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Mondlaeufer

Mondlaeufer

Titel: Mondlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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»Aber ich halte Euch nur davon ab, den Rest der Vorstellung zu verfolgen. Sie werden in vollem Galopp aufeinander zureiten – das war die Idee von Sorin, diesem Verrückten. Ich hoffe bloß, Riyan macht mir nicht die Schande, vom Pferd zu fallen.«
    »Ich glaube kaum, dass er das jemals getan hat, seit Ihr ihn zum ersten Mal auf ein Pony gesetzt habt«, lachte sie.
    Die Reiter bildeten wieder eine Reihe und teilten diese dann in der Mitte. Beide Gruppen trabten zu den entgegengesetzten Seiten der Koppel, wendeten dort und preschten auf Sorins Kommando mit größtmöglicher Schnelligkeit aufeinander los. Doch irgendwie fand jeder eine Lücke, durch die er galoppieren konnte, und im nächsten Moment hatten sie sich schon wieder aufgereiht, um den Beifall der Menge entgegenzunehmen.
    »Ausgezeichnet«, murmelte Lord Ostvel. »Aber verratet meinem Sohn nichts von meinen Worten«, fügte er hinzu.
    »Aber er verdient es, dass er es erfährt, Herr. Neben Sorin ist er der beste Reiter hier.«
    Tief aus Ostvels Brust schwoll Gelächter. »Keine süßen Worte mehr, die meinem väterlichen Stolz schmeicheln, junge Dame! Sagt mir, was denkt Ihr von seinem Pferd?«
    »Als Schlachtross ist es perfekt. Als normales Reitpferd …«, sie schüttelte den Kopf. »Diese Stute würde verrückt werden, wenn sie nur jeden zweiten Tag galoppieren dürfte.«
    »Denke ich auch. Sie ist zu nervös. Aber ich muss Riyan ein Pferd schenken, das einem Ritter angemessen ist. Welches Pferd würdet Ihr denn wählen?«
    Sie zögerte und musste dann ehrlich zugeben: »Ohne Frage Sorins Graue.«
    Lord Ostvel gab einen tiefen Seufzer von sich. »Ich habe schon befürchtet, dass wir auch darin übereinstimmen. Lord Chaynal wird nur leider ein halbes Jahreseinkommen für dieses Pferd verlangen – und er wird den Preis auch nicht aus alter Freundschaft senken.«
    Die Menge brach jetzt zu den Tribünen auf, um dem ersten Rennen zuzusehen, und Alasen wurde gegen das Gatter gedrückt. Ostvel griff nach ihrem Arm, um ihr zu helfen. »Alles in Ordnung«, versicherte sie ihm. »Aber ich glaube, ich warte lieber, bis sich die Menge etwas verlaufen hat.«
    »Nicht nötig. Ich gebe Euch Geleitschutz, wenn Ihr gestattet. Möchtet Ihr Sorin beglückwünschen?«
    »Ja, bitte!«
    Zusammen schlugen sie sich zu dem Platz durch, wo Lord Chaynal mit seinen Söhnen und Riyan stand. Ostvel zerzauste seinem Sohn die dunklen Haare, als wäre er noch immer zehn Jahre alt und stünde nicht zwei Tage vor dem Ritterschlag; Riyan nahm es grinsend hin, wobei seine Augen golden und bronzefarben glitzerten. Alasen wurde vorgestellt und stellte fest, dass Riyan anders war als Sorin: Zwar war er ebenso gut zum Ritter ausgebildet, doch er war auch gesellschaftlich schon gewandt genug, in Gegenwart eines hübschen Mädchens nicht sofort zu erröten. Er verbeugte sich und lächelte sie an, und wieder sah sie seinen Vater in ihm.
    Dann forderte Sorin ihre Aufmerksamkeit und wollte hören, wie toll er gewesen sei. Alasen lachte ihn aus. »Du bist im Sattel geblieben, und das ist mehr, als ich erwartet habe!«
    Er wandte sich bekümmert an seinen Vater: »Erlaubt mir, Euch zu danken, Herr, dass Ihr mir keine Schwestern beschert habt! Andry, das ist das Mädchen, von dem ich dir erzählt habe. Fast acht Jahre lang hat sie mein Leben verdüstert. Prinzessin Alasen von Kierst – mein Bruder, Lord Andry.«
    Wieder wurde Alasen überrascht. Sorins Bruder verbeugte sich elegant vor ihr, sah sie sehr direkt an und nannte sehr ruhig ihren Namen und ihren Titel mit einer Stimme, die sie, nicht ihn, die Farbe wechseln ließ.
    »Ihr seid also Vologs Jüngste«, sagte Lord Chaynal. »Der Glückliche! Mit einem solchen Schatz in seinem Schloss. Ich vergebe Euch sogar, dass Ihr meinem hoffnungslosen Sprössling hier während seiner Zeit in Neu-Raetia keinerlei Manieren beigebracht habt.«
    Sie begegnete seinem Grinsen mit einem Glitzern in den Augen und verzog die Lippen zu einem vieldeutigen Ausdruck: »Wirklich, Herr, es tut mir leid. Wir haben alles versucht, aber ohne Erfolg.« Seine Augen leuchteten grau wie die von Lord Ostvel, doch wie Sonnenlicht auf Mondsteinen, während die des anderen Mannes wie Silber im Schatten waren.
    »Sie meint damit«, sagte Sorin, »dass sie im Schulraum immer Bücher nach mir geworfen hat. Versuch nicht, das abzustreiten, Alasen; du weißt genau, dass es stimmt. Die Narben habe ich immer noch.«
    »Und den verwirrten Verstand, wo sie doch so gut gezielt hat«,

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