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Mondlaeufer

Mondlaeufer

Titel: Mondlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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Mannslänge vor dem Rand der Klippen zum Stehen. Sein Reiter konnte sich jedoch nicht halten und stürzte über die zerklüfteten Felsen. Das Pferd hinkte, am ganzen Körper zitternd, davon.
    Sioned wartete nicht ab, ob der Rest die Kehre sicher meisterte. Sie eilte über das Sonnenlicht zurück und sah, wie Rohan und Tobin sie anstarrten, weil sie jetzt erst erkannten, dass sie nicht richtig bei ihnen gewesen war.
    »Ein Reiter ist die Klippen hinuntergestürzt«, sagte sie. »Einer von Velden. Er braucht Hilfe, falls er überhaupt noch lebt.«
    Rohan nickte kurz und verließ sie. Mit breiten Schultern bahnte er sich einen Weg zur Rennbahn hinunter. Sioned fühlte, dass Tobin ihre Hand umklammert hielt, doch sie hatte keine Zeit, sie zu beruhigen. Wieder flocht sie das Sonnenlicht zusammen und flog daran entlang. Sie hoffte, Sorin und Masul noch rechtzeitig zu sehen, wenn sie wieder aus dem Wald kamen.
    Doch die beiden Pferde waren schneller, als sie gedacht hatte: Beide waren schon ein gutes Stück von den Bäumen entfernt. Masuls Hengst war schweißbedeckt, seine Ohren lagen flach, und seine Zähne waren gefletscht; nur der eiserne Griff seines Reiters hielt ihn davon ab, einem tieferen Instinkt nachzugeben und anzugreifen. Blut quoll aus den Hinterbacken des Braunen, wo der goldene Hengst offensichtlich einen Biss gelandet hatte. Sioned war erstaunt, dass die beiden Schlachtrösser ihren Reitern noch gehorchten.
    Sorin lag jetzt noch enger am Hals seines Pferdes. Sein Hemd war von den niedrig hängenden Ästen im Wald völlig zerfetzt. Seine behandschuhten Hände hielten die Zügel fast am Mundstück. Drei Galoppsprünge lang lagen die beiden Kopf an Kopf, dann begann Joscenel sich vorzuschieben.
    Doch plötzlich flammte rechts vor ihnen Feuer auf, genau auf Sorins Weg. Sein Pferd wich entsetzt aus, die Augen weiß vor Angst. Joscenel geriet gegen Masuls Braunen, und das große Pferd stolperte. Als beide Tiere sich gefangen hatten, liefen sie noch immer so nah nebeneinander, dass die Funken von den Hufeisen, die auf Steine trafen, gleichzeitig aufblitzten. Sioned sah das spitze Ende von Masuls Peitsche aufleuchten, und Sorins Rücken krümmte sich, als der Stahl in seine Schulter schnitt. Masul hielt seinen braunen Hengst genau neben Sorin und ritt so neben dem Feuer her, dass Joscenel mitten in die brusthohen Flammen geraten musste.
    Sorin fing sich wieder und gab ihm ein Kommando. Seine Muskeln spannten sich unter der schweißdunklen Haut, und Joscenel sprang über das Feuer und landete sicher auf der anderen Seite – mit angesengtem Bauch und einer glühenden Satteldecke. Die Flammen verschwanden. Sie hinterließen nur eine dünne, schwärzliche Linie im Sand, die rasch von den Hufen der anderen Pferde verwischt wurde.
    Sioned erschauderte heftig, als sie auf dem Sonnenlicht zurückglitt. Während sie sich taumelnd fasste, klärte sich ihr Blick gerade rechtzeitig, dass sie noch sah, wie die beiden Hengste auf die Rennbahn und auf das erste Hindernis zudonnerten. Masul gab seinem Hengst die Peitsche, und jetzt war deren glänzendes, silbernes Ende mit Blut besudelt. Das erste und zweite Hindernis hatten sie geschafft. Beim dritten war Sorin Masul auf den Fersen. Eines von Lord Kolyas Pferden stürzte nach dem ersten Sprung; sein Reiter rollte sich rasch zur Seite. Offenbar achtete niemand darauf.
    Wären Tobins Finger Messer gewesen, so hätten sie Sioneds Arm bis auf die Knochen zerschnitten. Jemand schrie auf, worauf ein weiterer Ruf aus den Rängen der einfachen Leute kam und durch die Menge lief, keine Anfeuerung, sondern Ausdruck der unerträglichen Spannung. Sioned vernahm ein leises Stöhnen aus Tobins Kehle und wusste, dass die Prinzessin sich kaum noch beherrschen konnte.
    Der braune und der goldene Hengst machten den letzten Sprung gleichzeitig. Rippen und Maul des Braunen waren von blutrotem Schaum bedeckt, doch noch immer grub sich die Peitsche in seine Flanken. Unter dieser Qual holte er das Letzte aus seinem großen Herzen heraus und kam so mit einer halben Länge Vorsprung ins Ziel.
    Tobin zerrte Sioned durch die Menge hinunter zur Absperrung, und schließlich schaffte es Sioned, vor ihre zierliche Schwägerin zu gelangen, um sie vor der wild brüllenden Menge zu schützen.
    »Platz da!«, rief sie. »Lasst mich durch! Macht Platz für die Höchste Prinzessin!«
    »Sioned!«, kam ein vertrauter Ruf. »Hier herüber!«
    Sie drängelte sich zu Ostvel durch, wobei sie Tobins Hand festhielt. Er war

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