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Mondlicht steht dir gut

Mondlicht steht dir gut

Titel: Mondlicht steht dir gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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ich heute früh mit ihr sprach, bat sie mich ausdrücklich darum, mit ihr zum Friedhof zu fahren. Halten Sie das für eine gute Idee?«
Lane wies auf den Ledersessel vor seinem Schreibtisch.
»Bitte setzen Sie sich doch.« Er kehrte zu seinem eige nen Stuhl zurück. »Mir wär’s lieber, sie würde noch ein paar Tage damit warten, aber wenn Mrs. Shipley sich dazu entschließt, etwas zu unternehmen … nun, dann kann sie nichts davon abbringen. Ich bin überzeugt, daß ihre beiden Unpäßlichkeiten gestern von ihrer tiefen emotionalen Reaktion auf Nualas Tod verursacht wurden. Die beiden Frauen standen sich wirklich sehr nahe. Sie hatten es sich angewöhnt, nach Nualas Kunstunterricht zu Mrs. Shipleys Zimmer hochzugehen, und dann haben sie miteinander geplaudert und ein oder zwei Glas Wein getrunken. Ich habe ihnen gesagt, daß sie mir wie zwei Schulmädchen vorgekommen sind. Aber offen gestanden hat es vermut lich beiden von ihnen gutgetan, und ich weiß, daß Mrs. Shipley diese Besuche jetzt vermissen wird.«
Er lächelte. »Nuala hat mal zu mir gesagt, wenn sie einen Schlag auf den Kopf kriegen und dann, nachdem sie wieder zu sich gekommen wäre, von jemand nach ihrem Alter gefragt würde, dann würde sie zweiundzwanzig sagen und es auch ernst meinen. In ihrem Innern, sagte sie, sei sie wirklich zweiundzwanzig.«
Als ihm dann klar wurde, was er gerade gesagt hatte, wirkte er ganz schockiert. »Entschuldigen Sie bitte. Wie achtlos von mir.«
Einen Schlag auf den Kopf, dachte Maggie. Doch da ihr der Mann leid tat, dem sein Ausrutscher offenbar entsetzlich peinlich war, sagte sie: »Bitte entschuldigen Sie sich nicht. Sie haben recht. Im Geiste war Nuala nie älter als zweiundzwanzig.« Sie zögerte, entschied sich dann aber, mit der Sprache herauszurücken. »Dr. Lane, da gibt es eine Sache, die ich Sie fragen muß. Hat Nuala Ihnen je anvertraut, daß sie etwas beunruhigt hat? Ich meine, hatte sie irgendwelche körperlichen Beschwerden, die sie vielleicht erwähnt hat?«
Er schüttelte den Kopf. »Nein, nichts Derartiges. Ich glaube, Nuala hatte beträchtliche Schwierigkeiten mit einem Schritt, der für sie bedeutete, daß sie ihre Unabhän gigkeit aufgab. Wenn sie am Leben geblieben wäre, dann hätte sie sich über kurz oder lang dazu entschlossen, hierher zu kommen, davon bin ich überzeugt. Sie machte sich Sorgen wegen der relativ hohen Kosten für die große Wohneinheit mit dem extra Schlafzimmer, aber ihrer Ansicht nach brauchte sie eben ein Atelier, wo sie arbeiten und dann, wenn sie fertig war, die Tür zumachen konnte.«
Er hielt inne. »Nuala hat mir gesagt, sie wüßte, daß sie von Natur aus ein bißchen unordentlich sei, aber in ihrem Atelier hätte schon immer ein organisiertes Chaos geherrscht.«
»Dann glauben Sie also, daß ihre Entscheidung, das Haus doch nicht zu verkaufen, und das hastig verfaßte Testament, das sie zurückgelassen hat, einfach nur eine Art Torschlußpanik war?«
»Ja, das glaube ich.« Er stand auf. »Ich bitte jetzt Angela, Sie zu Mrs. Shipley raufzubringen. Und wenn Sie zum Friedhof gehen, dann behalten Sie sie bitte sorgfältig im Auge. Falls sie Ihnen in irgendeiner Weise verstört vorkommt, dann kehren Sie bitte umgehend zurück. Schließlich haben die Angehörigen unsrer Gäste uns ihr Leben anvertraut, und wir nehmen diese Verantwortung sehr ernst.«

18
    Malcolm Norton saß in seiner Kanzlei an der Thames Street und starrte in seinen Terminkalender. Dank der Stornierung seines Termins um zwei Uhr war der heutige Tag jetzt vollkommen leer. Es wäre ohnehin kein nennenswerter Fall gewesen – lediglich eine junge Hausfrau, die ihren Nachbarn wegen eines häßlichen Hundebisses verklagen wollte. Doch der Hund hatte schon einmal Anlaß zu einer Beschwerde gegeben – eine andere Nachbarin hatte eine Attacke mit einem Besen abgewehrt –, und so konnte man davon ausgehen, daß die Versicherungsgesellschaft sich um einen raschen Vergleich bemühen würde, besonders weil das Gartentor versehentlich offengelassen worden war und der Hund hatte frei herumlaufen können.
    Das Problem war, der Fall war zu einfach. Die Frau hatte angerufen, um ihm mitzuteilen, die Versicherung habe die Angelegenheit zu ihrer Zufriedenheit geregelt. Was nichts anderes heißt, als daß ich um drei- bis viertausend Dollar ärmer bin, dachte Norton verdrossen.
    Er kam noch immer nicht über die niederschmetternde Erkenntnis hinweg, daß Nuala Moore vierundzwanzig Stunden vor ihrem Tod den Verkauf ihres

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