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Mondmädchen

Mondmädchen

Titel: Mondmädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boje Verlag
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geschehen, wäre es vielleicht besser, wir verhielten uns genauso, wenn wir allein sind.«
    »Aber …«
    »Danke, dass du mich begleitet hast«, sagte ich förmlich. Und damit machte ich kehrt und eilte zu meinem Cubiculum , darum bemüht, so viel wie möglich von meiner angekratzten Würde zu bewahren.
~  Kapitel 33  ~
    Vor Sonnenaufgang traf ich mich mit Juba in der von Fackeln erleuchteten Düsternis der Ställe. Verschlafene Stallknechte führten unsere Pferde heraus und halfen uns, sie zu satteln und unsere Habseligkeiten festzubinden. Als ganz in der Nähe ein Hahn die Stille mit seinem schrillen Krähen durchbrach, zuckte ich zusammen. Juba lachte leise. Ich lächelte ein wenig beschämt zurück.
    »Selene! Da bin ich aber froh, dass ich dich noch erwische, bevor du weg bist!«
    Marcellus kam uns aus der Dunkelheit entgegen. Juba sah erst zu mir und dann zu Marcellus, der in seiner wunderschön drapierten weißen Toga und glänzenden Ledersandalen den Abhang zu uns hinaufgelaufen kam.
    Als Marcellus herangekommen war, fragte Juba ihn: »Besorgt es dich nicht, dass alle sich den Mund zerreißen werden, wenn du hier auftauchst, um dich von Kleopatra Selene zu verabschieden?«
    »Ja schon, aber ich werde es eben so darstellen, dass ich hier hinaufgekommen bin, um mich von meinem guten Freund Juba zu verabschieden«, sagte er und zwinkerte mir zu. »Und wenn Kleopatra Selene ganz zufällig auch hier ist, nun …«
    »Das ist keine gute Idee, Marcellus, und ich möchte auch nicht als deine Tarnung benutzt werden«, sagte Juba gereizt.
    »Ich habe dich auch nicht darum gebeten«, erwiderte Marcellus.
    Juba wandte sich um und ging in den Stall zurück.
    »Hier, lass mich das machen«, sagte Marcellus und tätschelte den Bauch meines Pferdes, während er zu mir herüberkam, um mir beim Anziehen der Gurte zu helfen. Mein Mund wurde trocken und ich kam mir plötzlich sehr klein vor, wie ich da so neben ihm stand. In meiner morgendlichen Müdigkeit hatte ich den seltsamen Abend mit ihm fast vergessen. Fast. Aber als sein Unterarm meinen streifte, kam alles zurück: sein Geruch, die Erinnerung an seinen Mund auf meinem.
    »Ich wollte dich fragen, ob ich dich gestern Abend beleidigt habe«, sagte er leise, damit kein zufällig vorbeikommender Pferdeknecht oder Stallsklave es hören konnte. »Ich habe so eine Vermutung, aber ich weiß nicht, wodurch.«
    Als ich keine Antwort gab, fügte er hinzu. »Würdest du es mir wenigstens sagen, damit ich es wiedergutmachen kann? Vielleicht war ich zu voreilig? Das tut mir leid. Also, nein, eigentlich tut es mir nicht leid, aber …« Er lächelte zu mir hinab und mein Magen zog sich zusammen. Ich fuhr fort, die Ledergurte meiner Packtaschen zu befestigen und wieder zu lösen. Mein Schweigen schien ihn aufzuwühlen, was mich nur noch mehr verunsicherte, sodass ich nicht in der Lage war, einen klaren Gedanken, geschweige denn einen ganzen Satz zu formulieren.
    »Ich … ich muss jetzt ins Atrium zurück, um dort unsere frühen Besucher zu empfangen. Wirst du zu mir kommen, wenn du zurück bist, Selene? Ich meine, Kleopatra Selene? Ja?«
    »Also, ich glaube, wir sind jetzt so weit!«, sagte Juba mit lauter Stimme und trat zu uns. »Danke, dass du noch vorbeigekommen bist, um mir eine gute Reise zu wünschen, mein Freund!«, sagte er und klopfte Marcellus auf den Rücken. Und dann zu mir: »Es ist Zeit zu gehen.«
    Marcellus blieb stehen. »Ja, gut. Möge Mercurius euch beschützen und alle Gefahren und dunkle Magie von euch fernhalten auf eurer Reise«, sagte er laut und mit falscher Munterkeit. Er lächelte mich an und wieder war ich erstaunt darüber, dass ein so gutaussehender junger Mann sich auch nur im Geringsten für mich interessierte. Ich versuchte zurückzulächeln, aber ich fühlte mich wie gelähmt, wie ein Kaninchen unter dem Schatten eines kreisenden Habichts. Er machte kehrt und ging zum Haus zurück.
    Juba und ich stiegen auf die Pferde und ritten aus dem Hof hinaus. Auf dem höchsten Punkt des Palatins machten wir Halt, um das Erwachen der großen Bestie Rom zu betrachten. Auch jetzt schon schien die Stadt voller Menschen, Sklaven strömten aus den Häusern wie Ameisen auf ihren Straßen. Auch Bürger und Freigelassene bevölkerten die Gassen – vermutlich versuchten sie, ihren grässlichen Cubicula zu entkommen, dachte ich – auf der Suche nach frischem Brot und einem morgendlichen Becher Wein.
    Was sah Juba wohl, wenn er so über die Stadt blickte, fragte ich

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