Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mondlaeufer

Mondlaeufer

Titel: Mondlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
Vom Netzwerk:
Silber.«
    »Genau. Manchmal gewinnen wir hier auch wirklich Silber. Das ist ganz nützlich.«
    Rohan begann den Pfad hinaufzusteigen, und Pol musste sich anstrengen, um Schritt zu halten. »Aber warum muss es ein Geheimnis bleiben?«
    »Es ist eben alles gar nicht so einfach«, gab sein Vater geheimnisvoll zurück.
    Pol hielt an, um eine junge Frau vorbeizulassen, die Wasserschläuche trug. Dann hastete er hinter seinem Vater her. »Was machen wir, damit niemand merkt, dass wir nicht Silber, sondern Gold aus den Höhlen holen?«
    »Es gibt Wege, das Metall zu verändern. Lleyn hilft uns dabei. Und Volog ebenfalls.«
    Pol wollte unbedingt alles über diesen Schwindel wissen, doch sein Vater winkte einem O-beinigen Mann auf dem ersten Felsensims zu. Der Junge schwieg während des Aufstiegs und wurde bald einem Mann namens Rasoun vorgestellt, der die Mine für Ostvel leitete. Der Bergmann verbeugte sich respektvoll und hieß sie ruhig willkommen.
    »Danke«, erwiderte Pol höflich. »Werdet Ihr uns die Höhlen zeigen?«
    »Ich denke, dass diese Ehre Seiner Hoheit gebührt.« Rasoun lächelte. »Ich war etwa in Eurem Alter, als mein eigener Vater mir die Goldhöhlen zum ersten Mal zeigte. Er war Aufseher bei Lord Farid, der für Euren Großvater, Prinz Zehava, auf Skybowl herrschte.«
    Pol rechnete rasch. Farid war in dem Sommer vor seiner Geburt gestorben; Zehava war einige Jahre zuvor gestorben. Dazu ein paar Jahre unter der Herrschaft seines Großvaters und das Alter, das Rasoun schätzungsweise hatte – die Höhlen wurden also seit mindestens dreißig Jahren ausgebeutet. Wie hatte man so viel Gold so lange geheim halten können?
    »Könnt Ihr uns eine Höhle empfehlen, Rasoun?«, fragte Rohan.
    »Die hintere, mittlere wäre gut, Herr. Wir wollen nächstes Frühjahr dort oben anfangen; es dürfte also genug zu sehen geben. Ihr werdet aber eine Fackel brauchen.«
    »Nein danke. Mein Sohn hat Feuer anderer Art dabei.«
    Pols Unterkiefer klappte herunter. Rasoun sah etwas überrascht aus und meinte dann: »Oh, ja. Natürlich, Herr.«
    Als sie die Serpentinen zu der Höhle hochstiegen, fragte Pol: »Vater, soll ich wirklich Feuer für dich beschwören?«
    »Deine Mutter meint, du seist dazu in der Lage. Warum fragst du? Macht es dich nervös?«
    »Nun – ja. Irgendwie schon.«
    »Wir brauchen doch keinen Höllenbrand«, erklärte Rohan heiter. »Gerade genug zur Beleuchtung. Aber warte, bis ich es dir sage, und sei vorsichtig.« Er senkte die Stimme zu einem verschwörerischen Flüstern. »Und sag es ja nicht Lady Andrade!«
    Pol schüttelte entschlossen den Kopf, und Rohan lachte.
    Der Pfad stieg steil an, denn er war noch nicht ausgebaut, um den Arbeitern und Packpferden den Aufstieg zu erleichtern. Auf halbem Weg blieb Pol stehen, um zu Atem zu kommen, und blickte über die Schlucht, die sich langsam von Menschen leerte. Sie war weder so lang noch so breit wie Rivenrock weiter südlich, doch obwohl sie höchstens ein Viertel so viele Höhlen enthielt wie jener Ort, bot sie im Glanz der Nachmittagssonne ein eindrucksvolles Bild. Die Felswände waren von dem rosigen Schein überhaucht, der sich im Spätfrühling und Herbst in der Wüste zeigte. Und wo die Schlucht sich im Norden krümmte und enger wurde, waren die Schatten lilafarben.
    »Vater? Werden denn nachts keine Wachen aufgestellt? Und warum arbeiten wir nicht in allen Höhlen, anstatt in so wenigen? Ich habe übrigens überhaupt niemanden gesehen, der groß und stark genug ist, Gold aus dem Felsen zu schlagen.«
    »Das musst du mich schon auf meine Weise erklären lassen, Pol«, sagte sein Vater kurz angebunden.
    »Aber wann endlich?«
    »Geduld.«
    Schließlich erreichten sie einen schmalen Vorsprung. Ein kleines Stück mussten sie sogar auf allen vieren hinaufklettern. Nachdem er seine Hände und Kleider abgeklopft hatte, sagte Rohan: »Hat Maarken dir je von dem Tag erzählt, als er und sein Bruder beinahe von einem frisch geschlüpften Drachen geröstet worden wären?«
    Pol nickte: »Er und Jahni wollten in eine Höhle sehen, obwohl ihnen das verboten worden war.«
    »Haargenau. Und sie haben sich zu Tode erschrocken, als der Drache aus seiner Höhle sprang. Es war die letzte Jungdrachen-Jagd, die es gab«, fuhr er leiser fort. »Ein abscheulicher Brauch – kein Sport, sondern reines Abschlachten.«
    »Warum hat Großvater das denn nie verboten?«
    »Weil er glaubte, es würde immer genug Drachen geben. Und jetzt keine Fragen mehr, bis ich dir alles

Weitere Kostenlose Bücher