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Mondlaeufer

Mondlaeufer

Titel: Mondlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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auch?«
    Pol bewegte sich. Er begegnete Rohans Blick mit Augen, die viel älter schienen, als er war. »Vater, Prinz Lleyn hat mir erzählt, was sie über Masul gesagt hat.«
    »Und?«
    »Er wird die Prinzenmark nicht bekommen. Nicht nur, weil sie rechtmäßig mir gehört. Die Menschen und das Land haben mich anerkannt. Ich werde sie ihm nicht überlassen.«
    »Sie gehören dir. Und du ihnen«, murmelte Sioned. Sie sah zu Rohan auf, und in ihren gejagten Augen stand: Und er ist Roelstras Enkel und hat mehr Rechte auf die Prinzenmark, als er weiß.
    »Ich kämpfe für sie, wenn es sein muss«, schloss Pol.
    »Es wird keinen Krieg geben.« Rohan wusste, wie hohl diese Versicherung klang. Er lächelte seine Frau müde und zynisch an. »Na ja, vielleicht nur einen kleinen.«
    Über einen weit größeren wurde in Miyons orangefarbenem Zelt verhandelt. Der Prinz lag bequem auf einem Polsterbett und hörte zu, wie Kiele und Masul über Truppenstärken diskutierten, als wüssten sie, wovon sie redeten. Um seine Augen und Lippen spielte Belustigung. Wer auch immer in diesem Krieg kämpfen würde, es würden nicht seine eigenen Soldaten sein. Er würde zuerst die anderen kämpfen lassen. Und wenn alle, selbst die Sieger, nach der Schlacht erschöpft waren, würde seine ausgeruhte, kampfbereite Armee große Stücke von Firon, der Prinzenmark und der Wüste für ihn an sich reißen.
    Lyell stand nervös neben dem Stuhl seiner Frau. Niemand beachtete ihn, bis er zu Masul sagte: »Verzeiht mir, Herr. Mir scheint nur, dass all das eine große Verwüstung mit sich bringen würde, die für uns alle von Nachteil wäre.«
    »Krämerseele«, stieß Masul verächtlich hervor. »Wir reden von Herrschaft, und Ihr brabbelt was vom Handel.«
    Miyon verbarg ein Grinsen. Masul glaubte, dass es einen Prinzen ausmachte, schöne Pferde zu reiten und gute Kleider zu tragen und sich daran zu ergötzen, wie Köpfe und Knie sich vor ihm beugten. Er war nie von Wüstentruppen eingekesselt und ausgehungert worden und hatte nie gesehen, wie die Erzeugnisse seiner Ländereien verfaulten oder verrosteten, weil man sie nicht auf die offenen Märkte bringen konnte. Ebenso wenig hatte er je mit gierigen, rachsüchtigen Merida verhandelt, die schon immer nach einem Krieg gegen die Wüste geschrien hatten, von dem Miyon wusste, dass er nur ein Ergebnis haben würde. Vielleicht würde er die Merida gegen die Überreste von Rohans Armeen ausschicken, wenn diese sich erst einmal in der Prinzenmark verausgabt hatten. Ja, das war eine gute Idee. Womöglich würden sie sich gegenseitig aufreiben, sodass so wenige überlebten, dass sie frühestens in einer Generation wieder stark genug sein würden, einander zu bekämpfen.
    »Die Prinzenreiche leben vom Handel«, sagte Miyon gelassen. »Aber wir reden hier über Herrschaft, und zwar nicht nur darüber, wer die Prinzenmark besitzen wird.«
    »Wie das, Hoheit?«, fragte Kiele argwöhnisch.
    »Denkt nach, edle Dame.« Miyon lehnte sich wieder in die Umarmung der weichen Kissen zurück. »Unsere Verbündeten sind Gilad und Grib, Fessenden – und natürlich Isel.« Er lachte. »Was für eine nette Zeit sie auf ihrer Insel haben werden, wenn der echte Krieg erst einmal begonnen hat, mit dem sie nun schon seit ihrer letzten Schlacht vor hundert Jahren liebäugeln! Grib und Gilad liegen wie zwei Drachenkiefer diesseits und jenseits von Ossetia und sind bereit, es zwischen sich zu zermalmen. Fessenden liegt oberhalb der Prinzenmark und wird sie uns in die Hände spielen. Für wie viele Fronten reichen Rohans Armeen wohl? Welchen Nutzen kann ihm Dorval bringen? Syr ist sicher ein mächtiger Verbündeter, doch wenn Clutha erst begreift, dass sein geliebtes Meadowlord einmal mehr zum Schlachtfeld zu werden droht, wird er mit seinen Truppen sein eigenes Land verteidigen und sie nicht in einen Krieg schicken, der ihn nichts angeht.« Miyon seufzte glücklich. »Rohan macht einen Fehler, wenn er sich von einem seiner Verbündeten echte Hilfe erhofft.«
    »Ich sehe nur nicht, wie mich all das früher in die Felsenburg bringt«, meinte Masul finster.
    »Geduld.« Miyon lächelte. »Wir werden zusehen, wie sie sich das Frühjahr und den Sommer hindurch müde kämpfen. Danach werdet Ihr nicht nur widerstandslos in die Felsenburg einziehen können, sondern die anderen werden durch ihre Kriege schließlich so erschöpft sein, dass sie Euren interessanten Vorschlägen nichts entgegensetzen können, wenn Ihr zur Beendigung der Kriege eine

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