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Mondmilchgubel Kriminalroman

Titel: Mondmilchgubel Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Bodenmann
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flüstert, worauf dieser nickt und in der Menge verschwindet. Kurz darauf kommt er mit seiner Mutter im Schlepptau zurück. Die junge Asiatin mit dem makellosen Gesicht wendet sich anmutig der alten Frau zu.
    »Kaum ist Iris tot, lässt Kuno sich schon von einer anderen Frau bezirzen«, wendet sich Viktoria an Lisa.
    »Das Leben geht weiter, meine Liebe.«
    »Ich muss hier weg. Lass uns zum Friedhof gehen. Ich möchte Iris’ Grab sehen.« Das entspannte Lächeln auf Lisas Lippen missfällt ihr. »Bist du denn überhaupt nicht traurig?«
    »Doch, aber ich vertraue darauf, dass nichts ohne Grund geschieht, dass Iris’ Tod nicht einfach nur ein schreckliche Tragödie ist. Das stimmt mich versöhnlich.«
    Sie wendet sich ab. Was sie von Lisa trennt, die so sehr in sich zu ruhen scheint, ist der Glaube. Der Glaube daran, dass es keine Zufälle gibt, dass alle Ereignisse dem Prinzip der Kausalität folgen. Nein, denkt sie wütend, niemand hat das Recht, ein anderes Leben auszulöschen. Sie will, dass der Täter gefasst und bestraft wird. Jetzt mehr als je zuvor.
    »Ruf mich an, wenn du das Bedürfnis hast, über Iris zu sprechen.«
    »Ich muss zuerst mit mir ins Reine kommen.«
    Lisa nickt verständnisvoll. »Kuno hat wirklich keinen Aufwand gescheut. Der Chor war einfach wunderbar.«
    »Das Ganze kam mir vor wie eine Inszenierung«, erwidert sie bitter. »Komm, lass uns gehen, bevor sich die Menge auflöst.«
    Lisa hakt sich bei ihr ein. »Jetzt freue ich mich auf ein Glas Wein bei dir. Das wird uns beiden guttun. Ich bin gespannt auf dein Haus. Leider habe ich nicht viel Zeit, weil ich noch ein Seminar vorbereiten muss.«
    Beim Friedhofeingang bleibt Viktoria abrupt stehen. »Siehst du ihn?«
    »Wen?«, fragt Lisa erschrocken.
    »Der mit dem beigen Kaftan.«
    »Ach, ist das nicht Bruno?«
    »Dieser Typ hat hier nichts zu suchen!« Ihre Wut kehrt in aller Heftigkeit zurück. Sie sieht, wie Edelmann mit einem Strauß Rosen auf Iris’ Grab zuschreitet.

     
    Viktoria verschläft den Rest des Nachmittags. Gegen Abend wacht sie mit heftigen Kopfschmerzen auf. Was für ein verkorkster Tag, denkt sie verzweifelt. Ruhelos tigert sie in der Wohnung umher. Sie fühlt sich von einem gefährlichen, düsteren Taumel erfasst. Plötzlich wird ihr bewusst, dass sie heute noch nichts gegessen hat. Sie rafft sich auf und macht sich in der Küche zu schaffen. Während des Zwiebelhackens schweifen ihre Gedanken zu Möller. Wird sie ihn wohl je wiedersehen, wenn die Ermittlungen abgeschlossen sind? Sphinx miaut. Sie schubst ihn weg. Er bestraft sie mit einem gekränkten Blick. Sowie sie die Kalbsschnitzel aus dem Kühlschrank nimmt, ist er wieder zur Stelle. Den Schwanz artig drapiert, sitzt er da und wartet. Sie macht sich auf in den Garten, um dort ein paar Salbeiblätter zu pflücken. Da erblickt sie Möller, der im Begriff ist, aus seinem Auto zu steigen.
    »Haben Sie mein Essen gerochen?«
    Möller bleibt abrupt stehen. »Müssen Sie einen immer so erschrecken?«
    »Kommen Sie. In 15 Minuten können wir essen.« Sein Mund öffnet sich, doch sie lässt ihn nicht zu Wort kommen. »Ich bin froh, wenn ich nicht allein essen muss.«
    Während sie den Tisch deckt, lässt sich Möller auf den Sessel sinken. Sphinx leistet ihm dabei Gesellschaft.
    »Nicht einmal bei mir ist er so anhänglich.«
    »Alle Katzen mögen mich«, erwidert Möller augenzwinkernd.
    »Er ist keine Katze, sondern ein Kater.«
    »Nun, dann kann es nur an meiner positiven Ausstrahlung liegen.«
    »Bilden Sie sich ja nichts darauf ein. Wahrscheinlich verwechselt er Sie mit meinem verstorbenen Mann.« Ohne seine Antwort abzuwarten, kehrt sie in die Küche zurück, um die Schnitzel vorzubereiten. Als sie kurze Zeit später das Essen servieren will, ist Möller eingenickt. Sie betrachtet sein schlafendes, von Erschöpfung gezeichnetes Gesicht. Wie schön, wenn er immer hier wäre, denkt sie sehnsüchtig. Er zuckt zusammen, als sie sachte seinen Arm berührt.
    »Muss wohl eingeschlafen sein«, murmelt er und reibt sich verlegen die Augen.
    »Musik?«
    »Lieber nicht.«
    Sie serviert ihm das Essen, was er sichtlich genießt.
    »Der junge Honegger ist übrigens aus seinem Koma aufgewacht.«
    »Endlich eine gute Nachricht. Darauf müssen wir anstoßen.«
    »Unterdessen sollten Sie wissen, dass ich im Dienst nicht trinke.«
    »Und wie lange dauert Ihr Dienst?«
    Möller fixiert sie mit einem bezwingenden Blick. Dabei legt sich seine Stirn in Falten. »Sagen wir, bis 20

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