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Mondlaeufer

Mondlaeufer

Titel: Mondlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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Maarken überhaupt nicht existieren.
    »Oh!«, sagte sie überrascht. »Sejast! Geht es dir gut?«
    Er hatte nach ihrem Ellenbogen gegriffen und schob jetzt seine Hand in die ihre. Dünne, kalte Finger umklammerten sie. »Geht es Euch gut, Herrin?«
    »Alles in Ordnung. Aber ich bin froh, dass du hier bist. Bringst du mich zu unseren Zelten zurück?«
    Er warf einen Blick über die Schulter, als er sie begleitete. Maarken stand mit einer Kerze in der Hand im Zelteingang. Im Kerzenschein sah Segev eifersüchtigen Hass unverhüllt in dem blassen Gesicht des jungen Lords. Und er grinste.
    Ostvel hatte versucht, Alasen auf dem Hügel Volog zu übergeben, denn ihre kurzen, verzweifelten Schluchzer und die Art, wie sie sich an ihn klammerte, verstörten ihn. Doch sie wollte nicht loslassen.
    Nachdem Volog vorsichtig versucht hatte, seine Tochter in seine Arme zu ziehen, schüttelte er den Kopf und murmelte: »Kommt mit mir. Ich glaube nicht, dass sie jetzt überhaupt etwas bewusst wahrnimmt.«
    Das schien tatsächlich so zu sein. Ostvel war zufällig genau neben ihr gewesen, als Andrades Beschwörung außer Kontrolle geraten war und das Feuer die Vision in einen Albtraum verwandelt hatte. Bei Alasens qualvollem Stöhnen, einem dünnen Echo von Andrades Schrei, hatte Ostvel die Hände ausgestreckt, um sie zu stützen; das Nächste, woran er sich erinnern konnte, war, dass sie ihr Gesicht an seiner Brust vergraben und sich an seinem Hemd festgeklammert hatte. Sie zitterte, als müsste ihr schmaler Körper zerspringen. In panischer Angst um seinen Sohn hatte Ostvel sich losreißen wollen, doch sie hatte sich nur noch fester an ihn geklammert.
    Davvi und Chale halfen Riyan. Ostvel sah, dass auch Gemma und Tilal sie unterstützten. Riyan wirkte benommen, doch er erholte sich rasch. Ostvel schickte aus tiefstem Herzen ein Dankgebet an die Göttin und an den zärtlichen Schutzengel Camigwen, die sicherlich über ihren Sohn wachten. Dann wandte er sich dem Mädchen zu, das so hilflos in seinen Armen schluchzte.
    Volog schien zufrieden zu sein, dass Ostvel Alasen zurück zu den Zelten brachte. Er ließ sie eine Weile allein, dann kehrte er mit der Nachricht zurück: »Riyan geht es gut. Davvi kümmert sich um ihn.«
    »Danke, dass Ihr an meinen Sohn gedacht habt, Hoheit«, sagte Ostvel.
    »Und dass Ihr Euch um meine Tochter gekümmert habt.« Volog streichelte Alasens Haare. »Das arme Kind … Sie ist eben doch eine Faradhi.«
    Ostvel ermunterte sie, ein paar Schritte zu tun. »Kommt schon, Alasen. Es ist alles vorbei. Ihr seid in Sicherheit.« Er begegnete wieder Vologs Blick. »Und was ist mit Andrade?«
    Der Prinz schüttelte den Kopf.
    Ostvel schluckte schwer. Erinnerungen stiegen in ihm hoch. Seine Jugend in der Schule der Göttin, die gemeinsame Zeit dort mit Camigwen und Sioned und Meath und so vielen anderen, die alle Lichtläufer waren. Er hatte es nie als Mangel empfunden, dass sie etwas besaßen, das er nicht hatte. Er hatte sogar gehofft, dass er eines Tages dort den Rang des Präfekten erreichen könnte. Stattdessen hatte er Sioned nach Stronghold begleitet, war Rohans Vasall und Freund und schließlich Athri auf einer eigenen Burg geworden. Als Andrade Sioned in die Wüste geschickt hatte, war ihrer aller Schicksal verändert worden. Andrade hatte auf mannigfache Weise eine sehr lange Zeit seines Lebens bestimmt. Es war ihm unmöglich, sich vorzustellen, dass sie tot war.
    Alasen trat jetzt schon sicherer auf, doch als Ostvel versuchte, ihre Fäuste von seinem Hemd zu lösen und sie der Obhut ihres Vaters zu übergeben, stieß sie einen Verzweiflungsschrei aus und schmiegte sich noch enger an ihn.
    »Schon gut, mein Schatz«, murmelte Volog und legte den Arm um ihre Taille. »Nur noch ein bisschen. Herr, Ihr wisst mehr über die Faradh’im als ich. Was ist heute Nacht hier passiert?«
    »Ich weiß es nicht so genau, Hoheit«, begann er zögernd, obwohl er einen ganz bestimmten Verdacht hegte. »Es gibt … Dinge, in die immer alle anwesenden Lichtläufer mit hineingezogen werden, und heute Nacht … heute Nacht war es gefährlich.« Noch gefährlicher als in jener Nacht, in der Sioned das Sternenlicht verwoben hatte. Damals waren nicht nur Tobin und Pol, die bei ihr gewesen waren, sondern Faradh’im in Hunderten von Längen Entfernung darin verstrickt worden. Damals hatte Andrade die Farbenstränge entwirrt. Ostvel nahm an, dass gerade eben Sioned diese Aufgabe übernommen hatte. Die anderen Lichtläufer hatten

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