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Mondlaeufer

Mondlaeufer

Titel: Mondlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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Sonderversammlung der Prinzen einberuft.«
    »Und Ihr, Hoheit?«, fragte Masul seidenweich. »Ich gehe davon aus, dass Ihr nicht so abgekämpft sein werdet.«
    »Nicht im Geringsten. Mir wird die Wüste von Tiglath bis Feruche gehören. Ihr könnt den Rest haben. Ich bin nicht habgierig.«
    »Natürlich nicht«, murmelte Kiele.
    »Morgen wird es einen netten kleinen Auftakt zu unseren Kriegen geben«, schloss Miyon. »Denkt daran und verliert nicht den Blick für die ganze Welt, bloß weil Ihr Euch in der Felsenburg sehen wollt.«
    Pandsala träumte im Schlaf gerade von diesem Ort. Sie war wieder ein junges Mädchen, das durch die Gärten spazierte, die aus den Klippen gebrochen waren. Die Sonne streichelte ihr Gesicht und ihr Haar.
    Ihre Schwester übergab ihr ein schreiendes Bündel, das in violette Tücher gewickelt war. Das Kind hatte goldenes Haar und blaugrüne Augen.
    »Ich hätte dich zwar nicht als Hüterin für ihn ausgewählt, aber du hast deine Sache sehr gut gemacht«, verhöhnte Ianthe sie. »Du liebst ihn sogar! Er ist mein Sohn – und du liebst ihn! Das ist der beste Streich, den ich jemals irgendjemandem gespielt habe, die Krönung meines Lebens!«
    Entsetzt starrte Pandsala auf Ianthes Kind. Ein Teil von ihr wollte es fortschleudern, über die Mauern hinweg in die tiefe Schlucht des Faolain.
    Ianthe lachte. »Aber jetzt nehme ich ihn zurück. Er gehört mir. Und was wichtiger ist, er gehört zum Volk unserer Mutter. Ich fand es immer ausgesprochen ungerecht, dass sie die Gabe dir vererbt hat und nicht mir. Stell dir nur vor, was ich damit erreicht hätte!« Sie streckte ihre Hände aus. »Gib ihn mir jetzt zurück, Pandsala. Deine Arbeit ist getan.«
    »Nein!«
    »Er gehört nicht dir«, erklärte Ianthe ihr wie einer verstockten Schülerin. »Gib ihn uns.«
    Ein Schatten fiel neben ihr auf den Rasen. Sie drehte sich um und sah ihren Vater: groß, mit grünen Augen und steinerner Miene. Er sagte: »Gib ihn uns. Es wird Zeit.«
    Sie presste das Kind an ihre Brust. Und dann rief sie alles, was sie je über die Macht gelernt hatte, und schleuderte Pfeile aus Lichtläufer-Feuer auf Ianthe und Roelstra. Das Fleisch der beiden verkohlte vor ihren Augen, doch sie lachten, während sie sie tötete.
    Sie rannte los, stolperte auf der Treppe und fiel. Dabei ließ sie ihre kostbare Last fallen. Wieder schrie sie entsetzt auf. Aber die Decke war leer.
    Sioned erschien über ihr auf dem Weg. Ihr Smaragdring funkelte so hell wie ihre smaragdfarbenen Augen. Sie kniete nieder und nahm die violette Decke auf, wobei sie keinen Augenblick ihren Blick von Pandsala abwandte.
    »Was habt Ihr getan?«, brach es aus ihr heraus, als sie die Decke aufschlug. »Seht Euch nur das Blut an!«
    Pandsala fuhr zurück vor dem Samt, aus dem dicke, rote Blutstropfen quollen. Sie fielen auf die sonnenheißen Steine und verschmorten dort zu geschwärzten Kreisen. Pandsala berührte einen von ihnen und verbrannte sich die Fingerspitzen, doch sie fühlte keinen Schmerz.
    Plötzlich sah sie hoch und schluchzte auf vor Erleichterung, als Pol aus der Felsenburg kam und sich neben Sioned stellte. Doch das war nicht mehr der Junge, den Pandsala kannte; da stand ein erwachsener, stolzer Mann mit einem großen Ring, besetzt mit Topas und Amethyst, am Finger. Er sah sie etwas neugierig an. Offenbar erkannte er sie nicht. Sioned nahm seine Hand. Sie nahm ihn für sich in Anspruch.
    Pandsala öffnete den Mund, um die Wahrheit preiszugeben. Sie konnte Sioned vernichten, wenn sie jetzt von Ianthe sprach.
    Doch sie tat es nicht. Sie hatte Ianthe und Roelstra getötet, um Pol von ihnen zu befreien. Nun konnte sie ihn nicht wieder den beiden ausliefern, indem sie ihm erzählte, wer seine wahre Mutter war. Das konnte sie ihm nicht antun.
    Noch ein Schatten tauchte auf, und einen furchtbaren Moment lang glaubte sie, Roelstra wäre den Flammen entkommen. Doch es war Masul, der mit einem bösen Glanz in seinen grünen Augen vorstürmte und sein neues Schwert aus Cunaxa über Pols Kopf schwang.
    »Nein!«, schrie sie wieder. Hinter ihm waren drei weitere dunkle, drohende Schatten, noch tödlicher als der von Masul. Rohan musste seine Meinung ändern, er musste sie weiter über die Prinzenmark herrschen lassen – wie sonst sollte sie Pol denn vor den Gefahren beschützen, die ihn wieder und wieder bedrohen würden und …
    Masul lachte auf sie herunter, und das Schwert blitzte in der Sonne und setzte seine langsame, tödliche Bewegung zu Pols Hals

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