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Mondlaeufer

Mondlaeufer

Titel: Mondlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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neckte Andry.
    Lord Chaynal stöhnte: »Keine Manieren, unverschämt, streitlustig … Ostvel, was habe ich nur verbrochen, dass ich mit einem solchen Nachwuchs gestraft bin?«
    »Etwas Furchtbares, ganz klar. Wir sollten jedoch aus der Sonne gehen, Chay. Wüstenbewohnern macht sie nichts aus, doch ich bin sicher, Prinzessin Alasen würde Schatten vorziehen.«
    »Ist die Hitze in der Wüste wirklich so schlimm, wie man sagt?«, fragte sie.
    Lord Chaynal lächelte, und wieder konnte sie im Gesicht des Vaters die Söhne wiedererkennen, wie sie bald aussehen würden. »Sie würde vierzig Sommersprossen auf Eure niedliche Nase brennen, ehe Ihr einen Atemzug tun könntet.«
    »Hör auf zu flirten, sonst sag ich es Mutter«, drohte Sorin grinsend.
    »So?« Der Herr von Radzyn richtete sich zu voller Größe auf. Er war zwar nur etwa einen Fingerbreit größer als seine Söhne, doch er war schwerer und muskulöser und seine Schultern eine Handbreit breiter als die seiner Söhne. »Ich mache hübschen Mädchen so viele Komplimente, wie ich will, Junge, und der Tag, an dem das aufhört …«
    »… ist der Tag, an dem Maarken erbt«, warf Andry geschickt ein, »weil du dann seit mindestens drei Tagen tot bist.«
    Lord Chaynal gab einen gequälten Seufzer von sich. »Alasen, meine Liebe, wenn Ihr jemals Söhne habt, dann bekommt jeden zu seiner Zeit. Zwillinge sind mehr, als jeder vernünftige Mensch ertragen kann. Wenn Ihr mich jetzt aber bitte entschuldigt, ich sollte mich um meine Pferde für die ersten Rennen kümmern. Und wenn Ihr setzen wollt, dann empfehle ich meine schwarze Stute im fünften Rennen.« Er verbeugte sich, lächelte und schritt davon.
    Alasen war ein bisschen erstaunt über das spielerische Geplänkel zwischen Vätern und Söhnen, das so anders war als die Beziehung zwischen ihrem Vater und ihren Brüdern Latham und Volnaya. Der vorsichtige Respekt und die Höflichkeit unter ihnen waren ganz das Gegenteil zu der liebevollen Neckerei, die sie gerade miterlebt hatte. Doch sie mochte diesen unbefangenen Umgang und spürte, dass diese Sticheleien nur ihre Liebe ausdrückten.
    Sie war auch überrascht über sich selbst, dass sie dabei mitgemacht hatte. Doch sie hatte die Fähigkeit dazu wohl durch ihren nachsichtigen Vater und Sorins ständige Neckereien erworben. Sie würde beide vermissen, wenn sie erst verheiratet war. Die Erinnerung daran, warum sie überhaupt hier in Waes war, nahm dem Tag ein wenig sein Strahlen. Sie dachte bewusst an etwas anderes, als sie zu den Tribünen hinübergingen.
    Sorin, Riyan und Lord Ostvel gingen voran, Alasen und Andry einen Schritt hinter ihnen. Sie schwiegen beim Gehen, was sie nach dem Geplauder zuvor belastend fand. Schließlich setzte er zu einem Gespräch an.
    »Ihr seid heute ohne Begleitung unterwegs, Herrin?«
    »Manchmal schüttele ich sie ganz gerne ab«, gestand sie. »Mein Vater möchte mich bewachen, als wäre ich aus fironesischem Kristallglas.«
    »Jeder, der Euch ansieht, könnte schwören, dass Ihr das wirklich seid«, stieß er hervor.
    Alasen sah ihn überrascht an. Er sah vor sich hin und vermied ihren Blick. Von Kindheit an hatte sie Komplimente gehört, doch Andrys Worte klangen eher wie ein zorniges Eingeständnis einer unbestreitbaren und irgendwie unangenehmen Tatsache als wie eine Werbung um ihre Gunst. Auf einmal sah er genauso aus wie Sorin in der Gegenwart anderer hübscher Mädchen, mit roten Wangen und etwas zu langen Schritten. Sie lächelte nachsichtig. Jungen waren amüsant, doch sie war alt genug, um zu wissen, dass sie erwachsene Männer vorzog. Trotzdem war Andry liebenswert und sah genauso gut aus wie Sorin, wenn auch anders. Mit Eltern wie der wunderschönen Prinzessin Tobin und dem atemberaubenden Lord Chaynal hatte wohl keiner der Brüder hässlich werden können. Alasen gefielen gut aussehende, junge Männer wirklich außerordentlich.
    Sioned und Tobin, die in den Prinzenlogen saßen, kam es vor, als wären mehr junge Leute denn je beim Rialla . Die meisten suchten hier einen passenden Partner, wie man es ja auch von Alasen erwartete. Durch die großzügigen Teilnahmeregeln des Hoheprinzen waren die Gefolge der einzelnen Prinzen um viele adlige Jünglinge und Jungfrauen, deren Dienerschaft und die Wachen für deren Besitz angewachsen. Für sich selbst brauchten sie keine Wachen. Rohan machte die Prinzen persönlich für die Sicherheit der jungen Leute verantwortlich, die mit ihnen kamen, und niemand wollte einen Krieg wegen

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