieht aus wie ein Sturm über dem Veresch! Also das ist wirklich interessant!«
Das nächste Rennen begann, und sie konzentrierten sich jetzt darauf, Radzyns Hengst anzufeuern. Die meisten Pferde von Chay wurden von jüngeren Söhnen geritten, die sich Hoffnungen auf die Preise machten. Chay war großzügig. Trotzdem durften sie seine Pferde nur reiten, wenn er den jungen Leuten persönlich vertraute. Die Gunst des mächtigen Herrn von Radzyn reichte bereits aus, dass viele junge Damen aufmerksam hinsahen, wen er mit dem Ritt auf einem seiner Pferde auszeichnete.
Tobin klatschte unbescheiden. »Wir haben wieder gewonnen! Herrlich! Wer sitzt eigentlich drauf, Sioned? Ich kann nicht so weit sehen?«
Rohan nahm neben seiner Frau Platz und erklärte: »Unser Tilal selbst. Es wird mir einen Riesenspaß machen, ihm eine Flut Granate in die Hände zu legen. Habt ihr Damen euch schon entschieden, wer das Hochzeitsgeschmeide tragen wird, das er daraus machen lässt?«
»Wer applaudiert denn am lautesten?«, gab Sioned zurück.
Viele jubelten ihm zu, als er seine Ehrenrunde ritt, doch Sioneds Blick fiel auf eine Szene, die sie verwunderte. Obwohl Kostas seinem Bruder zulächelte und zuwinkte, sah
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