Mondlaeufer
haben, tun gelangweilt.« Sie lachte leise, als Pol sie verwundert ansah. »Die Herren werden sich anstrengen müssen, sie zu beeindrucken. Die Jungen werden als Erste ihre Partner wählen, die anderen aber werden warten. Sie haben das alles schon erlebt und wollen umworben werden – wie die meisten Damen.«
Maarken flüsterte schelmisch: »Denk dran, Pol.«
»Ich werde schließlich ein Mädchen heiraten, keinen Drachen!«, zürnte der.
»Mein Mann meint, da gäbe es keinen erkennbaren Unterschied.« Feylin lachte leise. »Jetzt achtet auf die Drachen. Sie sind gleich so weit.«
Die drei Drachen landeten geschickt im Sand, gefolgt noch von zwei weiteren. Zwei waren goldfarben, mit schwarzen Flügelunterseiten. Der dritte war rostfarben, die anderen beiden schwarz und braun. Maarken hatte ihre Tänze schon früher gesehen, jedoch nie so viele Drachen auf einmal. Beim Aufblicken sah er die acht übrigen Altdrachen, die hoch oben in den Aufwinden kreisten. Sie warteten, bis die ersten erschöpft waren; dann würde einer der ausgeruhten Drachen landen und ihren Platz einnehmen.
Die fünf stellten sich vor ihrem Publikum auf. Alle bäumten sich gleichzeitig mit ausgebreiteten Flügeln und nach hinten geworfenen Köpfen auf und trompeteten ihren Eröffnungsschrei hinaus. Ihr Gesang lief die Tonleiter hinauf und hinunter, ein Geheul wie von fünf verschiedenen Stürmen zugleich. Maarken kämpfte gegen den Wunsch an, sich die Ohren zuzuhalten. Er wusste, dass diese wilde Musik die anderen ebenso aufwühlte wie ihn. Feylin duckte sich in ihren Umhang. Pol rührte sich nicht vom Fleck. Mit großen Augen lauschte er dem furchterregenden Drachenlied. Doch die Reaktion der Weibchen war wie ein Schulterzucken, und die älteren von ihnen gähnten ausgiebig und beleidigend.
Der rostfarbene Drache bewegte sich als Erster. Sein Kopf fiel nach vorn, und seine Schwingen fegten den Sand vor ihm zu großen, glitzernden Wellen. Sein Lied wurde ein leises, leidenschaftliches Stöhnen, als er sich mit ausgefahrenen Klauen aufrichtete, als wollte er den Himmel in Stücke reißen. Sein Hals wand sich, die Flügel trieben den Sand in alle Richtungen, und seine Stimme schwoll an zu einem weiteren Schrei. Dann begann er zu tanzen.
Ein fliegender Drache war märchenhaft, doch auf dem Boden hätten Drachen eigentlich plump und schwerfällig sein müssen. Ihre Anmut in der Luft war jedoch nicht zu vergleichen mit der Eleganz dieses Sandtanzes. Wie ein Weidenzweig im Wind bewegte sich der rostrote Drache geschmeidig hin und her, faltete seine Flügel, breitete sie aus und wirbelte mit ihnen wieder den Sand auf, während er leichtfüßig über den Boden lief. Bald schloss sich ihm ein schwarzer Drache mit rosa-braunen Flügelunterseiten an, dann ein goldener, dann der braune und der zweite goldene. Die Abfolge ihrer Bewegungen war so rhythmisch und regelmäßig wie Lichtläufer-Farben und wurde von jedem Drachen genau eingehalten, während sie einander die vorgeschriebenen Schritte und Flügelschläge nachmachten.
Der Sand wirbelte hoch und wurde weiter emporgetrieben, als die Drachen ihre Schritte immer wieder wiederholten und dadurch ihr Territorium festlegten. Jeder bäumte sich mit ausgebreiteten Flügeln zu voller Größe auf, ehe er wieder herunterkam, um voll Grazie die Dünen entlangzulaufen, bis seine Schrittfolge beendet war und er das Lied von Neuem beginnen musste. Die jüngeren Drachenweibchen bewegten sich im gleichen Rhythmus wie ihre Erwählten, brachen aber mitunter mittendrin ab, wenn ein anderer Drache ihre Aufmerksamkeit erregte, der sich in einer anderen Passage des Tanzes bewegte. Die älteren Drachenweibchen zeigten jetzt auch kein Desinteresse mehr, saßen jedoch still und warteten auf etwas Besonderes.
Der schwarze Drache ermüdete als Erster. Er ließ einen Schritt aus und musste einen Flügel herunternehmen, um sein Gleichgewicht zu halten. Ein aschgrauer Drache erspähte die Lücke und stieß nach unten, wobei er seinen gestrauchelten Rivalen höhnisch anbrüllte. Der Schwarze fauchte, doch das Muster war unterbrochen, und er konnte seinen Rhythmus nicht wiederfinden. Zögernd wich er ein paar Schritte zurück und breitete dann seine Flügel aus, um vor seinem Rivalen davonzufliegen. Dann begann der graue Drache voller Energie seinen Tanz. Die jungen Drachenweibchen waren sofort in seinen Bann geschlagen, und angesichts seiner Stärke formierten sich die Grüppchen um.
Als er jedoch versehentlich mit einer
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