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Mondlaeufer

Mondlaeufer

Titel: Mondlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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wünschen.«
    Sie seufzte. »Ich weiß ja. Aber ich mache mir einfach Sorgen.«
    Rohan stand auf. »Wir müssen morgen früh raus«, erinnerte er sie. »Wir gehen erst los und beobachten die Drachen, und dann nehme ich Pol mit in die Höhlen.«
    »Soll ich morgen mal versuchen, einen Drachen zu berühren?« Sie kam zu ihm ins Bett, nachdem sie ihr Kleid über einen Stuhl gehängt hatte.
    Rohan zog sie unter der leichten Decke an sich und streichelte ihr feuchtes Haar. »Das wäre sicher interessant. Sie denken alle nur noch an Paarung, und wer weiß, was du dann fühlst – und vorhast …«
    »Wünsch dir das lieber nicht!«, gab sie zurück und biss ihn in die Schulter.
    »Hör auf. Oder mach es wenigstens richtig.«
    Sie hob den Kopf und blickte in helle, blaue Augen, aus denen Schalk und Begehren blitzte. »Wenn das nun das gesetzte Alter sein soll, dann ist es ein Wunder, dass wir unsere Jugend überhaupt überlebt haben!«
    Chay lehnte sich im Bett zurück. Über seinen Brauen bildeten sich nachdenkliche Falten. »Tobin …«
    Sie hörte auf, ihr langes schwarzes Haar zu bürsten. »Du ehrst meine Ohren mit Worten, mein Augenlicht?«
    »Sei nicht so unverschämt, Weib, sonst schlag ich dich grün und blau.«
    »Du? Mit welcher Armee?«
    »Hm …« Er räusperte sich. »Tobin, dieser Kerl ist einfach viel zu perfekt.«
    »Welcher Kerl? Pol? Was soll er falsch machen?«
    »Das ist es ja. Er macht überhaupt nichts falsch, außer dass er alles richtig macht. Er liebt seine Mutter heiß und innig, verehrt seinen Vater, ist einigermaßen gehorsam, bohrt sich nicht vor allen Leuten in der Nase, wäscht sich hinter den Ohren und ist sowieso viel zu schlau für sein Alter.«
    »Und darüber beschwerst du dich?«
    »Es ist nicht normal. Nein, wirklich!«, wiederholte er, als sie lachte. »Er stellt nichts an. Unsere Jungs waren nie so wohlerzogen.«
    »Oder so sauber«, fügte sie grinsend hinzu.
    »Ich möchte wissen, wo seine Fehler liegen.«
    »Deinen Worten zufolge hat er doch keine.«
    »Genau das ist es. Denk doch mal an Rohan in seinem Alter.«
    »Mein liebes Brüderchen war auch perfekt. Frag ihn doch nur.«
    »Er war der durchtriebenste, frechste, unmöglichste Lümmel, den ich je gesehen habe. Man hat ihn bloß nie erwischt.«
    »Na ja, vielleicht ist Pol genauso – zu schlau, um sich erwischen zu lassen.«
    »Das glaube ich nicht. Nicht, dass er nicht schlau genug ist, das nicht. Aber ich glaube einfach nicht, dass er seine Klugheit nutzt, um sich Ärger zu ersparen. Ich wünschte, er hätte hin und wieder ein paar Ohrfeigen verdient. Das ist gut für den Charakter.«
    »Ist dir klar, dass das eines der lächerlichsten Gespräche ist, die wir je geführt haben?« Sie schlüpfte neben ihm ins Bett.
    »Ist es nicht. Das war nämlich alles, was ich dir sagen wollte, bevor ich dich küsse. Wie beim ersten Mal. So viel tausend Worte, und alles völlige Zeitverschwendung.«
    »Genau wie diese Diskussion.« Sie berührte ihn sehr geschickt mit ihren Händen, um ihn abzulenken.
    »Lass das.«
    »Noch zwei lächerliche Worte.« Sie sah ihn mit unendlicher Geduld an. »Chay, Pol ist ein höflicher, respektvoller, wohlerzogener und gewissenhafter Junge von vierzehn Jahren.« Während sie sich in seine Umarmung kuschelte, fügte sie hinzu: »Aber keine Sorge. Das wächst sich bestimmt bald aus.«
    Beide Zweige von Maarkens Familie hatten seit mindestens vierzehn Generationen in der Wüste gelebt. Er liebte dieses wilde Land, kannte seine Launen und respektierte seine Gefahren. Ein Tag, an dem er zusehen konnte, wie seine Farben sich ständig änderten, war vollkommen für ihn: Zuerst waren da die zarten Tönungen des Sonnenaufgangs, die in flirrende Mittagshitze umschlugen und dann langsam zu den rosa und lila Schatten der Dämmerung verschmolzen, die einem sternenübersäten Nachthimmel und silbern überglänzten Dünen wichen. Er genoss es, wie die Hitze in seine Knochen einsickerte, das leise Flüstern des Sandes unter seinen Füßen und die Luftspiegelungen, die verführerisch gerade außerhalb seiner Reichweite herumtanzten. Hier, wo andere nicht einmal überleben konnten, hatten seine Vorfahren ihr Reich errichtet. Er war stolz auf das, was sie erreicht hatten, und er liebte dieses Land, das sie geprüft und seiner für wert befunden hatten.
    Doch obwohl er sein Leben in der Wüste verbringen wollte, war dies im Augenblick der letzte Ort, wo er sich aufhalten wollte. Ein Ritt über dreißig Längen, ein

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