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Mondlaub

Titel: Mondlaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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ich…«
    Es war Jusuf ben Ismail.
    »Ich mag mich irren«, sagte er beiläufig, »aber ich glaube, man hat mich schon herzlicher willkommen geheißen.«
    »Was willst du, Ifrit?«, fragte Layla kühl. Er grinste. »Lucia, frag das einen Mann besser nicht, wenn du nicht mehr Antworten hören möchtest, als du vertragen kannst. Um die Wahrheit zu sagen, ich wollte mich dafür entschuldigen, dich so abrupt zurückgelassen zu haben, noch dazu auf dem Boden, aber dieser taktlose Heilige tauchte auf, und mir blieb nichts anderes übrig, als zu verschwinden.«
    »Du lügst wieder«, sagte Layla und fiel in die vertrauten Muster ihrer Gespräche mit Jusuf zurück. »Du kannst gar keine Angst vor Priestern haben. Sonst hättest du mir damals nicht in die Kapelle folgen…« Ihre Worte versickerten, als sie sich erinnerte, was sie an jenem Tag getan hatte.
    Er setzte sich ohne weiteres neben sie, achtete jedoch darauf, sie nicht zu berühren. »Ein kleines Geheimnis für dich, Layla: Es hängt alles mit dem Glauben zusammen, ganz besonders die Magie. Du hast nicht geglaubt, dass die Kapelle mich abhalten könnte, du glaubst auch nicht mehr an Schutzsuren. Und was noch wichtiger ist - du hattest das Bedürfnis nach Rache. Dein Freund Talavera dagegen glaubt wirklich, der arme Teufel, auch wenn er sich und dir etwas vorgemacht hat, als er von den conversos und der Inquisition erzählte. Tatsache ist, dass Isabella und Fernando Geld für ihre Feldzüge brauchen. Das holt man schon seit Ewigkeiten von den Juden, ob bekehrt oder nicht.«
    Layla starrte ihn entsetzt an. »Das meinst du doch nicht ernst! Oh, ich weiß, sie sind rücksichtslos im Krieg, aber das… dass sie die Inquisition nur als Mittel sehen, um Ketzervermögen einzusammeln…«
    Er zuckte die Achseln und ahmte Talaveras Tonfall nach: »Ihr seid noch sehr jung, mein Kind.«
    »Aber als Don Alvaro Yanez des Mordes und Betruges überführt wurde und seinen Hals retten wollte, bot er vierzigtausend Goldstücke für den Krieg gegen Granada. Und Isabella lehnte ab. Nach seiner Hinrichtung hätte sie sein gesamtes Vermögen behalten können, doch sie erstattete es seinen Kindern, damit niemand glaubte, sie hätte aus Habgier das Urteil vollstrecken lassen. Die Geschichte ist berühmt!«, protestierte sie fieberhaft.
    Es war schlimm genug, dass die Christen Menschen aus Überzeugung verbrannten, doch all diese Opfer nur aus Gewinnsucht zu toten…
    Jusuf lachte tonlos. »Und sie ist wahr. Übrigens, Don Alvaro Yanez war kein Jude. Ah, Isabella von Kastilien mit ihrer Kreuzfahrerseele. Ich habe nicht behauptet, dass sie nicht selbst glaubte, sie handle nur aus edlen Gründen, wenn sie der Inquisition freie Hand lässt. Wie ich dir schon sagte, Glauben ist etwas Magisches.«
    »Aber… mehrere ihrer wichtigsten Beamten sind Juden, Abraham Seneor zum Beispiel, und sie beschützt sie«, hielt Layla dagegen, doch ihre Einwände klangen schon merklich schwä cher. Der Ifrit wandte sich ab.
    »Jeder Herrscher hat seine Lieblingsjuden, die er beschützt, solange es ihm genehm ist und sie nützlich für ihn sind«, sagte er mit einer Bitterkeit, die sie traf, weil er sonst nie anders als spöttisch war.
    Sie hielt nicht lange an. Er gab sich einen Ruck und fuhr fort:
    »Wie auch immer. Es gibt unterhaltsamere Geschichten als die über Isabellas Edelmut. Soll ich dir erzählen, wie Fernando zu seinem Entsetzen entdeckte, dass die neueste Dame seiner Wahl gleichzeitig die… geistliche Beratung des Kardinals Mendoza genießt? Die Wetten können geschlossen werden: Wird die Dame den König an den Kardinal verraten, den Kardinal an den König, der Kardinal den König an die Königin oder der König den Kardinal an den Heiligen Stuhl oder die Dame den Kardinal…«
    Er hatte sein Ziel erreicht: Gelächter stieg in ihr auf wie Luftblasen in einem See. Layla fing an zu lachen und konnte nicht mehr aufhören, bis sie sich verschluckte und er ihr beruhigend auf den Rücken klopfte. Bei der Berührung seiner Hände wurde sie schlagartig wieder ernst.
    »Du bist gekommen, weil ich geweint habe, nicht wahr?«, fragte sie leise. Einen Moment lang flackerte etwas in seinen Augen, dann wurden sie wieder zu den undurchdringlichen eisgrauen Schilden, die sie kannte.
    »Ich bin keine Amme, die sich um ein heulendes Gör kümmert«, erwiderte er kalt, »und ich habe nicht die Absicht, eine zu werden.«
    »Nein«, gab Layla verletzt zurück, »du hast die Absicht, mich zu töten, Stückchen für

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