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Mondmädchen

Mondmädchen

Titel: Mondmädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boje Verlag
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Prüfung für seine Unwiderstehlichkeit. Ich entfernte mich von ihm. Ich wollte nicht seiner Eigenliebe zum Opfer fallen.
    Er berührte mich am Arm. »Du hast so schöne Haut«, flüsterte er. »Wie Honig im Sonnenlicht.«
    »Ich muss jetzt wirklich mit meiner Lektüre weiterkommen«, sagte ich und wandte ihm abschließend den Rücken zu.
    Aber anstatt zu gehen, legte er die Hände auf meine Taille und drückte seinen Körper von hinten gegen mich. Die Berührung überraschte mich so, dass ich aufkeuchte. Er lachte mir leise ins Ohr und ich schloss die Augen.
    »Warum wehrst du dich gegen mich?«, sagte er.
    Wieder entwand ich mich seinem Griff. »Juba meinte, du fändest mich nur interessant, weil du mich noch nicht erobert hast – und dass du mich vergisst, sobald es dir gelungen ist.«
    »Das klingt, als wäre jemand eifersüchtig.«
    »Er ist nicht eifersüchtig! In seinen Augen bin ich immer noch ein Kind.«
    Marcellus betrachtete meinen Mund. »Dann ist er ein Narr«, murmelte er.
    Ich wandte mich zur Tür, aber er griff nach meinem Handgelenk. »Warte. Muss ich dich daran erinnern, dass Caesar mich zu seinem Erben aufbaut?«
    Ich lachte. »Oh und soll mich das nun etwa direkt in deine Arme treiben?«
    Er zuckte mit den Schultern und grinste. »Nur wenn du Macht anziehend findest.«
    Macht. Ich hatte keine. Jedenfalls noch nicht. Und er würde sie eines Tages ganz haben. Er würde eines Tages das gesamte Römische Reich regieren. Ich dachte an die Vision während meiner Initiation. Sollte er etwa eine Rolle bei meiner Rückeroberung Ägyptens spielen?
    Ich blinzelte und betrachtete Marcellus mit neuen Augen. Vielleicht war die Hochzeit mit Gallus nur ein kleiner Schritt. Vielleicht brauchte ich einen mächtigen Verbündeten in Rom zum Schutz, wenn ich wieder in Ägypten war. Plötzlich erschien mir alles ganz klar. Ich konnte das tun, was Mutter getan hatte. Ich würde mich mit einem der Führer von Rom verbünden.
    Ich lächelte zu ihm empor und als er sich diesmal zu mir hinabbeugte, um mich zu küssen, reckte ich mich ihm entgegen, um seinen Kuss zu erwidern.
~  Kapitel 36  ~
    In dem Jahr, welches das 25. Jahr
der Regentschaft meiner Mutter gewesen wäre
Noch immer in meinem 15. Jahr
26 v.d.Z.
    Trotz meines Entschlusses mich mit Marcellus zu verbünden, musste ich vorsichtig sein. Wenn Juba recht hatte, würde er mich fallenlassen, sobald er mich »erobert« hatte. Deswegen ließ ich mich nicht ganz von ihm verführen. Mein Zögern schien seine Glut nur noch weiter anzufachen, was ich gleichzeitig aufregend und beängstigend fand.
    Ich überlegte, ob ich der Priesterin der Isis von meiner Verbindung mit Marcellus erzählen sollte. Würde sie es gutheißen? Oder würde sie es für ein unnötiges Risiko halten? Ich konnte sie nicht fragen, weil sie mich angewiesen hatte, nicht über unsere Pläne zu sprechen, auch nicht wenn ich Ptolis Grab besuchte. Sie würde mich kontaktieren, hatte sie gesagt, nie andersherum. Aber das Warten auf eine Nachricht von ihr war quälend.
    Und daher konnte ich nur mit Mühe das Zittern meiner Hände unterdrücken, als ich schließlich eine kurze Botschaft in demotischer Schrift, einer Schrift des Alten Ägyptens, in den Falten meiner frisch gewaschenen Tunika entdeckte.
     
    Abdruck von Caesars Siegel. Benötigt für Gallus. Statim.
     
    Ich stöhnte. Die Priesterin wollte, dass ich Octavians Siegel stahl? Aber das war unmöglich! Undenkbar! Dachte sie etwa, ich könnte einfach so beim Essen zu ihm gehen und ihn um seinen Ring bitten? Warum glaubte die Herrin von Capua, dass ich so etwas tun konnte?
    Ich ging in meinem Cubiculum auf und ab und bemühte mich, gleichmäßig zu atmen. Nach einer Weile erkannte ich, wozu wir eine Fälschung des Siegels brauchten. Gallus würde – ebenso wie unsere Verbündeten hier in Rom – höchstwahrscheinlich Dokumente fälschen müssen, um mögliche Verdachtsmomente zu zerstreuen, während unsere Pläne Gestalt annahmen. Aber diese Erkenntnis trug wenig dazu bei, meine Furcht vor der Schwierigkeit der Aufgabe zu mindern.
    Mehrere Abende lang entzündete ich, bevor ich zu Bett ging, ein Feuer in einer Tonschale vor einer kleinen Statue der Isis von Pharia, die ich aus Ägypten mitgebracht hatte. Ich nahm ein bisschen Weihrauch zwischen die Fingerspitzen und streute ihn in die Flammen, als Opfer für die Göttin. Ich betete um Hilfe:
     
    Du, die du uns den Weg zu den Sternen weist.
Du, die du alle Früchte der Welt wachsen lässt.
Ich

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