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Mondlaub

Titel: Mondlaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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du hier Dinge finden, die dir gefallen, kleine Katze.«
    Falls er sie hatte erschrecken wollen, dann war ihm das gelungen. Entschlossen, sich das nicht anmerken zu lassen, setzte Layla sich auf, zum ersten Mal dankbar für das leinene Nachtgewand, das sie von Kopf bis Fuß bedeckte. Er saß mit gekreuzten Armen auf einem Schemel. Sein Äußeres hatte sich nicht verändert.
    »Was gibt es hier schon?«, fragte sie mürrisch. »Noch nicht einmal Bäder. Wenn ich mir nicht jeden Morgen kaltes Wasser vom Fluss besorgen würde, müsste ich im Dreck ersticken.«
    Ein guter Christ, hatte man ihr mitgeteilt, als sie das erste Mal nach einem Bad fragte, brauche sich in der Regel nur dreimal im Leben zu waschen - bei der Taufe, vor seiner Hochzeit und vor seiner Beerdigung. Alles Weitere sei Luxus, und Don Sancho halte nichts von Luxus. Seither ging Layla täglich mehrmals mit zusammengebissenen Zähnen und zwei Eimern zum Fluss.
    »Eine Welt«, entgegnete Jusuf in einem belehrenden Tonfall, den sie aufreizend fand, »hat mehr zu bieten als nur Bäder. Warte, bis du Sevilla siehst. Es ist eine wunderschöne Stadt.«
    »Natürlich. Sie wurde zum größten Teil von Arabern gebaut«, gab sie zurück. Das brachte ihn zum Lachen.
    »Ah, Lucia, Lucia, du würdest eine wunderbare Christin abgeben. Du bist genauso stur und engstirnig. Deswegen war ich froh, ein Jude zu sein. Wir mussten seit Jahrhunderten mit euch zusammenleben und hatten Übung darin, immer beide Seiten einer Münze zu sehen.«
    Layla fiel auf, dass er von sich immer in der Vergangenheit sprach. »Bist du kein Jude mehr?«, erkundigte sie sich neugierig.
    »Ich bin kein Mensch mehr. Bei meinem Tod hatte ich eine Wahl. Ich entschied mich zu bleiben und wurde… etwas anderes.«
    Sie versuchte, ihn in der Dunkelheit deutlicher zu erkennen.
    »Was?«
    Seine Stimme klang trotz ihrer Sanftheit bedrohlich. »Ich glaube nicht, dass du das wirklich wissen willst, kleines Mädchen.«
    Diesmal protestierte sie nicht gegen die Anrede. Aber er sollte nicht glauben, er hätte sie eingeschüchtert.
    »Hast du inzwischen etwas gegen… sie unternommen?«, fragte sie streng. Er stand von seinem Schemel auf und setzte sich ohne weiteres zu ihr auf die Bettkante.
    »Du hast mir noch nicht mitgeteilt, welche Art von Rache du dir wünschst, Layla.«
    Sie hatte ausreichend Zeit gehabt, sich das zu überlegen. »Ich möchte Ali al Atar tot sehen«, sagte Layla mit mühsam beherrschter Stimme, »und ich möchte, dass Alscha erlebt, wie Muhammad jede Hoffnung auf den Thron von Granada verliert. Das wird für sie schlimmer als der Tod sein.«
    »Ich verstehe«, sagte der Mann, der selbst seit vierhundert Jahren tot war, ruhig. »Und Muhammad?«
    »Er soll in der Verbannung sterben, weit weg von Granada, ohne Familie und Freunde. Allein.«
    »Hmmmm.« Seine Hand streifte ihr Haar. Sie rührte sich nicht.
    »Kannst du das bewerkstelligen, Jusuf?«
    Lachen, wie ein Windhauch, und wieder eisige Kälte. »Es ist nicht so einfach, wie du es dir vorstellst, mein Kind. Mir sind Grenzen gesetzt. Beispielsweise kann ich Ali al Atar nur dann töten, wenn er sich selbst in Todesgefahr begibt. Aber das wird er. Warte nur ab. Warte es ab.«
    Er war wieder fort. Layla legte sich auf ihren Strohsack, zog die flohverseuchte Decke über sich und versuchte, ein wenig Wärme zu finden. Möglich, dass sie sich alles nur einbildete, dass sie die Grenze zum Wahnsinn endgültig überschritten hatte, aber das war ihr gleichgültig.

    Laylas Duena, eine von Don Sanchos ärmeren Verwandten, die weder einen Gemahl noch ein Kloster gefunden hatte, das sie ohne Mitgift aufnahm, traf bald darauf ein. Layla war darauf vorbereitet, auch sie zu hassen, bis sie bemerkte, wie der Don sie behandelte. Nachdem er sie über ihre Pflichten belehrt hatte, sprach er genauso über ihren Kopf hinweg, wie er es bei Layla tat, und machte sich noch nicht einmal die Mühe, ihr von einem Bediensteten das Zimmer zeigen zu lassen, in dem sie nun gemeinsam schlafen würden, eine Aussicht, welche die Abneigung des Mädchens noch gefestigt hatte. Doch als sie die taubengraue, erschöpfte Frau mit ihren schäbigen Kleidern in der Halle stehen sah, hatte Layla Mitleid mit ihr.
    Sie lief die Treppe hinunter, auf der sie sich versteckt hatte, und begrüßte den Neuankömmling. »Doña Maria, ich bin Eure Schülerin. Gestattet mir, Euch zu unserer Kammer zu führen.«
    Kammer, dachte Layla insgeheim, war das richtige Wort. In der Alhambra waren die

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