Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Mondlaub

Titel: Mondlaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
Vom Netzwerk:
Mund!«
    »Wie auch immer«, meinte der Marquis, »du wirst nicht mehr lange die Gelegenheit haben, vor dich hin zu träumen. Ich habe die Königin gebeten, dich mitnehmen zu dürfen.«
    »Dann gibt es einen neuen Feldzug?«, fragte Diego aufgeregt.
    Der Marquis nickte. »Wir lassen uns nicht länger von al Zaghal quer durch das ganze Land jagen. Jede Garnison, jede Truppe erhält strikten Befehl, alle Überfälle zu ignorieren. Es ist Zeit für eine neue Belagerung.« Er hielt inne und musterte seine Söhne. »Ich bin gespannt, wie viel Strategie ich in eure tauben Köpfe hämmern konnte. Welche Stadt ist wohl unser nächstes Ziel?«
    Und das deutlichste Anzeichen für die Veränderung in Juan war wohl, dass er es war, der antwortete, nicht Diego. »Baza.«

    Baza hatte den Vorteil, auf der einen Seite durch ein Bergmassiv geschützt zu sein, an das sich die Stadt direkt anschloss. Auf der anderen Seite, jenseits einer Reihe von Wällen, befand sich ein riesiges Gebiet voller Gärten und Felder, die von Kanälen bewässert wurden. Als Yahia Alnayar, ein entfernter Verwandter der Banu Nasr und der Befehlshaber von Baza, die Nachricht von der sich nähernden christlichen Armee erhielt, ließ er nicht nur diese Gärten, sondern auch alle Felder in der näheren und weiteren Umgebung, ob reif oder nicht, in aller Hast abernten sowie alle Herden in den Stadtbereich treiben. Die Gärten vor der Stadt würden sich mit ihren Kanälen hervorragend verteidigen lassen und auf alle Fälle den Gegner eine Zeit lang aufhalten, denn Yahia Alnayar war entschlossen, kein Risiko einzugehen. Er kannte das Schicksal von Malaga.
    Al Zaghal hatte versucht, den Vormarsch der christlichen Armee aufzuhalten, doch das Heer ließ sich nicht mehr aufsplittern und für eine offene Feldschlacht hatte er längst nicht mehr genug Männer.
    Bei einer seiner plötzlichen Flankenattacken wurde er verwundet, was ihn früher nie lange aufgehalten hatte; aber diesmal entzündete sich die Wunde, und er wurde nach Guadix gebracht, um dort geheilt zu werden.
    Er war der schlechteste Patient, den man sich denken konnte.
    Hinter seinen Verfluchungen aller Ärzte stand die Überzeugung, er habe Baza im Stich gelassen, doch das half den bedauernswerten Heilern nicht weiter, wenn ihnen ihre Salben an den Kopf geworfen wurden.

    »Ihr seid sehr töricht, Onkel«, sagte Layla einmal zu ihm, während sie die Unordnung aufräumte, die er angerichtet hatte. »Je eher Ihr geheilt werdet, desto schneller seid Ihr die Ärzte los.«
    Er schnaubte verächtlich und wandte sich ab. »Geheilt! Mit diesem Bein werde ich nie wieder richtig laufen können. Ich habe Glück, wenn ich noch auf ein Pferd steigen kann.«
    Al Zaghal hielt inne; mit gedämpfter Stimme sprach er weiter.
    »Alle Ärzte, die etwas auf sich halten, sollten jetzt nach Baza ziehen. Da gibt es überreichlich Opfer für sie.«
    Inzwischen war die Nachricht eingetroffen, die Christen seien vorerst damit beschäftigt, die Wälder und Gärten um Baza abzubrennen oder abzuholzen, damit ihr Heer einen besseren Zugang zur Stadt hatte; wegen der erbitterten Gegenwehr ging das nur sehr langsam vor sich. Doch irgendwann würde Baza seines natürlichen Verteidigungsrings beraubt sein.
    Layla dachte an Malaga und ihr ging der verräterische Gedanke durch den Kopf, dass Muhammad vielleicht trotz allem Recht hatte: Den Bürgern der Hauptstadt waren bis jetzt die Schrecken einer Belagerung erspart geblieben, und welcher Moslem wäre jetzt nicht lieber in Granada als in Malaga, das widerstanden hatte? Auf der anderen Seite hatten Fernando und Isabella sehr deutlich gezeigt, dass sie ihr Wort nicht hielten, und wer sagte, dass Granada und Muhammad nicht genau das Gleiche bevorstand?

    Der Marquis von Cadiz blickte unzufrieden über die niedergebrannten Felder hinweg auf Baza. Der Boden mit seinen Furchen und Kanälen war noch immer der Alptraum jedes Soldaten; und anders als in Malaga machten die Bewohner und die Garnison von Baza regelmäßige Ausfälle, sodass tatsächlich um jeden Fußbreit dieses Bodens gekämpft werden musste.
    »Da habt Ihr die arme belagerte Stadt«, sagte er brüsk zu den beiden Mönchen, die neben ihm standen. »Aber achtet darauf, nicht zu nahe heranzugehen, sonst erledigt Euch ein solch armer belagerter Maure mit einem Pfeil. Nach drei Monaten Belagerung sind die Ungläubigen etwas schnell mit der Waffe zur Hand.«
    Die beiden Franziskaner wechselten Blicke. Dann sprach der Ältere von ihnen, der,

Weitere Kostenlose Bücher